Tag der Arbeitslosen
Kritik an AMS wegen geplantem Algorithmus

Kritik an AMS wegen geplanter Logerithmen für Arbeitssuchende. | Foto: AMS Kitzbühel
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  • Kritik an AMS wegen geplanter Logerithmen für Arbeitssuchende.
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Das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) plant – nach einem Stop des Projekts – aus Einsparungsgründen den Einsatz eines Algorithmus, der Kundinnen und Kunden in verschiedene Kategorien einteilt, um Weiterbildungen zu ermöglichen, oder eben nicht, kritisieren Organisationen. Gefordert wird nun, dass künftig weiter Menschen, und nicht Computer über die Arbeit anderer Menschen urteilen.

ÖSTERREICH. Zum "Tag der Arbeitslosen 2022", der traditionell am Vorabend vom "Tag der Arbeit" am 1. Mai begangen wird, setzen sich Kritiker gegen ein automatisiertes System im AMS ein. Das neue Arbeitsmarkt-Chancen-Assistenzsystem (AMAS) berechnet auf Basis von Statistiken vergangener Jahre die zukünftigen Chancen von Arbeitssuchenden am Arbeitsmarkt. Die Arbeitssuchenden werden dabei anhand der Prognose ihrer „Integrationschance“ in drei Gruppen eingeteilt, denen unterschiedliche Ressourcen für Weiterbildung zugeteilt werden. 

Algorithmus gestoppt – Entscheidung ausständig

Die Datenschutzbehörde hatte im Sommer 2020 den geplanten österreichweiten Start des AMS-Algorithmus Anfang Jänner 2021 untersagt – wir haben berichtet. Nun wartet man auf die Entscheidung der obersten Gerichte auf eine Wiedereinführung des Systems, heißt es vom AMS auf Nachfrage gegenüber den RegionalMedien Austria. Trotzdem gehen nun Kritiker mit einer Schwerpunkt-Aufklärungskampagne auf die Straße. 

Studie über Auswirkungen des Algorithmus

Kritische Stimmen sprechen von einer "algorithmischen Verfestigung von Diskriminierung am Arbeitsmarkt". Das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften analysierte gemeinsam mit der TU Wien – für die Arbeiterkammer Oberösterreich – die technischen Funktionsweisen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Wie die Studie zeigt, hat der AMS-Algorithmus weitreichende Konsequenzen für Arbeitssuchende, AMS-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, sowie die Organisation AMS. 

Algorithmus als "gefährlicher Dammbruch"

Das System sei zudem ein falsches Signal für Menschen in Ausnahmesituationen, die individuelle Hilfe benötigen. Die Kriterien des Systems seien intransparent und die Daten, die die Grundlage bilden, zudem veraltet. Weiters sei solch ein Einsatz ein "gefährlicher Dammbruch", wenn zukünftig Maschinen über Menschen entscheiden, so die Kritiker. Letztendlich sei dann die Freigabe durch AMS-Mitarbeiterinnen und -mitarbeiter unter der Computerentscheidung, nur mehr eine Formsache.

Forderungen für mehr Effizienz beim AMS

Mit sieben konkreten Forderungen setzt sich die Grundrechtsorganisation epicenter.works mit einer Kampagne generell für die Abschaffung eines solchen, fast automatisierten und diskrimierenden Systems ein:

  • Menschen, und nicht Computer sollen entscheiden
  • Fähigkeiten fördern, statt Schwächen bestrafen
  • Mehr Ressourcen für das AMS
  • Recht auf Information
  • Umfassende Transparenz
  • Risikocheck für Algorithmen
  • Nur freiwillige Teilnahme am Algorithmus

Wie funktioniert der Algorithmus

Auf Basis von Statistiken vergangener Jahre werden die zukünftigen Chancen von Arbeitssuchenden am Arbeitsmarkt berechnet. Die Arbeitssuchenden werden dabei anhand der Prognose ihrer „Integrationschance“ in drei Gruppen eingeteilt, denen unterschiedliche Ressourcen für Weiterbildung zugeteilt werden. Das algorithmische System sucht dafür Zusammenhänge zwischen Merkmalen Arbeitssuchender und erfolgreicher Erwerbstätigkeit. Die Merkmale umfassen Alter, Staatengruppe, Geschlecht, Ausbildung, Betreuungspflichten und gesundheitliche Beeinträchtigung sowie vergangene Beschäftigung, Kontakte mit dem AMS und das Arbeitsmarktgeschehen am Wohnort. So will man vorwiegend in jene Jobsuchende investieren, bei denen die Fördermaßnahmen am wahrscheinlichsten zu einer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt führen.

Leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit

Aktuell sind 324.977 Personen beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet. 251.633 davon sind auf Jobsuche, 73.344 befinden sich in Schulungsmaßnahmen des AMS. Im Wochenvergleich ergibt sich damit ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit inklusive Schulungsteilnehmerinnen und Schulungsteilnehmern

Ökonomische Folgen des Kriegs

„Damit beobachten wir einen leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Gründe dafür sind hauptsächlich die durch den Krieg in der Ukraine ausgelösten Effekte auf die Wirtschaft und die durch den Angriffskrieg notwendig gewordenen wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland“, so Arbeitsminister Martin Kocher zum Status Quo bei der Arbeitslosigkeit.

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