Schloss Hollenegg ist um ein Kunstwerk reicher:
Ein offenes (Meer-)Ohr für Sehnsüchte und Erinnerungen

Präsentation des Meerohrs: Bgm. Karlheinz Schuster, Matthias Schawerda, Maria Brunner, Marie Janssen, Alice Stori Liechtenstein (v. r.) | Foto: Josef Fürbass
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  • Präsentation des Meerohrs: Bgm. Karlheinz Schuster, Matthias Schawerda, Maria Brunner, Marie Janssen, Alice Stori Liechtenstein (v. r.)
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Die Künstlerin Marie Janssen hat mit ihrem Projekt „Meerohr“, eine Brunnenschale aus glasierter Keramik in Muschelform, viel bewegt. Nicht bloß zwei Tonnen Ton. Mit Zielstrebigkeit, Kraft und Ausdauer hat sie ihr Vorhaben umgesetzt und dabei dem Thema Sehnsucht ein Ohr geliehen. Die Tonskulptur wurde in einem temporär aufgemauerten Brennofen unweit des Rossstalls Hollenegg modelliert und gebrannt. Die Muschel soll bis zum kommenden Frühjahr im nahen Wald, also weit weg vom Meer, „stranden“, als funktionierender Brunnen für die Öffentlichkeit zugänglich sein und als monumentale Kunstinstallation mit viel Interpretationsspielraum die Sehnsucht nach dem Ursprung schüren.

BAD SCHWANBERG. Das Meerohrprojekt hat die Öffentlichkeit von Beginn an in seinen Bann gezogen. Die Besichtigung der Entstehungsarbeiten vor Ort, die Gespräche mit der jungen Künstlerin Marie Janssen und ihrem Team waren für alle ein bereicherndes Erlebnis. Seit dem Frühjahr dieses Jahres herrschte quasi „Dorfleben“ im Schloss Hollenegg, das von gegenseitiger Wertschätzung und einem guten Miteinander geprägt war. Für die große Muschel wurde grobschamottiger Ton aus dem deutschen Mittelgebirge Westerwald verwendet. Zwischen vier und sieben Personen – Hafern, Keramiker, Künstler – standen im Einsatz. „Unser Kernteam bestand aus fünf Leuten“, erzählt die in München geborene und in Wien lebende Künstlerin Marie Janssen. Spannende 36 Stunden lang wurde die zwei Tonnen schwere Skulptur beim ersten Brand langsam auf 900 Grad Celsius erhitzt. Der Glasurbrand erforderte ebenfalls viel Behutsamkeit im Ablauf.


Erneute Öffnung des Brennofens

Auch die Präsentation des Meerohrs am Sonntag, dem 24. Oktober, war gekennzeichnet vom großen Interesse an dieser Kunstinstallation. Zu den Klängen der Musikkapelle Hollenegg und vor den Augen der Gäste trug das Künstlerteam, unterstützt von weiteren Helfern, 1700 isolierende und temperaturbeständige Feuerbausteine händisch ab, um das Meerohr freizulegen.


Noch nicht am Ziel angekommen

Als Alice Stori Liechtenstein (Schloss Hollenegg for Design) zum ersten Mal mit dem Projekt, das Marie Janssen im Kopf hatte, konfrontiert wurde, wusste sie sogleich: „Das ist keine gewöhnliche Aufgabe. Doch wir lieben Herausforderungen auf Schloss Hollenegg.“ Die Designkuratorin bedankt sich in diesem Zusammenhang auch bei Bürgermeister Karlheinz Schuster, „der den Wert des Projektes erkannt hat. Der heutige Tag ist nur ein Schritt auf einer Reise, die noch weiter geht.“


Zwei starke Frauen und ein mutiges Projekt

„Wir haben uns versammelt, um ein großes Projekt zu feiern und zu sehen, das in diesem Jahr entstanden ist“, so Bürgermeister Karlheinz Schuster in seinen Grußworten. Mit Alice Stori Liechtenstein und Marie Janssen seien zwei starke Frauen dahinter gestanden. „Sie haben das Projekt maßgeblich umgesetzt. Danke für den Einsatz und das Engagement!“ Das Brauchtum spielt in der Marktgemeinde Bad Schwanberg eine große Rolle, „aber auch Kunst und Kultur sind uns ganz, ganz wichtig. Diese Initiative unterstützen wir gerne.“ Marie Janssen habe mit dem Meerohr ein mutiges Projekt gestartet. „Sie hat Ton geformt, mit den Menschen gesprochen, dadurch ist etwas ganz Besonderes entstanden. „Es gab bisher für jedes Problem eine Lösung. Eine große Hürde steht noch bevor, gilt es doch die Skulptur zu einem bestimmten Platz zu bewegen.“ Schuster ist überzeugt, dass es ein Ort zum Entspannen und Krafttanken werden wird.


Das „Dorfleben“ im Schloss Hollenegg

„Wenn man ein Projekt über Sehnsucht macht, muss man auch damit rechnen, dass es einen zerreißt“, beschreibt Marie Janssen nicht nur Emotionen, sondern sie nimmt damit auch Bezug auf die beim Brand entstandenen Risse. „Diese zeigen eine Art Verletzlichkeit.“ Worte des Lobes findet die Künstlerin für Matthias Schawerda, einem Meister im Brennofenbau in Europa. Dass Schloss Hollenegg während dieser Zeit zu einem Dorf wurde und das Beisammensein damit noch weiter vertieft hat, nimmt Marie Janssen als Erinnerung mit. „Eure Gastfreundschaft war wahnsinnig schön“, bedankt sie sich bei der Familie Liechtenstein. „Auch Maria Brunner ist uns mit Wärme und Herzlichkeit zur Seite gestanden. Diese Freundschaftsaktionen haben sich ins Meerohr eingeschrieben und sind dort verewigt.“
Der Hafner und Keramiker Matthias Schawerda spricht bei diesem Projekt von einer großen Dimension. Er hat Marie Janssen bei ihrem Vorhaben, das sie mit Sturheit, Kraft und Durchhaltevermögen voran getrieben habe, professionell unterstützt. „Wir versuchen, Grenzen auszuloten und Neues zu schaffen. Das schafft im Handwerk neue Räume, macht uns frei“, schätzt er als wichtigen Teil an der Kunst von Marie Janssen.


Jedes Kunstwerk hat eine Sprache

Pfarrer Josef Konrad, der zuvor den Gottesdienst in der Schlosskirche zelebriert hatte, segnet schließlich die Skulptur. Die Herausforderung an die Künstlerin und Fachleute sei erfüllt. „Das Meerohr liegt in seiner ganzen prachtvollen Schönheit vor uns. Es hat die Form einer Schale, wo sich Wasser sammelt. Jedes Kunstwerk ist auch etwas, was von Gott kommt. Gott redet zu uns in der Kunst und Wissenschaft.“
Die öffentliche Kunstinstallation war eine Herausforderung. Sie wurde u. a. mit Unterstützung von Schloss Hollenegg for Design und der Marktgemeinde Bad Schwanberg realisiert. In naher Zukunft, ab dem Frühjahr, soll der Brunnen, halb versteckt im Wald, wie ein mysteriös gestrandetes Andenken an eine längst vergangene Zeit erinnern. Dann warten neue Eindrücke auf die Besucher. „Wie sich das Meerohr verändert und wie der Wald wächst“, verspricht Designkuratorin Alice Stori Liechtenstein.
Künstlerin Marie Janssen hat in ihrer Schaffensperiode übrigens gleich zwei Babys geboren. Zum einen die Kunstinstallation, zum anderen kam in dieser Zeit auch ihr Sohn zur Welt. Sie und ihr Team standen am Sonntag für angeregte Meerohr-Gespräche zur Verfügung. Von 14 bis 17 Uhr war für die Besucher auch die Besichtigung der Prunkräume, Innenhöfe und Kirche des Schlosses Hollenegg möglich.

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