Die Kunst, mit einfachen Mitteln hungrige Mäuler zu stopfen...

Renaissance der alten Küche

Und es gibt sie noch, die Rezepte aus längst vergangenen Tagen. Karl Oswald aus Heimschuh hat mit diesen alten Kochanleitungen einen kulinarischen Schatz gehoben, an dem sich auch die Leser seines Buches „N’ Vota hots gschmeckt “ bereichern dürfen. Auf mehr als 150 Seiten öffnet er seine feine Sammlung und macht mit traditionellen steirischen Gerichten, „die ohne großen Aufwand zu kochen sind und herzhaft gut schmecken“, den Mund wässrig.

(jf). Fleisch kam früher nur an hohen Feiertagen auf den Tisch. Was die Hausfrau oft aus den ihr im bescheidenen Ausmaß zur Verfügung gestanden Zutaten gekocht hat, um die hungrigen Mäuler am Tisch zu stillen, liest sich heute beinahe wie à la carte: Hirschbraten mit Rahmsauce, Forelle mit Bärlauch gefüllt, Mostnigl, Bohnensterz mit Käferbohnen und Speck, Weinsuppe, Lungenstrudel, Schwalbennest, Gebratener Karpfen, Wildkräuterbrötchen, Topfengrießknödel, Bröselnudeln mit Kürbiskompott, Kürbissuppe, Eingemachtes Hendl, Abgeschmalzene Nudeln, Leberknödelsuppe, Schwammerlgulasch, Weinbeerkoch, Backhendl, Putenbrust an Waldmeister, Breitenauer Modelkrapfen, Lammragout, Gedünsteter Kürbis, Heidenknödelsuppe, Türkenkoch, Weichselansatz, Schwammerlsuppe mit Sterz, Wurstsuppentommerl, Schneeballen, Rindsgulasch, Sauerampfer-Risotto, Krauteintopf mit Schweinernem, Apfelnockerl, Grammelkeks, Schnörkelfleisch mit Blattlerdäpfel, Zwetschkenpfeffer, Süßer Erdäpfelstrudel, Breingröstl, Huflattichhonig, Schneeballen Speckfoaferln, Semmelschmarrn mit Apfelscheiben, Serbische Bohnensuppe, Gebratener Sterz mit Salbei, Abgeschmalzene Erdäpfelnudeln, Weinkoch, Steirische Krensuppe, Knoblauchsuppe, Wegerichlaibchen, Lammbeuschel, Bröselnudel mit Kürbiskompott, Erdäpfelsterz mit Sauerrahmsuppe.
Liebhaber süßer Speien werden vor allem bei Krapfen, Potitze mit Fülle, Strauben, Mandelschmarrn, Scheiterhaufen, Topfenschnitten, Apfelnockerl, Kaiserschmarrn, Akazienkrapfen, Heidentorte, Apfel-Germstrudel mit Zwetschkenröster und Ringelblumen-Kuchen mit der Zunge schnalzen...

Etwas karger wird es schon bei Fastensuppe, Weizentommerl, Milch-Forferlsuppe, Brennnesselspinat, Gänseblümchensuppe, Türkenkoch, Brotsuppe, Saure Grammelsuppe, Reisauflauf, Grießkoch, Ritschert, Eisprudelsuppe, Schafgarbeneierspeise, Kümmelsuppe, Lauchsuppe, Reisfleisch, Rahmsuppe, Gemüsesuppe, Häfentommerl, Rahmkoch und Sauerkrautsuppe. Auch ein Brotbackrezept gibt das Buch preis. Zur besseren Verdauung beschreibt Karl Oswald die Herstellung eines Magenbitters.
Auch „Allgemeine Hausregeln für Dienende“ sowie „Höflichkeits- und Schicklichkeitsregeln“ von anno dazumal ruft der Autor in seinem Lesewerk in Erinnerung. Erklärt wird auch, wie man Rote Rüben, Sauerkraut, Pfeffer- oder Essiggurken einmacht. „Die Aufbewahrung von Victualien (Lebensmittel) ist ebenfalls Thema. Das Buch verrät, wie man Käse, Milch und Rahm, Erdäpfel, Spargel, Petersilienwurzel, und Grüne Bohnen richtig lagert bzw. frisch erhält.
Und es wäre nicht Karl Oswald, hätte er sein Buch nicht mit diversen Erzählungen aus der Zeit um die beiden Weltkriege bereichert. Erhältlich ist es im Buchhandel und unter 0316/820233.

Foto: Josef Fürbass