Ein Globetrotter entlang der Transsib
Holger Fritzsche ist ein Fotograf und Abenteurer aus dem sächsisch-deutschen Raum Radebeul. In einem Interview mit der WOCHE erzählt er über das Bahnreisen mit der „Transsib“.
Im real existierenden Sozialismus aufgewachsen, unternahm der heute 49jährige seine erste gleich 6wöchige Expedition im Jahr 1986, wo er illegal durch die ehemalige Sowjetunion reiste. Dieses Vorhaben entstand eigentlich aus Mangel an Alternativen: „Reiste man illegal durch die Sowjetunion, kam man ins Gefängnis, aber reiste man illegal über die deutschdeutsche Grenze, wurde man höchstwahrscheinlich erschossen“, schildert Fritzsche.
Fasziniert von der außergewöhnlichen Schönheit der Landschaft, besuchte er Russland seit dem Jahr 2001 jedes Jahr wenigstens einmal, mit einer Dauer zwischen zwei Wochen und drei Monaten – hin und wieder in Begleitung seiner Lebenspartnerin oder seinen beiden Söhnen. „Russland ist einfach ein spannendes Reiseland, ein Gebiet im Aufbruch – hier wird man wieder zum Entdecker. Man kann nicht einfach so in den Reiseführer schauen und sich dem nächsten Kleinod zuwenden“, schwärmt Fritzsche. Die Transsibirische Eisenbahn ist die längste durchgehende Eisenbahnverbindung der Welt mit einer Länge von 9288 km, mit mehr als 80 Stationen. An ihrem Verlauf liegen 89 Städte und sie überquert 16 große Flüsse. Die Bahnstrecke passiert fast ganz Eurasien von West nach Ost – auf Europa entfallen ca. 20 % und auf Asien ca. 80 % mit einer reinen Fahrzeit von ca. 160 Stunden bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 60 km/h. An der Transsib verkehren eine Vielzahl von Zügen mit verschiedenen Kategorien und Klassen sowie auch der prächtige Zarengoldzug. Holger Fritzsche wollte wissen, wie es sich mit den verschiedenen Zügen reist und wo es sich lohnt, auszusteigen um Land und Leute kennen zu lernen. Dreimal war er bereits im Winter bei minus 38°C mit dem Zelt auf dem Baikalsee unterwegs. Der leidenschaftliche Sportler, der nebenbei auch als Gleitschirmpilot unterwegs ist, erzählt von einer unbekannten Seite, fern der Klischees, geprägt von Begegnungen mit heiligen Männern, Helden der sozialistischen Arbeit, kleinen Kapitalisten und Leuten die finanziell grade mal über die Runden kommen. „Als Zugreisender muss man sich wegen der Kriminalität keine Sorgen machen“, erzählt Fritzsche, „Die Russen achten gegenseitig auf ihr Gepäck und auf die Gäste. Bei meinen Reisen mit dem Auto hingegen hatte ich schon so einige Probleme was Straffälligkeiten und Skrupellosigkeit betraf.“
Holger Fritzsche ist zwischen 11. und 15. März in Weiz, Gleisdorf, Graz, Hartberg und Deutschlandsberg im Rahmen der Foto-Film-Live-Reportagen „Abenteuer Fernweh“ zu Besuch. Wer wissen möchte, was man entlang der längsten Bahnstrecke der Welt noch alles erleben kann, sollte den angekündigten Vortrag nicht verpassen.
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