Kontroverse
Urlaub statt Krankenstand – Forderung stößt auf breite Kritik

- Geht es nach dem Wirtschaftsvertreter, soll für Kurzzeit-Krankenstände, die bis zu drei Tage dauern, künftig kein Krankenstandstag mehr genutzt werden können.
- Foto: AllaSerebrina/panthermedia
- hochgeladen von Marlene Mülleder
Wer weniger als drei Tage krank ist, soll dafür Urlaub oder Zeitausgleich nehmen müssen. Mit diesem Vorschlag ließ ein Kärntner Wirtschaftsvertreter kürzlich aufhorchen und stieß damit auf scharfe Kritik, sogar aus den eigenen Reihen. Nun rudert der Gastronom zurück.
ÖSTERREICH. Die Nase rinnt, die Glieder schmerzen und der ganze Körper ist von einer bleiernen Müdigkeit erfasst: So oder so ähnlich fühlt sich ein grippaler Infekt an. An Arbeit ist unter diesen Umständen nicht zu denken, es gilt, das Bett zu hüten. Rund 270.000 Menschen befanden sich laut Zahlen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) in der vergangenen Woche im Krankenstand. Aber ist der Krankenstand ein Privileg, das eigentlich abgeschafft gehört?
Der Kärntner Wirtschaftskammer-Gastro-Obmann Stefan Sternad beantwortet diese Frage kürzlich so: "Ich möchte eine sachliche Diskussion darüber anstoßen, ob es überhaupt Krankenstände unter drei Tagen geben sollte – oder ob man diese Zeitspanne mit Zeitausgleich, Urlaub oder Ähnlichem ausgleicht. Ab dem vierten Tag im Krankenstand sollen die Sozialversicherungsträger zahlen", so Sternad gegenüber der "Krone".
Urlaub statt Krankenstand
Geht es nach dem Wirtschaftsvertreter, soll für Kurzzeit-Krankenstände, die bis zu drei Tage dauern, künftig also kein Krankenstandstag mehr genutzt werden können. Stattdessen sollen Angestellte Urlaub oder Zeitausgleich nehmen müssen. Die Kurzzeitkrankenstände würden Unternehmen nämlich stark belasten, wie Sternad argumentierte.
Seine Forderung brachte dem Gastronomen viel Kritik ein, sogar aus den eigenen Reihen. "Es steht für uns außer Frage, dass sich kranke Arbeitnehmer zu Hause auskurieren können, ohne sich dafür Urlaub nehmen zu müssen – an diesem Grundprinzip des Krankenstands ist nicht zu rütteln. Hier ist der Kärntner Kollege eindeutig über das Ziel hinausgeschossen", kritisierte etwa Mario Pulker, Obmann des Fachverbandes Gastronomie der WKÖ.
Gesundes Arbeitsumfeld
Die Welle an Kritik bewegte Sternad nun offenbar dazu, zurückzurudern: "Ich möchte klarstellen: Es geht nicht darum, Menschen krank in die Arbeit zu schicken, sondern darum, Missbrauch einzudämmen", sagte er in einem neuerlichen Gespräch mit der "Krone". Der Gastronom ortet aber weiterhin großen Reformbedarf: "Krankenstandmissbrauch ist kein Kavaliersdelikt, er bedroht ganze Existenzen."
In Österreich sind in der Regel die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber für die Entgeltfortzahlung während eines Krankenstands zuständig. Je nach Dauer des Arbeitsverhältnisses gibt es im Krankenstand bis zu zwölf Wochen lang das volle Entgelt. Arbeitsrechtler sehen die aktuelle Debatte fehlgeleitet. Laut ihnen sollten sich die Überlegungen eher darum drehen, wie man den Arbeitsalltag der Menschen so gestalten kann, damit sie gesund bleiben und gar nicht erst in den Krankenstand gehen müssen.
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