Frauen in der Wirtschaft
"Keine Hürden, nur weil ich eine Frau bin!"

Katharina Bisset, Geschäftsführerin, Co-Founder NetzBeweis  | Foto: Wolfgang Lehner
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Hass im Netz, vor allem in sozialen Medien, ist allgegenwärtig. Katharina Bisset ist Juristin und Mitbegründerin von NetzBeweis, eine Firma die Hasspostings auf Twitter zu sichern, um diese Beweise später gegebenenfalls vor Gericht verwenden zu können. 

ÖSTERREICH. Hass im Netz kann jede(n) treffen. Das Startup NetzBeweis hilft Privaten kostenlos, wenn sie Opfer von Hasspostings & Co werden. Die Juristin und Co-Founderin der Firma, Katharina Bisset, erklärt, wie sie zu diesem Beruf gekommen ist, und macht anderen Frauen Mut, sich in einer vermeintlichen Männer-Domäne durchzusetzen.

MeinBezirk.at: Frau Bisset, wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Katharina Bisset: Ich wollte schon als Kind Rechtsanwältin werden, aber immer noch etwas „dazu“ machen. Das wurde die Technik und IT-Themen, die ich zu meiner Spezialisierung gemacht habe.

Was für eine Ausbildung haben Sie gemacht?
Ich habe Rechtswissenschaften studiert, dann war ich Rechtsanwaltsanwärterin und habe im Zuge dessen die Anwaltsprüfung abgelegt. Darüber hinaus habe ich einen MSc in Business Process Engineering und Management.

Sie arbeiten mit dem Thema Software-Startup und LegalTech in einer klassischen Männerdomäne - Ihre Mit-Gründer sind ebenfalls Männer. Wie tun Sie sich als Frau in dieser Branche?
Ich sehe meinen Beruf und meine Tätigkeiten nicht als Männerdomänen - gerade im LegalTech Bereich gibt es sehr viele und tolle Frauen, in der Praxis und unter den Gründerinnen. Bei NetzBeweis tu ich mir als einzige Geschäftsführerin natürlich leicht. Vereinzelt gibt es noch Veranstaltungen, die fast ausschließlich männliche Vortragende haben in dem Bereich, aber auch diese werden immer weniger. Im großen und ganzen sehe ich die Frauen in der LegalTech Szene sehr präsent.

Welche Tipps haben Sie für junge Frauen, die Erfolg haben wollen?
Immer wissbegierig sein, viel lernen, und immer wieder nachzufragen, wie man leben und arbeiten möchte. Nicht aufgeben.

Sind Sie für die Einführung einer 32-Stunden-Woche?
Ich bin dafür, dass die Idee, dass jeder Beruf ein Vollzeitjob sein muss, aufgebrochen wird. Mehr über den Wert einer Arbeit zu reden, als über die Stunden, die abgesessen werden. Das heißt, dass ich keinen Zwang in die eine oder andere Richtung befürworte. Ich bin auch für 20 und 33 und 12 und 39 Stunden, wenn dies zu dem jeweiligen Job passt. Stunden sollten genauso flexibel verhandelbar sein – wie das Gehalt.

Was braucht es in Österreich noch, um sich leichter damit zu tun, sich selbständig zu machen?
Es würde helfen, wenn es mehr Informationen über den Weg in die Selbstständigkeit geben würde. Von Modellen, die Selbstständigkeit neben einem Hauptberuf durchzuführen, zu Unterstützung und Hilfe, diesen Schritt zu kalkulieren.

Welche Hürden sehen Sie in Österreich, sich selbständig zu machen?
Ich persönlich sehe keine Hürden, die speziell österreichisch sind. Geld, Fähigkeiten, Produkt, etc. sind universelle Themen.

Welche Hürden sehen Sie in Österreich als Frau in der Wirtschaft?
Auch hier könnte ich keine besonderen Hürden sehen, nur weil ich eine Frau bin.

Haben Sie Kinder? Wenn ja, wie schaffen Sie die "Doppelbelastung“?
Wenn alle Männer diese Frage gestellt bekommen würden, oder ich stattdessen gefragt werden würde, ob die Geschäftsführung von drei Unternehmen eine „Doppel(dreifach-)belastung“ ist, würde es wahrscheinlich weniger als „Belastung“ angesehen werden.

Wie sehr nützen Sie Künstliche Intelligenz (KI) für Ihren täglichen Job, und glauben Sie, dass KI künftig Arbeitsplätze in Ihrer Branche ersetzen wird bzw. bereits ersetzt?
Die Rechtsberatung selbst wird eine KI nie vollständig ersetzen - sicher aber langweilige Tätigkeiten. Gerade weil Themen wie Datenschutz und Urheberrecht besonders für Anwältinnen extrem wichtig sind, kann KI nicht für alle Tätigkeiten verwendet werden. Erfahrung, Verständnis, und das, was eine gute Anwältin ausmacht, wird eine KI nie ganz ersetzen können.

Stellen Sie Lehrlinge in Ihrer Firma ein? Wenn nein, warum nicht?
Bei NetzBeweis arbeiten derzeit nur wir vier Gründer:innen, wir haben noch keine Angestellten. In meiner Rechtsanwaltskanzlei bilde ich den juristischen Nachwuchs aus - ob durch Rechtsanwaltsanwärterinnen, deutsche Referendarinnen oder Praktikantinnen.

Katharina Bisset ist selbstständige Rechtsanwältin, CEO und Co-Founder der NetzBeweis GmbH und der Nerds of Law. Davor war sie mehrere Jahre in großen IT-Unternehmen tätig. Ihre Spezialgebiete sind IT-, IP-, Medien- und Datenschutzrecht. Zusätzlich zur juristischen Ausbildung hat sie einen Master of Science in Engineering in Business Process Management and Engineering.

Auf www.netzbeweis.at kann von der betroffenen Stelle ein Screenshot erstellt werden, der in einem Bericht festgehalten wird. Dieser Bericht wird elektronisch signiert, sodass der Abrufzeitpunkt und die Unverfälschbarkeit des Berichts sichergestellt werden. Für private Nutzer, die von Hass im Netz betroffen sind, ist NetzBeweis kostenlos. Für Unternehmen oder Rechtsanwälte, die Beweise für ihre Kunden oder Mandanten erstellen möchten, ist die Nutzung kostenpflichtig. 
 
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