Gastwirt Günter Schaar verstarb 80-jährig.
Ein Stück Stainz ging verloren

Ein prägendes Stück Stainz ist nicht mehr - Günter Schaar
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  • hochgeladen von Gerhard Langmann

Oh Herr, i kimm zu dir! Organistin Petra Stelzl und der Familiengesang Kogler aus Kärnten leiteten am vergangenen Samstag in der nach Corona-Bestimmungen voll besetzten Pfarrkirche Stainz das Requiem für den am 24. November verstorbenen Hotel-/Gastwirt, Landwirt und Fleischermeister Günter Schaar ein. „Sein Tod hinterlässt eine Lücke“, sprach Pfarrer Marius Enăşel den trauernden Hinterbliebenen in seiner Begrüßung den Trost in der Gemeinschaft zu.
Nach der Lesung von Alois Haagen, der auch das freitägige Wachtgebet im Trauerhaus leitete, war im Evangelium von einem Vater zu hören, der für alle Menschen Ruhe schaffen würde. „Er ist von Gott gerufen worden“, bezeichnete der Pfarrer in seiner Predigt Gott als Gastgeber. Eine Rolle, die Günter Schaar als Gastwirt viele Jahre ausgefüllt hatte. Aber, so fuhr er fort, der Tod sei nicht die letzte Station. „Blicken wir über den Horizont des Todes hinaus“, versicherte er, dass der Verstorbene höher hinaufgegangen sei. Trotz des momentanen Schmerzes, so der Pfarrer, sollten alle Menschen dankbar für das Leben von Günter Schaar sein. „Er ist geborgen in Gottes Ewigkeit“, lud er ein, den Verstorbenen nach der ganz persönlichen Wahrnehmung in Erinnerung zu behalten. Vor der Kommunion lasen Julia und Johanna Hopfgartner die Fürbitten, während der Chor in italienischer Sprache „fraterno“ (Brüderlichkeit) in den Mittelpunkt stellte.

Der Lebenslauf

„Es kommt jetzt der weltliche Teil des Trauergottesdienstes“, blätterte Bürgermeister Walter Eichmann in der Folge im Lebensbuch von Günter Schaar, das am 6. Juni 1941 aufgeschlagen wurde. Die Eltern Josefa und Johann Schaar, die 1932 die Landwirtschaft, das Gasthaus und die Fleischerei in Stainz ankauften, zogen die Kinder Johann, Josefine und Günter groß. Nach der Schule in Stainz lernte Günter Schaar bei seiner Tante in Mettersdorf zunächst den Bereich Landwirtschaft kennen, bevor er in Feldbach eine Fleischerlehre absolvierte. Während des Präsenzdienstes ereilte ihn die Nachricht vom Tod des Vaters. Günter Schaar musste unverzüglich nachhause, um im elterlichen Betrieb mitzuarbeiten. In der Folge absolvierte er die Fleischermeisterprüfung, um den Betrieb weiterführen zu können.
Bei einem Weinlesefest auf der Burg Deutschlandsberg trat Gerda Ehmann in sein Leben. Im Jahr 1966 wurde geheiratet, der Ehe entstammten die Töchter Gabriele und Elisabeth. Durch die Enkelkinder Günter, Josef, Anita und Michaela und drei Urenkel entwickelte sich die Gemeinschaft zu einer Großfamilie. Im Jahr 1973 übernahmen Gerda und Günter Schaar den Betrieb von der Mutter und setzten mit viel Fleiß und persönlichem Einsatz einen Entwicklungsschritt nach dem anderen. Im Gastlokal wurde der Saal angebaut, die Fleischhauerei wurde auf neue Beine gestellt und in der Landwirtschaft erfolgte die Konzentration auf Schweinezucht, Ackerbau und Waldwirtschaft.

Schicksalsschläge

Zwei Schicksalsschläge trafen die Familie Ende der 80-er-Jahre: 1988 ereilte Mutter Josefa während der Umbauarbeiten ein plötzlicher Tod, ein Jahr darauf verstarb Bruder Johann. Dramatisch entwickelte sich auch das Jahr 2007, als Günter Schaar nach einem schweren Verkehrsunfall wochenlang um sein Leben kämpfte. Nach der Genesung löste die Familie ihr Gelübde ein und errichtete auf dem Anwesen Sierling eine Marienkapelle mit einer Lourdes-Madonna als Herzstück. „Du wirst“, kündigte der Bürgermeister an, „dort in deiner Urne deine letzte Ruhestätte finden.“ Auch werde, fügte er an, zu gegebener Zeit ein allgemeines Zusammensitzen im Sinne des Verstorbenen stattfinden.
Vereine wie Kameradschaftsbund, Musikverein, Bienenzuchtverein oder Seniorenbund fanden im Gasthof Schaar ihre Heimstätte. Es kehrten aber auch viele Touristen, Reisegruppen, Tagungsgäste oder Mitarbeiter von Polizei, Bezirksgericht oder Pfarre ein. „Sie alle“, so der Bürgermeister, „werden dich in ehrender Erinnerung behalten.“ Einen besonderen Dank sprach er namens des Kameradschaftsbundes Stainz aus, dem Günter Schaar bereits im Jahr 1963 beigetreten ist. Mehrere Auszeichnungen wie Eiserne, Silberne und Goldene Medaille für die zehn-, 25- und 50-jährige Zugehörigkeit zum Ortsverband sowie das Ehrenkreuz in Gold am grün-gold-gelben Band der Gemeinschaft Feldmarschall Radetzky Salzburg belegen die Verbundenheit des Kameradschaftsbundes zu seinem Ehrenmitglied. Als Ehrenmitglied firmierte der Verstorbene auch beim Musikverein Stainz, der den Gasthof lange Jahre als Probenlokal nutzte und sich einer steten Unterstützung – etwa die Nutzung der Kühlräume bei den Schilchertagen und den Dämmerschoppen – sicher sein konnte. Überaus lange währte auch die Mitgliedschaft von Günter Schaar auch bei der ÖVP und beim Wirtschaftsbund Stainz.

Den Hauptplatz mitgeprägt

„Die Zeit war in deinem arbeitsreichen Leben äußerst karg“, führte der Bürgermeister einzig die Thermenbesuche als Hobbies an. Dafür betrachtete er seine Enkel Günter und Josef als Teil seines Lebensglücks. „Mit dir geht ein Stück Stainz verloren“, betonte er, dass der Verstorbene, seine Familie und seine Schwester Josefine Ulz fast neunzig Jahre das Geschehen auf dem Hauptplatz mitgeprägt haben. „Bis zu den letzten Tagen und Minuten hast du deine innere Liebe und die Anteilnahme am Tagesgeschäft und am Betrieb gezeigt“, bekundete Bürgermeister Walter Eichmann die Dankbarkeit namens der Gemeinde und die Bereitschaft, Günter Schaar so in Erinnerung zu behalten, wie er gelebt hat: ruhig, bescheiden, geschätzt und geehrt!
Zu den Klängen des von Chorleiter Andreas Kogler gesungenen „Ave Maria“ von Franz Schubert wurde der Sarg, begleitet von einer Ehrenformation des Kameradschaftsbundes, durch das Haupttor in den inneren Schlosshof gebracht, wo sich der Musikverein mit einem Marsch musikalisch verabschiedete. Nach dem Lied des Familiengesangs Kogler vom „Hamgeh’n“ konnten die Trauergäste am Sarg ein letztes Lebewohl sagen und der Trauerfamilie kondolieren.

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