Aktuelle Umfrage
Hälfte der Kleidung bleibt in Österreich ungetragen
Eine aktuelle Umfrage zum Kaufverhalten der Österreicherinnen und Österreicher wurde am Mittwoch bei einer Pressekonferenz von Greenpeace von Arbeiterkammer Wien (AK) vorgestellt. Im Schnitt geben Österreicherinnen und Österreicher 792 Euro jährlich für Kleidung aus. Die Hälfte dieser Kleidung wird jedoch nicht getragen. Die Auswirkungen der Textilindustrie auf das Klima wie auch soziale Auswirkungen auf Arbeiterinnen und Arbeiter sind immens, da sind sich Greenpeace und AK einig.
ÖSTERREICH. Laut Greenpeace und AK trägt die Textilbranche erheblich zur Klimakrise bei. Schätzungen zufolge sollen fünf bis zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen auf sie zurückzuführen sein. Allein die Erzeugung von Polyester auf Erdölbasis, das für Textilien verwendet wird, habe im Jahr 2015 rund 700 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verursacht, was den jährlichen Emissionen Mexikos entsprach.
Immenser Wasserverbrauch
Der Wasserverbrauch in der Textilproduktion sei ebenfalls immens - 93.000 Milliarden Liter pro Jahr, was etwa dem doppelten Fassungsvermögen des Bodensees entspricht. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur soll die globale Textilproduktion eine der Hauptursachen für Wasserverschmutzung sein und trägt zu 20 Prozent zur Verunreinigung der Meere, Seen und Flüsse bei.
In der Textilindustrie herrsche oft Armut: Hungerlöhne, gefährliche Arbeitsplätze, fehlende Jobsicherheit und Rechtsverbindlichkeit, Verletzung oder Mangel des Arbeitsrechts würden oft auf der Tagesordnung stehen. Auch würde es häufig zu Diskriminierung und Kinderarbeit kommen, Gewerkschaften könnten sich nur schlecht organisieren.
"Politik muss Notbremse ziehen"
"Das Fast Fashion Ungeheuer wird von Jahr zu Jahr größer und zerstört Umwelt sowie Lebensgrundlagen und Gesundheit von Menschen weltweit. Die Politik muss jetzt die Notbremse ziehen und die Konzerne zur Verantwortung ziehen. Verschwendungsexzesse wie die Vernichtung von neuer Ware müssen verboten und Verstöße gegen Umwelt- und Arbeitsrechte entlang der Lieferkette streng sanktioniert werden", so Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich.
In der Erhebung von AK und Greenpeace wurde untersucht, wie viel und wo die Österreicherinnen und Österreicher Kleidung kaufen, wie viel sie besitzen, wie lange sie sie tragen und welche Kriterien die Kaufentscheidung beeinflussen. Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Integral unter rund 1.500 Personen.
792 Euro im Jahr
Die Umfrage hat ergeben, dass die Befragten im Schnitt jährlich 792 Euro für Bekleidung ausgeben. Es stellte sich jedoch heraus, dass rund die Hälfte dieser gekauften Kleidung nur gelegentlich bis gar nicht getragen wird.
Die meisten Befragten gaben an, beim Kauf von Kleidung besonders auf Funktionalität (92 Prozent) sowie hohe Qualität und Verarbeitung (85 Prozent) zu achten. Auch der günstigste Preis ist für 78 Prozent ein wichtiger Kaufentscheidungsfaktor. Umwelt- und Sozialstandards werden dagegen von deutlich weniger Befragten (44 Prozent bzw. 40 Prozent) als wichtig erachtet.
Boom der Onlineshops
Am häufigsten kaufen Österreicherinnen und Österreicher in Filialen großer Modeketten wie H&M oder Zara (49 Prozent) sowie in Onlineshops oder aus Katalogen großer Anbieter wie Amazon oder Shein (48 Prozent) ein. Die Hälfte der Befragten gab an, dass der bequeme Einkauf online ein wichtiger Grund für diese Wahl ist.
92 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind sich einig, dass Menschen zu viel Kleidung kaufen. Die Befragten gaben an, im letzten Jahr im Durchschnitt 18 Kleidungsstücke gekauft zu haben, was jedoch deutlich unter den 50 bis 60 Kleidungsstücken pro Person und Jahr liegt, die in Handelsbilanzen aufgeführt werden.
Tipps der AK
Die Arbeiterkammer gibt Tipps, wie bewusster Modekonsum funktionieren kann:
- Reparieren (lassen): Kleine Löcher oder aufgerissene Nähte können selbst repariert bzw. in Schneidereien repariert werden lassen.
- Verschenken oder verkaufen: Kleidung, die man nicht mehr trägt, kann verkauft oder auf Second Hand-Plattformen verkauft werden.
- Second Hand: Kleidung muss nicht immer neu gekauft werden. Second Hand-Läden sind oft eine wahre Fundgrube für seltene Stücke, die oft auch kaum oder gar nicht getragen wurden.
- Qualität statt Quantität: Beim Kauf von neuer Ware sollte man auf hochwertige Kleidung achten. Es gibt auch Gütesiegel für Nachhaltigkeit - vertrauenswürdig sind hier zum Beispiel GOTS, IVN Best, EU Ecolabel, österreichisches Umweltzeichen und Blauer Engel.
- Bei Onlinebestellungen Retouren vermeiden: Retouren bei Online-Bestellungen führen zu hohen Umweltbelastungen, da sie häufig entsorgt werden. Den eigenen Körper vermessen und dadurch auf die Kleidergröße schließen kann helfen, Retouren zu vermeiden.
- Recycling: Alte Kleidung kann zur Wertstoffsammelstelle gebracht werden. Dort wird sie recycelt, beispielsweise in Putzlappen.
- Nicht in den Restmüll: Auch kaputte Textilien sollten nicht in den Restmüll gegeben werden, da sie dort einfach verbrannt werden.
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