Dachbodentheater Stainz
Archäologe Andreas Bernhard und „seine“ Glasöfen

- Profund, leidenschaftlich und hartnäckig – Andreas Bernhard
- Foto: Gerhard Langmann
- hochgeladen von Gerhard Langmann
Das Dachbodentheater platzte aus allen Nähten. Der Archäologie Andreas Bernhard referierte zum Theme Glashüttentradition im Koralmgebiet. Bewundernswert, mit welcher Akribie, Leidenschaft und Hartnäckigkeit der Grafendorfer ans Werk ging.
STAINZ. In Kooperation von „StainZeit“ und „Gemeinsam in Stainz“(GiS) kam es am vergangenen Freitag zum Vortrag „300 Jahre Glashüttentradition im Koralmgebiet“ mit Andreas Bernhard, seines Zeichens Archäologe beim Burgmuseum Archeo Norico in Deutschlandsberg. Eher durch Zufall (ein Scherbenfund) sei er zu seinem Beruf gekommen, beantwortete er die Frage von GiS-Obfrau Irmgard Kratochwill. Das Vortragsthema sei auch der Inhalt seiner Dissertation. Den Worten des Referenten war zu entnehmen, wie schwierig (auf schriftliche Unterlagen war kein Verlass) sich die Suche nach Glasöfen gestaltete.
Mit Hartnäckigkeit, Engagement und Fachwissen gelang es, 17 Standorte im Gebiet zwischen Soboth, Eibiswald und Sommereben aufzuspüren und auszuwerten. Als Blütezeit für Waldglashütten, frühindustrielle und originäre Glashütten nannte er die Zeit von 1600 bis 1930. „Zuerst waren es die Bergregionen“, reihte er die Anlagen vulgo Klugbauer, vulgo Strauss und vulgo Klughansl im Einflussbereich des Stiftes Stainz in Sommereben in die erste Kategorie ein. Bergregionen hatten den Vorteil des riesigen Holzangebots, das neben Quarz (gewonnen aus Marmor), Kalk und Pottasche (Flussmittel, um einen niedrigeren Schmelzpunkt zu erzielen) als Rohstoff notwendig war.
Erste Kohlebefeuerte Anlagen
Erst später (nach den Funden in den Bereichen Vordersdorf, Wies und Eibiswald) gesellten sich kohlebefeuerte Glashütten (etwa die „Alte Wieser Hütte“) dazu. Wie kam man auf die Spur von Glasproduktionsanlagen? Es waren archäologische Quellen (Grabungen, historische Infrastruktur, Fundstellen etc.) und historische, archivalische und gedruckte Überlieferungen. Was war neben den Rohstoffen die Basis eines funktionierenden Betriebs? Technologie, Spezialisten (kamen aus ganz Europa), verkehrstechnische Infrastruktur, Produktgestaltung und Absatzmärkte.
„Alle 17 Standorte werde ich nicht zeigen“, beschränkte sich Andreas Bernhard in der Folge auf die bildliche Darstellung einiger Produktionsstätten. Dazu zählte die „Lavamünder Alpe“ (um 1686), die der Vortragende dank eines Glasfundstücks entdeckt hatte, mit ungefähr zwanzig Mitarbeitern.
Glasmuseum in Sommereben
Als bedeutsam stufte er die St. Vinzenz Spiegelfabrik (liegt auf dem Grund des Soboth Stausees) ein, die von 1753 bis 1878 in Produktion stand. Die Stärke: Die Fabrik war in der Lage, selbst riesige Spiegel herzustellen und erfolgreich zu vermarkten. Mit der Glashütte Ferdinandsthal (1814 bis 1880) nannte Andreas Bernhard die erste mit Kohle befeuerte Anlage. Sie operierte sehr fortschrittlich, auch Dampfmaschinen standen in Verwendung. Beide Anlagen belieferten die gesamte Monarchie, waren sehr erfolgreich und heimsten zahlreiche Auszeichnungen ein.
Wohl zu den ersten Anlagen zählten die „Ältere Glashütte“ in Glashütten mit ihrer Einsatzzeit von 1621 bis 1661 und die Klugbauer-Hütte (1620 bis 1660) auf der so genannten Glaserwiese in Sommereben, die (Glasschmelz- und Kühlofen) im Rahmen eines EU-Projektes erforscht werden konnte. „Es kam viel Fundmaterial (etwa Farbglas, Siegelstempel) zutage“, bezeichnete er Sommereben (Glasermeister Jakob Kaiser) als die am besten erhaltene Anlage Österreichs des 17. Jahrhunderts. Die mittlerweile eingehauste Anlage ist eine Außenstelle des Burgmuseums Deutschlandsberg.



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