Umfrage zeigt
Mehr als ein Drittel vertraut kaum Nachhaltigkeitssiegeln
Zum ersten Mal hat der Handelsverband in einer breit angelegten Konsumentenstudie untersucht, wie wichtig den Konsumenten Themen wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind. Die Hälfte der Befragten gibt darin an, auf einen eher niedrigen Preis Wert zu legen, aber auch eine hohe Produktqualität sowie Regionalität sind wichtige Kriterien.
ÖSTERREICH. Jeder Zweite gab die höheren Preise der Produkte als Grund an, weniger nachhaltig zu handeln. In der Gruppe 18-29 ist die Bereitschaft, mehr Geld auszugeben, noch eher ausgeprägt. Nach dem Preis scheitert es häufig an der Bequemlichkeit: Ein Drittel möchte ungern auf Komfort wie Auto, Flugreisen oder den Wäschetrockner verzichten. Auch hier sind Jüngere eher bereit, beispielsweise auf Fleisch zu verzichten und mehr Geld für nachhaltigen Konsum auszugegeben. Bei der älteren Bevölkerungsgruppe herrscht dafür eine höhere Bereitschaft auf Fast Fashion oder Reisen zu verzichten. "Besonders ältere Personen geben eine hohe Achtsamkeit in vielen Nachhaltigkeitsbereichen an", so Nikolaus Köchelhuber, Managing Director bei der Beratungsorganisation "EY Österreich" bei der Präsentation der Studie.
Für den "Sustainable Commerce Report" wurden im Zeitraum von 5. bis 17. August 2021 österreichweit unter 1.014 Konsumentinnen und Konsumenten im Alter von 18 bis 69 Jahren sowie 81 Mitgliedern des Handelsverbandes Online-Befragungen durchgeführt.
Es braucht mehr Transparenz
Als dritter Hemmschuh wird häufig fehlende Transparenz genannt. Jeder Fünfte weiß zu wenig Bescheid, was man als Einzelperson tun kann, um nachhaltiger zu konsumieren. Diese Zahlen belegen eindeutig, "dass Konsumenten durchaus bereit sind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten für nachhaltige Produkte mehr auszugeben, wenn sie denn wissen wofür", meint Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Nachhaltigkeitssiegeln verunsichern
Es scheitert jedoch primär an der Flut an Gütesiegeln. Nur vier zehn von Personen verlassen sich auf Nachhaltigkeitssiegeln, mehr als ein Drittel ist sich diesbezüglich unsicher, lautet das Ergebnis der Studie. Für Nikolaus Köchelhuber ist es logisch, dass sich die Konsumenten "lost" fühlen. Der Handel müsse das ernüchternde Ergebnis als Auftrag sehen, mehr Transparenz zu bieten.
Mieten statt Kaufen als Alternative
Mit einem "Nachhaltigkeitsbonusprogramm", beispielsweise in Form von geldwerten Vorteilen könnte man Konsumenten zu nachhaltigerem Verhalten bringen. Rund 70 Prozent der Befragten würden laut ihm ein solches Anreizsystem befürworten. Auch Mieten statt Kaufen können sich 40 Prozent der Befragten vorstellen. Neben Sportprodukten und Autos kommen dafür mittlerweile auch Haushaltsgeräte in Frage. Nachhaltigkeit öffne somit gänzlich neue Geschäftsmodelle und Umsatzchancen für Unternehmen, gibt Köchelhuber zu bedenken.
Mangelndes Kapital größte Hürde
Diesen Entwicklungen tragen die 81 befragten Händler mittlerweile Rechnung. Nachhaltigkeit ist zudem in immer mehr Unternehmen zur Chefsache geworden. "85 Prozent der Handelsunternehmen geben an, dass es Vorstand, Geschäftsführung oder Eigentümer sind, die beim Thema Nachhaltigkeit Verantwortung haben. So eine Frage wäre sicher vor zehn Jahren anders beantwortet worden", so Martin Unger von "EY Österreich". Besonders bei Lebensmittelhändlern und Modehändlern spiele Nachhaltigkeit eine enorm wichtige Rolle. Die Händler wünschen sich vor allem mehr Kapital für Investitionen, um den Schwung auch nach der Pandemie mitzunehmen.
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