Trend zu E-Autos und SUV
PKW-Neuzulassungen auf niedrigsten Wert seit 37 Jahren

Die Neuzulassungen alternativ betriebener Pkw sind weiter stark gestiegen | Foto: pixabay
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In Österreich wurden 2021 noch einmal weniger Autos neu zugelassen als 2020. Damit liegen die Pkw-Neuzulassungen um 27,2 Prozen) unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019 und somit auf dem niedrigsten Wert seit 37 Jahren. 

ÖSTERREICH. Insgesamt 239.803 neue Pkw auf heimischen Straßen bedeuten laut Statistik Austria ein Minus von 3,6 Prozent zum Vorjahr. Auch heuer dürfte es nicht spürbar besser werden, erwarten Autoimporteure und Fahrzeughandel. Deutlich ist aber der Trend zu E-Autos und hochmotorisierten SUV.

Trend zu E-Autos

Entgegen dem rückläufigen allgemeinen Trend sind die Zulassungen von Pkw mit "alternativen Antrieb" gestiegen. "Während sich die Zulassungszahlen von Benzinern und vor allem von Diesel-Pkw deutlich rückläufig entwickelten, legte die Zahl der mit alternativen Kraftstoffen betriebenen Pkw um beinahe das Doppelte auf 90.062 Fahrzeuge zu“, erläuterte Peter Laimer, Kfz-Experte der Statistik Austria, am Montag bei einer virtuellen Pressekonferenz. 

Diese Zunahme ist vor allem auf Neuzulassungen von Benzin-Hybrid-Pkw und ausschließlich elektrisch betriebene Pkw zurückzuführen, die jeweils überdurchschnittliche Zuwächse verzeichneten (+69,6 Prozent auf 43.051 Fahrzeuge bzw. +108,9 Prozent auf 33.366 Fahrzeuge). 

Dieser Trend sei aber noch kaum bei Privatpersonen angekommen - 84 Prozent der E-Autos sind von Firmen zugelassen worden, sagte Peter Laimer, Kfz-Experte der Statistik Austria, am Montag bei der Präsentation der Jahreszahlen.

Laut Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure und Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums des Fahrzeughandels fehle es an Lademöglichkeiten und der "Tarifdschungel" an den öffentlichen Ladestationen ist für Privatpersonen nicht zu durchschauen. Das hindere Privatpersonen noch daran, auf ein Elektroauto umzusteigen. "Der private Markt für Elektromobilität will nicht so richtig in die Gänge kommen", so Kerle.

Neuzulassungen: SUVs gefragt

Zweifel an der großen Ökologisierung lässt auch die Fahrzeugauswahl der Österreicherinnen und Österreicher aufkommen: Denn 40 Prozent der Neufahrzeuge sind SUV bzw. Geländewagen, in diesem Segment gab es auch entgegen dem allgemeinen Trend einen Zuwachs um fast ein Fünftel, so Laimer. Das spiegle sich bei den Motorleistungen: In der Hubraumklasse 3.500 bis 4.000 ccm gab es einen Zuwachs um 15 Prozent.

Aus Sicht der Branchenvertreter hat das aber nicht nur mit der Nachfrage der Kunden zu tun. Vielmehr seien die Autofirmen daran interessiert, mit den knappen Chips zuerst E-Autos auszuliefern, um Schadenersatzzahlungen wegen eines zu hohen CO2-Ausstoßes der Flotte zu vermeiden und dann hochpreisige Fahrzeuge mit hoher Gewinnmarge. Bei billigeren Kleinfahrzeugen gebe es hingegen Lieferzeiten bis zu einem Jahr.

Wohl auch 2022 ein schwieriges Jahr

Die Knappheit habe dazu geführt, dass vor allem Firmen auf die bisher üblichen üppigen Rabatte beim Fahrzeugkauf verzichten müssen. Private würden das weniger stark spüren, so Edelsbrunner. Da es kaum mehr Rabatte gebe, sei auch nicht mit weiteren Kürzungen - und dadurch entstehenden Preissteigerungen - zu rechnen. Bei den Gebrauchtwagen gebe es Preiserhöhungen von 10 bis 15 Prozent. Der Fahrzeughandel bekomme auch zu spüren, dass Kunden heute oft ein Auto doch noch reparieren lassen, statt ein neues zu kaufen oder einen Leasingvertrag verlängern, statt einen neuen zu starten.

"Emissionsfreie E-Autos sind die Zukunft auf unseren Straßen", so Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). | Foto: BKA/Florian Schrötter
  • "Emissionsfreie E-Autos sind die Zukunft auf unseren Straßen", so Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne).
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"Wir gehen davon aus, dass auch 2022 ein sehr schwieriges Jahr wird", sagt Kerle. Denn die Covid-Pandemie sei noch nicht vorbei und auch die Halbleiterengpässe dürften das ganze Jahr dauern. Auch Edelsbrunner erwartet eine Stagnation des Marktes auf dem aktuell niedrigen Niveau und rund 240.000 Neuzulassungen für 2022. Es werde wohl noch Jahre dauern, bis das frühere Niveau wieder erreicht wird. "Dennoch blicken wir positiv in die Zukunft" so Kerle.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) erklärte in einer Aussendung dazu, dass sich der Anteil der E-Autos an allen Neuzulassungen im Vergleich zu 2020 verdoppelt habe. "Emissionsfreie E-Autos sind die Zukunft auf unseren Straßen", so die Ministerin. Förderungen für E-Autos hätten daran einen wichtigen Anteil und würden daher auch 2020 fortgeführt. So würden emissionsfreie Pkws für Privatpersonen mit 5000 Euro gefördert. Der Fachhandel beklagt allerdings die Halbierung der Förderung für E-Firmenautos - das könnte die Bestellungen dämpfen. 

VW vor Skoda und BMW

Unter den zehn wichtigsten Marken 2021, die zusammen 66,2 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen ausmachten, blieb VW mit einem Anteil von 15 Prozent Marktführer, gefolgt von Skoda (Anteil: 9,1 Prozent), BMW (Anteil: 6,5 Prozent) und Seat (Anteil: 6,3 Prozent). Im Vergleich zum Vorjahr konnten Audi (+13,1 Prozent) und Fiat (+10,2 Prozent) Zuwächse verzeichnen. Rückgänge wurden bei Renault (-16,8 Prozent), Ford (-13,6 Prozent), Hyundai (-8,6 Prozent), Skoda (-7,6Prozent), VW (-6,0 Prozent), Seat (-4,8 Prozent), Mercedes (-3,4 Prozent) und BMW (-1,2Prozent) beobachtet.

Gebrauchtwagenzulassungen im Plus

Im Vorjahr1 legten die Gebrauchtzulassungen von Pkw mit 871.065 um 3,6 Prozent zu. Die Gebrauchtzulassungen von Benzin-Pkw  und Diesel-Pkw stiegen nur geringfügig, während sich die Gebrauchtzulassungen von Pkw mit alternativen Antrieben verdoppelten. Insgesamt wurden 1.096.177 gebrauchte Kfz zum Verkehr zugelassen, um 4,5% mehr als 2020.

Die Neuzulassungen alternativ betriebener Pkw sind weiter stark gestiegen | Foto: pixabay
"Emissionsfreie E-Autos sind die Zukunft auf unseren Straßen", so Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). | Foto: BKA/Florian Schrötter

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