600 Jobs weg
Uniqa-Chef entschuldigt sich bei Mitarbeitern

Uniqa CEO Andreas Brandstetter (51) aus Schönberg am Kamp (Niederösterreich)  | Foto: Uniqa
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Nachdem am Mittwoch bekannt geworden ist, dass durch Umstrukturierungen beim österreichischen Versicherungskonzern Uniqa 600 Arbeitsplätze flöten gehen, hat sich der Vorstand in einer Ansprache bei den Mitarbeitern am Donnerstag für die missglückte Kommunikation entschuldigt. Zudem gab Uniqa die Schließung von rund einem Drittel aller Standorte in Österreich bekannt.

ÖSTERREICH. Schock bei den Tausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Uniqa-Konzerns am Mittwoch: Über die Medien mussten diese erfahren, dass ihr Arbeitgeber beschlossen hat, 600 Jobs abzubauen. Das ist für österreichische Verhältnisse eine große Menge - und das noch dazu kurz vor Weihnachten und in einer Zeit, die ohnehin schon durch die Pandemie von Unsicherheit und finanziellen Nöten geprägt ist.

Andreas Brandstetter, bis Mai 2020 Vorstandsvorsitzender der Uniqa Insurance Group AG und seit 1. Juli 2020 Vorstandsvorsitzender der UNIQA Österreich Versicherungen AG, bedauerte am Donnerstag vor der Belegschaft den Kommunikationsablauf. Er wies aber daraufhin, dass es aus aktienrechtlichen Gründen absolut bindend sei, solche Beschlüsse zuerst unmittelbar der Börse zu kommunizieren.

150 Jobs fallen durch "natürlichen Abgang" weg

Die Stellen werden in den kommenden zwei Jahren hauptsächlich in Österreich gestrichen. Hintergrund: Die Uniqa Gruppe wolle sich noch kundenorientierter aufstellen sowie interne Abläufe einfacher, effizienter und kostengünstiger gestalten. Der Personalabbau soll in möglichst großem Umfang durch natürlichen Abgang (150 Mitarbeiter) und einvernehmliche Vertragsauflösungen (450 Mitarbeiter) erreicht werden. Frei werdende Stellen sollen also nicht nachbesetzt werden. Ein Sozialplan sei vereinbart worden, hieß es in einer Aussendung. Betroffen vom Abbau ist vor allem Österreich, wo rund 6.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. 

Vergangene Eckpunkte

In einer Aussendung am Donnerstag gab Uniqa bekannt, dass das Unternehmen in den letzten neun Jahren die Anzahl der Kunden von 7,5 auf 15 Millionen verdoppelte, sich vom Nicht-Kerngeschäft trennte, die Profitabilität in beiden Kernmärkten Österreich und CEE deutlich verbesserte, ein langfristiges Investitionsprogramm in IT und Digitalisierung lancierte, die Eigenkapitalbasis erheblich stärkte, und eine europaweit starke Solvenzquote von 215 Prozent aufwies und zudem die Dividende pro Aktie siebenmal in Folge erhöhte.

Aktuelle Situation

Die ersten drei Quartale 2020 verliefen trotz COVID-19 erfreulich, verlautete das Unternehmen: Mit verrechneten Prämien von 4.091,2 Millionen Euro und einem gegenüber 2019 fast unveränderten Ergebnis vor Steuern von 214 Millionen Euro habe man die ersten drei Quartale 2020 – mitten in der COVID-19-Krise – erfolgreich abgeschlossen. Nach einem negativen EGT für das erste Quartal und einem bereits deutlich verbesserten Ergebnis für das zweite erwirtschaftete die Gruppe alleine für die drei Monate von Juli bis September ein äußerst zufrieden stellendes EGT von 159 Millionen Euro.

Das versicherungstechnische Kerngeschäft von UNIQA verlief weiter erfreulich und verdoppelte sich in den ersten drei Quartalen auf 124,9 Millionen Euro. Darin sind außerordentliche Aufwendungen von rund 70 Millionen Euro an zusätzlichen Versicherungsleistungen für COVID-19-bedingte Betriebsunterbrechungen und abgesagte Veranstaltungen enthalten. Die Combined Ratio blieb mit 95,9% konstant.

Schließung von einem Drittel aller Standorte, Ausblick 

Für den Abbau von 600 Stellen in Österreich sowie die Schließung von rund einem Drittel aller Standorte in Österreich bildet UNIQA im vierten Quartal eine einmalige Rückstellung für Restrukturierungen in der Höhe von 110 Millionen Euro, die das Jahresergebnis 2020 reduzieren wird. Gleichzeitig hat die Neubewertung aller Geschäftspläne Wertminderungen auf Firmenwerte in Rumänien, Bulgarien und Serbien in der Höhe von rund 100 Millionen Euro ausgelöst, die ebenfalls das Jahresergebnis 2020 belasten werden. Angesichts der COVID-19-bedingten, volatilen Entwicklung der Wirtschaftslage ist eine detaillierte Prognose für das Jahresergebnis 2020 derzeit nicht möglich.

Uniqa 3.0 und neues Gesundheitsunternehmen SanusX

Diese einmaligen Restrukturierungsaufwendungen stehen am Beginn des Strategieprogramms „UNIQA 3.0 – Seeding The Future“, das von 2021 bis 2025 läuft, heißt es vonseiten des Versicherers. Basierend auf einem tief gehenden Programm zur Kostensenkung in Österreich und zur weiteren Profitstabilisierung des Kerngeschäfts richte sich das Unternehen radikal kundenorientiert aus. Das Unternehmen investiere unverändert stark in die drei Zukunftsthemen: Digitalisierung, IT und Data. Zudem forciere man weitere Beteiligungen des Tochterunternehmens UNIQA Ventures in Insur- und Fintechs, expandiere mit dem digitalen Versicherungsunternehmen „Cherrisk“ (www.cherrisk.com) nach Deutschland und gründe für das Ökosystem Gesundheit ein neues Tochterunternehmen SanusX (www.sanusx.com). 

Aufgrund der geplanten Maßnahmen - die hauptsächlich die Reduktion der Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Österreich umfassen - werde es im Konzernabschluss des Geschäftsjahres 2020 zu Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen im Betrag von bis zu rund 110 Millionen Euro kommen. Diesen Aufwendungen stehen zukünftig angestrebte Einsparungen von jährlich bis zu rund 50 Millionen Euro gegenüber. "Die Beschlussfassung über das Strategieprogramm UNIQA 3.0 bedeutet auch eine Überprüfung unserer mittelfristigen Planung und wird vorbehaltlich wesentlicher Änderungen in den Kapitalkostenparametern für das Geschäftsjahr 2020 Wertminderungen auf Firmenwerte der Länder Serbien, Bulgarien und Rumänien in der Höhe von ungefähr 100 Millionen Euro auslösen", heißt es in einer Aussendung.

Aufgrund der anhaltend hohen Unsicherheiten hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen könne UNIQA aktuell keine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 geben.

Versicherer Uniqa streicht rund 600 Stellen
Uniqa CEO Andreas Brandstetter (51) aus Schönberg am Kamp (Niederösterreich)  | Foto: Uniqa
Der österreichische Versicherer Uniqa teilte am Mittwoch mit, dass das Unternehmen bis 2022 600 Jobs abbaut. Im Bild der Uniqa Tower am Wiener Donau-Kanal.  | Foto: Uniqa

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