Österreichische Nationalbank
Diese Ziele verfolgt Trump mit der Zollpolitik

- Haben die USA doch einen großen Plan? Zwei Experten der österreichischen Nationalbank äußern ihre Vermutungen.
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Haben die USA doch einen großen Plan? Zwei Experten der österreichischen Nationalbank äußern ihre Vermutungen.
ÖSTERREICH. Am Donnerstag, 3. April, versetzte US-Präsident Donald Trump die Welt in Staunen und Entsetzen: Fast jedes Land bekam eine drastische Zollerhöhung, Trump sprach vor einem Tag der Gerechtigkeit, da man hohe Zollmauern, die andere Staaten gegenüber den USA auch hätten, kontern werde. Die EU wurde mit einem Zoll von 20 Prozent belegt, Großbritannien mit zehn Prozent, China mit 36 Prozent, Vietnam mit 46 Prozent usw.
Sehen auch viele Beobachterinnen und Beobachter in erster Linie ein impulsives Verhalten des Präsidenten, äußern zwei Experten der österreichischen Nationalbank nun eine andere Meinung: Die Ökonomen Paul Ramskogler und Wolfgang Pointner haben sich mit Trumps Berater Stephen Miran befasst und sehen dahinter eine ausgeklügelte Strategie. Demnach folge die Zollpolitik der Logik "Escalate to deescalate", soll heißen: Man wolle sich durch Drohungen in eine bessere Verhandlungsposition bringen.
Wechselkursanpassung soll erzwungen werden
Da Zölle die Einfuhren verteuern, führen sie oft zu höherer Inflation. Trumps Berater gehen davon aus, dass die Staaten, die viel in die USA liefern, ihre Marktanteile dort halten wollen und dass sie deshalb die Zölle durch eine Senkung ihres Währungs-Wechselkurses ausgleichen müssen. Wenn der Wechselkurs ungefähr um den gleichen Prozentsatz sinkt, um den die Zölle angehoben wurden, ändert sich der Preis der importierten Güter für die amerikanischen Konsumenten nicht.
Die erhoffte Wechselkursänderung des Dollars zur Verringerung des Leistungsbilanzdefizits bliebe dann aber auch aus, im Gegenteil der Dollar würde sogar noch gestärkt, so die Experten und weiter:
Als Präsident Trump 2018 Zölle auf chinesische Importe um 18 % erhöhte, wertete der Renminbi um 14 % gegen den Dollar ab und die betreffenden Importpreise stiegen daher nur um 4 %. Bei nur etwa 10 % der Konsumausgaben, die auf Importe entfallen, wäre der Inflationseffekt gering.
Zölle sollen den Experten zufolge langfristig die Rückverlagerung der Industrie in die USA fördern, vor allem in Sektoren wie Mikroelektronik oder Pharmazie. Die Zollpolitik soll auch machtpolitisch genutzt werden: Länder, die sicherheitspolitisch von der Militärmacht der USA profitieren, sollen künftig über Zölle die amerikanischen Verteidigungsausgaben mitfinanzieren.
Die weitreichenden Folgen eines Handelskonflikts, wenn andere Staaten ebenfalls Zölle gegen die USA einheben, scheinen in diesem Konzept auch nicht mitbedacht worden zu sein, so die Experten. Es handelt sich also in jedem Fall auch für die USA um ein riskantes Spiel, das Trump hier eingegangen ist. Falls es fehlschlägt, müssen dann in Zukunft die Bürgerinnen und Bürger dafür aufkommen.
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