Krebserregend
Wirbel um geplante Warnhinweise auf Bier und Wein
Das EU-Parlament diskutiert ein schon länger umstrittenes Vorhaben, Warnhinweise auf alkoholische Getränke zu geben, ähnlich den Warnhinweisen auf Zigarettenpackerln. Grund: Alkohol erhöht laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Krebsrisiko. Die Verordnung soll ein Puzzleteil der europaweiten Maßnahmen zur Krebsbekämpfung sein. Für die FPÖ gehen die Hinweise zu weit. Gastro-Fachfrau und EU-Abgeordnete Sarah Wiener hingegen fordert konkrete und strengere Maßnahmen gegen die "Alltagsdroge" Alkohol.
Ein Bericht des Europaparlaments gelangt am Mittwoch zur Abstimmung. Konkret fordert der Sonderausschuss zur Krebsbekämpfung des EU-Parlaments als Teil eines breiten Maßnahmenpakets, dass Warnhinweise auf alkoholischen Getränken Pflicht werden sollen. Hintergrund ist, dass Alkohol laut WHO das Krebsrisiko erhöhe.
Warnungen und strenge Werberegeln
Wein soll demnach nach nicht als "giftiges Produkt" gekennzeichnet werden, mit dem Hinweis, dass das Getränk seit der Antike ein Teil der europäischen Kultur sei. Vielmehr soll auf die Rolle von missbräuchlichem Alkoholkonsum in Bezug auf Krebserkrankungen verwiesen und Werbung auf Alkohol generell limitiert werden.
Missbräuchlicher Handel
Außerdem sollen im neuen Aktionsplan strengere Regeln für den Fernabsatz durch Privatpersonen und die Besteuerung überprüft werden – also das Kaufen von hartem Alkohol im Ausland, wo niedrigere Steuern gelten.
Wirbel um abgeänderten Bericht
Die österreichische Weinwirtschaft machte im Vorfeld Stimmung, weil im Bericht, der im Vorfeld verfasst wurde, betont werden sollte, dass es keinen unbedenklichen Alkoholkonsum gebe, sondern dieser laut WHO-Studien immer mit einem bestimmten Gesundheitsrisiko einhergehe. Sarah Wiener, Abgeordnete im EU-Parlament : „Der Bericht des Parlaments hat die Risiken von Alkoholkonsum klar ausgesprochen und das gefällt der Weinindustrie natürlich gar nicht. Also wollte man den Text mit gezielter Lobbyarbeit schwächen und hat dafür auch flugs Unterstützung im Lager der Konservativen gefunden.“
Nach Änderungsanträgen der EVP-Fraktion lese man jetzt in diesem Bericht, dass nur ‚schädlicher‘ Alkoholkonsum erhöhtes Krebsrisiko bringe. Zudem hätte der Text ursprünglich auch den Plan der Kommission unterstützt, Alkohol mit Gesundheitswarnhinweisen zu versehen. Das sei kurzerhand zu „Informationen über den moderaten und verantwortungsvollen Alkoholkonsum“ abgeschwächt worden.
"Alkohol ist gefährliche Suchtdroge!"
Wiener: „Diese Änderungen zeigen einmal mehr, wie rücksichtslos hier gegen öffentliche Interessen lobbyiert wird. Klar, wir sind alle mit dem Glaserl Bier oder dem Schoppen Wein kulturell erzogen worden, aber dennoch und gerade deshalb müssen wir uns eingestehen, dass Alkohol nicht nur Krankheitsverursacher, sondern auch eine gefährliche Suchtdroge ist. Laut Studien der WHO sterben jährlich 290.000 Menschen in Europa an den Folgen ihres Alkoholkonsums. Darüber sollten wir dringend reden. Aber stattdessen propagiert der Bericht des Parlaments nun, dass unser Trinkverhalten auch risikofrei sein kann."
11 Prozent der Österreicher "problematisches Trinkverhalten"
Tatsächlich würden rund elf Prozent der österreichischen Gesamtbevölkerung ein problematisches Trinkverhalten aufweisen, obwohl Alkohol in Bezug auf Krebs sogar Risikofaktor Nummer 1 sei. Fast ein Drittel der alkoholbedingten Todesfälle gehen auf eine Krebserkrankung zurück. Wiener: „Der durchschnittliche Österreicher trinkt mehr als eine Badewanne Bier im Jahr. Das sind ungefähr 240 Liter. Solche Zahlen kann man sich nicht schön saufen, auch wenn die Alkohol-Lobby das nach Kräften versucht. Es braucht konkrete Maßnahmen gegen die Alltagsdroge Alkohol. Deshalb ist es entscheidend, dass die Vorschläge aus dem Aktionsplan der Kommission, wie Warnhinweise und Einschränkungen im Marketing, auch umgesetzt werden. Gesundheit und Vernunft müssen immer über Profit stehen.“
Ärger vonseiten der FPÖ
FPÖ-Delegationsleiter Harald Vilimsky zeigte sich im Vorfeld empört. Gehe es nach der EU, dann sollen Europas Bürger ein "korrektes" Leben führen, in dem Eigenverantwortung keine Rolle mehr spielt, kritisierte er. "Dass die EU ernsthaft überlegt, nach dem Muster von Zigarettenpackungen nun auch Warnhinweise auf Wein- oder Bierflaschen anbringen zu lassen, offenbart den schier grenzenlos gewordenen Erziehungs-Autoritarismus Brüssels", so der Politiker per Aussendung am Dienstag.
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