Ein neues Fenster zur Vorgeschichte der Region

Seit Mitte 2007 sind Expertenteams mit den Grabungen beschäftigt_Foto: ARGIS | Foto: ARGIS
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In den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg ist man der Geschichte auf der Spur, denn im Rahmen von Grabungen entlang der Koralmbahntrasse stieß man auf Funde, die bislang einzigartig sind und völlig neue Einblicke in die Vergangenheit offenbaren.
Als „Fenster zur Vorgeschichte der Region“ bezeichnet der
Archäologe Gerald Fuchs (ARGIS Archäologie Service GmbH) die Grabungen im Laßnitztal zwischen Weitendorf und Deutschlandsberg. In den letzten Jahren wurde im Auftrag der ÖBB Infrastruktur AG eine Fläche von rund 30 Hektar untersucht.
Dabei zeigte es sich, dass in der Bronzezeit und in der Römerzeit eine sehr dichte Besiedelung im Laßnitztal vorhanden war und sich dadurch ein neues Bild von der Sieglungsgeschichte ergeben hat, wie Gerald Fuchs betont.
In Weitendorf wurden in einer jungsteinzeitlichen Siedlung Keramikfragmente und Steingeräte freigelegt. Als Besonderheit gilt ein Metallfund. „Die Kupferaxt aus Weitendorf ist ein exquisites Stück. Sie wird zwischen 4.720 bis 4.620 vor Chr. datiert und stammt aus dem Balkangebiet. Die Axt zählt zu den frühesten Kupferfunden Österreichs und ist aus gediegenem Kupfer“, macht Fuchs auf die Bedeutung des Stückes aufmerksam. In Schönberg und Wohlsdorf wurden ausgedehnte bronzezeitliche Siedlungen untersucht.
Ein Glücksfall war die Entdeckung eines Brunnens aus der Mittelbronzezeit in Wohlsdorf. „Das Besondere an diesem Brunnen ist, dass er 3.500 Jahren lang nie ausgetrocknet ist. Durch diese günstigen Erhaltungsbedingungen sind organische Reste erhalten geblieben, manche sehen fast neu aus. Auch der Brunnenkasten aus Holz war noch vollkommen intakt und der Brunnen gab noch während der Ausgrabung reichlich Wasser“, berichtet der Archäologe.
Der Brunnen wurde als Ganzes in einem Block mit einem Gewicht von 17 Tonnen geborgen. Diese Arbeit nahm knapp eine Woche in Anspruch. „Da wir keine Erfahrungen mit diesen Bergetechniken hatten, ließen wir uns von Kollegen aus Sachsen-Anhalt beraten“, verweist Fuchs auf die große Herausforderung. Der Brunnen wurde in eine Halle gebracht und unter kontrollierten Bedingungen abgebaut und einer genauen Untersuchung unterzogen.
Die Hölzer des Brunnenkastens werden nun konserviert. „Das Pflanzenspektrum liefert Hinweise auf die damalige Umwelt und auf verwendete Nutzpflanzen. Diese sind der Schlüssel, um über die Lebensgrundlage der Menschen in der Bronzezeit neue Kenntnisse zu gewinnen“, erklärt Gerald Fuchs.
Die Grabungsauswertung ist ein langwieriger Prozess, durch den für Österreich und den gesamten Ostalpenraum neue Ergebnisse zur Siedlungsgeschichte und zur Umwelt des Menschen in der Vorgeschichte erzielt werden.

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