Sorge vor Bankenkollaps
So wahrscheinlich ist die nächste Finanzkrise

Eine Bankenkrise dürfte vorerst abgewendet worden sein – Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) ist angesichts der aktuellen Lage jedenfalls entspannt.  | Foto: Energepic/Pexels
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  • Eine Bankenkrise dürfte vorerst abgewendet worden sein – Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) ist angesichts der aktuellen Lage jedenfalls entspannt.
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Seit der Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank und der milliardenschweren Notübernahme der Credit Suisse geht die Sorge vor einem größeren Bankenkollaps um. Viele Beobachterinnen und Beobachter fühlten sich bereits an den Ausbruch der letzten globalen Finanzkrise von 2008 erinnert. Österreichs Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) beruhigte nun allerdings. Er glaubt nicht an eine Wiederholung und verweist auf eine Weiterentwicklung des Bankensektors. 

ÖSTERREICH. Für kurze Zeit sah es nach einer möglichen Finanzkrise 2.0 aus. Die Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank wurde mancherorts bereits als ein Vorzeichen für einen größeren Bankenkollaps gedeutet und in der Finanzwelt machten sich Sorgen über die Stabilität des gesamten Sektors breit. In Europa erfasste die Schockwelle kurze Zeit später die schon zuvor angeschlagene Credit Suisse, die zweitgrößte Bank der Schweiz, und brachte diese in weitreichende Turbulenzen. Nur mithilfe einer milliardenschweren Notübernahme durch die Schweizer Großbank UBS wurde verhindert, dass womöglich weitere Banken mitgerissen werden.

Vorerst scheint ein größerer Kollaps abgewendet. Österreichs Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) ist trotz der aktuellen Turbulenzen jedenfalls entspannt und glaubt nicht an eine drohende Krise.

"Richtige Lehren aus 2008"

Die gesamte Branche sei "viel stabiler aufgestellt" als 2008, erklärte Kocher am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. "Ich bin eigentlich recht gelassen. Es gab eine rasche Reaktion", so der Minister weiter. 

Kocher ist überzeugt, man habe die richtigen Lehren aus der letzten Finanzkrise gezogen: "Es gibt mehr Kontrolle durch die Aufsichten. Die Notenbanken sind vorsichtiger, reagieren rascher", erklärte er. Die Voraussetzungen seien "viel besser" als 2008. "Ich glaube, dass das System grundsätzlich stabil ist", sagte Kocher.

Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) zeigt sich von den Turbulenzen am Finanzmarkt weitestgehend unbeeindruckt.  | Foto: Andy Wenzel/bka
  • Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) zeigt sich von den Turbulenzen am Finanzmarkt weitestgehend unbeeindruckt.
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Nur einzelne Banken betroffen

Man sehe zwar, dass sich einzelne Banken bei steigenden Zinsen "nicht mehr ganz so leicht tun" würden. Aber "solange es nur einzelne Banken sind, ist es auch für ein Wirtschaftssystem kein großes Problem", so der Minister. 

Wenn die Verunsicherung sich ausbreite, dann könnten auch relativ stabile Banken in Bedrängnis kommen, erklärte Wirtschaftswissenschaftler Teodoro Cocca gegenüber dem ORF. Er glaube aber nicht, dass das so weit gehen würde, dass österreichische Banken stärker betroffen wären, weil die im Bereich Investment-Banking, das das Problem der Credit Suisse war, nicht so bedeutende Aktivitäten hätten, sagte der Finanzexperte.

EZB erhöhte Leitzins trotz Turbulenzen

Erst vergangene Woche erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts der nach wie vor hohen Inflationsrate und trotz der Turbulenzen im Finanzsektor den Leitzins auf nunmehr 3,5 Prozent. Es war ein nicht unumstrittener Schritt. Einige Expertinnen und Experten hatten die Sorge, dass aufgrund der neuerlichen Anhebung – es war die sechste seit der Zinswende im Juli 2022 – weitere Banken in Probleme geraten könnten. Der sogenannte Einlagensatz – das ist der Zinssatz, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB bekommen – wurde indes von 2,5 auf 3,0 Prozent angehoben.

Die Europäische Zentralbank in Frankfurt erhöhte die Zinsen im Euro-Raum vergangene Woche erneut um 0,5 Prozentpunkte. | Foto: Pixabay
  • Die Europäische Zentralbank in Frankfurt erhöhte die Zinsen im Euro-Raum vergangene Woche erneut um 0,5 Prozentpunkte.
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Bankensektor im Euroraum "widerstandsfähig" 

Der EZB-Rat versicherte vergangene Woche, dass die aktuellen Marktspannungen genau beobachtet werden. Gegebenenfalls sei man bereit, so zu reagieren, wie erforderlich, um Preis- und Finanzstabilität im Euroraum zu wahren, hieß es vonseiten der EZB.

"Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig: Kapital- und Liquiditätspositionen sind solide. In jedem Fall verfügt die EZB über alle geldpolitischen Instrumente, um das Finanzsystem des Euroraums erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik aufrechtzuerhalten", versichert die EZB zudem. 

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