Schloss Hollenegg for Design
Altes Gemäuer im Spannungsfeld zwischen West und Ost

Die Kuratorin bei einem vermeintlich praktischen Reise-Möbel: Für Alice Stori Liechtenstein ist ab 7. Mai jeder im Schloss Hollenegg willkommen. | Foto: Susanne Veronik
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  • Die Kuratorin bei einem vermeintlich praktischen Reise-Möbel: Für Alice Stori Liechtenstein ist ab 7. Mai jeder im Schloss Hollenegg willkommen.
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Schloss Hollenegg ist von 7. bis 29. Mai Schauplatz für die bereits siebente Designausstellung im Rahmen des Grazer Design-Monats. Der Ausstellungs-Titel "East to West" macht die gegenseitigen Beeinflussung der Kulturen zwischen Ost und West zum Thema, das derzeit von brisanter Aktualität ist.

BAD SCHWANBERG/HOLLENEGG. Für viele war in den letzten beiden Jahren die Design-Ausstellung auf Schloss Hollenegg eine willkommene Abwechslung in Zeiten der Pandemie. "Wir konnten im Vorjahr fast 3.000 Besucher an drei Wochenenden bei uns begrüßen, das war ein Rekord", freut sich Kuratorin und Hausherrin Alice Stori Liechtenstein. Die nahende siebente Design-Ausstellung findet an vier Wochenenden, also vom 7. bis 29. Mai statt.

Im Spannungsfeld der Kulturen

Der Titel "East to West" ist geradezu aufgelegt, befinden sich doch im Schloss hunderte Objekte, die einst als Souvenirs und Symbole für Geschmack und Status von Reisen in ferne Länder mitgebracht wurden. Es sind Zeugen der Kolonisation, Reiselust und letzten Endes der Globalisierung.

Darunter befinden sich besonders viele Objekte aus dem fernen Osten, die das Interesse ob ihrer Exotik in dem Schloss us dem 12. Jahrhundert auf sich lenken und somit spannende Kontraste zum europäischen Interieur setzen.

Kuratorin Alice Stori Liechtenstein in einem der Ausstellungsräume: Historische Vasen als Vorbild für neu interpretierte Formen. | Foto: Susanne Veronik
  • Kuratorin Alice Stori Liechtenstein in einem der Ausstellungsräume: Historische Vasen als Vorbild für neu interpretierte Formen.
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"Einige dieser historischen Objekte im Schloss wirken immer noch exotisch, während andere sich inzwischen so sehr in die Struktur des Schlosses eingefügt haben, dass es fast unmöglich ist, zu sagen, wann sie erworben wurden und woher sie stammen", erklärt Stori Liechtenstein.

Zwanzig internationale Designer

Es stellt sich also die Frage: Wie sehen wir den Osten und wie sieht man unsere Kultur vom fernen Osten aus? Es geht um Reisen, um Fernweh, um das Festhalten der Erinnerungen an das Exotische in den Breiten unserer Hemisphäre.

"Das Nebeneinanderstellen von alten und neuen Objekten aus verschiedenen Teilen der Welt erzeugt ungewöhnliche Verbindungen und gibt den Besuchern die Möglichkeit, verschiedene Aspekte der Sammlung des Schlosses kennenzulernen und neue Talente zu entdecken."
Alice Stori Liechtenstein, Kuratorin Schloss Hollenegg for Design

In diesem Sinne wurden zwanzig Designer:innen aus aller Herren Ländern mit Schwerpunkt auf China, Israel, Sudan u.a. von Kuratorin Alice Liechtenstein dazu eingeladen, Projekte zu präsentieren, die Geschichten von Reisen und Dislokation erzählen. Sie zeugen somit von der ständigen und wertvollen gegenseitigen Einflussnahme der Kulturen. 

Tor als Durchgang zwischen zwei Welten von Tuomas Markunpoika | Foto: Lipp Zahnschirm
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"Als wir die Ausstellung geplant haben, war uns nicht bewusst, welche Aktualität sie zur Eröffnung haben würde", spricht Alice Stori Liechtenstein die geopolitische Situation an.

Dabei wird die Reiselust durch die Pandemie noch immer eingeschränkt. Außerdem scheinen der Osten und der Westen durch die angespannte politische Lage derzeit wieder weiter von einander getrennt zu werden. 

Unter den zwanzig internationalen Designern sind auch fünf "Designer in Residence", die bereits im Vorjahr dazu einige Zeit im Schloss verbracht haben.
Dabei sind überraschende Einblicke entstanden, wie z.B. das Badezimmer von Prinzessin Henriette, in dem ein hölzener, mit Papier überzogener Stuhl nach dem Vorbild der blau-weißen asiatischen Vasen im Vorzimmer entstanden ist.

Das Bad von Prinzessin Henriette | Foto: Susanne Veronik
  • Das Bad von Prinzessin Henriette
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Bezeichnend auch das rote Tor als Durchgang zwischen zwei Welten. Tuomas Markunpoika hat dazu eine der prachtvollen Holztüren im Gobelinzimmer für den Innenhof in seinem Stil völlig neuinterpretiert.

"Dieses Tor wird nicht mehr abgebaut sondern wird hier bestehen bleiben", betont Alice Stori-Liechtenstein  bei einem Rundgang. Der Erhalt mancher Design-Objekte hat hier Tradition: Wer in den letzten Jahren einige Design-Ausstellungen auf Schloss Hollenegg besucht hat, wird daher auch diesmal auf Elemente der vorangegangenen Ausstellungen stoßen.

Die Designer für die Ausstellung "East to West":

Hanna-Kaisa Korolainen, Tuomas Markunpoika, Laurids Gallée, Studio Nienke Hoogvliet, Adaptism, Boris Brucher, Commonplace Studio, Dach Zephir, Francesca di Mattio, Jenna Kaes, Jess Fügler, Johanna Pichlbauer, Omer Polak, Rosanna Escobar Garcia, Samy Rio, Studiolow, Studio Sain, Tadeas Podracky, Thomas Ballouhey und Wendy Andreu

Kooperation mit internationalen Studios 

In den vergangenen Jahren hat Schloss Hollenegg for Design eng mit dem Finnland-Institut in Deutschland zusammengearbeitet, das die Aufenthalte von zwei finnischen Designern großzügig unterstützt hat: Hanna Kaisa Korolainen und Tomas Markunpoika.

Korolainen hat diesmal einen Stoff für einen Baldachin über einem Bett entworfen und sich dabei von einer großen Darstellung des Todes des Buddha aus dem 14. Jahrhundert inspirieren lassen.

Foto: Susanne Veronik

Sie arbeitete mit Stephanie Klaura, der Gründerin von FabricFabrik in Wien, zusammen, um zwölf Meter Stoff im Siebdruckverfahren herzustellen. 

Eine weitere Kooperation fand mit dem Berliner Design Studio Reuber Henning statt, der eng mit dem österreichischen Designer Laurids Gallée zusammenarbeitete, um in Indien einen außergewöhnlichen Wandteppich zu produzieren, der eines der vielen exotischen Tiere zeigt, welche die Gemälde des Schlosses beherbergen.

Reuber Henning ist bekannt für seinen konzeptionellen Designansatz und genießt seit über 15 Jahren den Ruf eines internationalen Labels für handgefertigte Teppiche. Ihre Teppiche verkörpern die Leidenschaft des in Berlin ansässigen Duos für traditionelle Handwerkskunst, hochwertige Materialien und intelligentes Storytelling.

Aus dem Berliner Design Studio Reuber Henning: Der Wandteppich zeigt eines der vielen exotischen Tiere, das die Gemälde des Schlosses beherbergen. | Foto: Susanne Veronik
  • Aus dem Berliner Design Studio Reuber Henning: Der Wandteppich zeigt eines der vielen exotischen Tiere, das die Gemälde des Schlosses beherbergen.
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Konzept während der Ausstellung

Ein international besetztes Frauenkollektiv wird während der Ausstellung eine Woche vor Ort  an einem Objekt zum vorgegeben Thema arbeiten. "Das letzte Projekt wird somit während der Ausstellung entstehen", freut sich Alice Stori Liechtenstein über den spannenden Aufbau.

  • Die Ausstellung "East to West" ist von 7. bis 29. Mai also an vier Wochenenden je samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.
  • Von Montag bis Freitag ist es möglich, Führungen für Gruppen von fünf bis 25 Personen zu buchen. Auch Schulklassen aus de Region werden hier sein.

"Willkommen ist natürlich jede und jeder. Schließlich ist unser Schloss nur in diesen wenigen Tagen im Jahr auch öffentlich zugänglich."
Alice Stori Liechtenstein, Hausherrin auf Schloss Hollenegg

Eröffnung auch auf Instagram

Eine Eröffnungsführung wird am Freitag, den 6. Mai um 18 Uhr live auf Instagram "Schloss Hollenegg for Design" gestreamt. Ein Katalog der Ausstellung mit Bildern der einzelnen Projekte und der Innenräume des Schlosses ist käuflich erwerbbar.

Übrigens: Bis zur Ausstellungseröffnung wird auch das "Meerohr" als überdimensionales Fundstück in Form einer Brunnen-Muschel zu sehen sein.

Das waren die vorangegangenen sechs Design-Ausstellungen auf Schloss Hollenegg:

"Feuer und Erde" auf Schloss Hollenegg for Design
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