Vortrag von Viana Styria
Familienforschung und der Umgang mit Matriken
- Obmann Karl Dudek und Referent Matthias Perstling (v.l.) präsentierten wertvolle Stücke
- hochgeladen von Gerhard Langmann
Der historische Verein Viana Styria leuchtete das Problemfeld Familienforschung aus. Als Referenten holte Obmann Karl Dudek den Leiter des Diözesanarchivs, Matthias Perstling, ins Dachbodentheater.
STAINZ - „Es ist ein sehr lebendiger Stoff“, hieß Karl Dudek, Obmann des Vereins Viana Styria, die zahlreichen Besucher:innen im Dachbodentheater herzlich willkommen. Als Referenten stellte er Mag. Dr. Matthias Perstling vom Archiv der Diözese Graz-Seckau vor. „Es ist eine zweitaufwändige Sache“, schickte der Archivleiter voraus, dass mitunter detektivische Arbeit verlangt wird. Auch eine Voraussetzung: das Beherrschen der Kurrentschrift. Zunächst unterteilte er das Sachgebiet in die Begriffe Genealogie, Ahnenforschung, Familienforschung und Prosographie. Bei allen geht es um Herkunft und Verwandtschaften, wobei Genealogie den wissenschaftlichen Begriff darstellt. Ahnen- (Beispiel Ariernachweis) und Familienforschung sind einander sehr ähnlich bei der Prosographie geht es um die systematische Erforschung von Personenkreisen (etwa Priestern, qualifizierten Handwerkern). In jedem Fall geht es um den Blick von der Gegenwart in die Vergangenheit (es gibt auch eine Nachkommenforschung).
Basis sind die Matriken
Dargestellt werden die familiären (vielfach adeligen) Verbindungen in Ahnen-, Stammtafeln und Stammbäumen. Ausgangspunkt sind die Väter und Mütter, wobei den Männern stets gerade, Frauen ungerade Ziffern zugeordnet werden. Als eine Generation beschrieb Matthias Perstling eine Zeitspanne von etwa 25 Jahren. „Irgendwann waren wir alle miteinander verwandt“, betonte er, dass Aufzeichnungen über zwanzig, fünfundzwanzig Generationen bereits sehr beträchtlich wären. Zu finden sind die notwendigen Informationen in Matriken. Hier unterscheidet man Tauf-, Trauungs- und Sterbefallmatriken, die in den meisten Fällen von Pfarren, Klöstern oder Abteien angefertigt wurden. Unterschieden werden diese Unterlagen in alte Matriken (ab 1563), Altmatriken (1784-1938), und kirchliche Matriken (ab 1939). Von 2010 bis 2013 wurden die Matriken der Diözese Graz-Seckau (drei Mio. Scans oder 6 km Regallänge) mit EU-Hilfe digitalisiert und stehen kostenfrei online zur Verfügung.
Geänderte Schreibweisen
Die Matriken sind nach Pfarren (mitunter nach Ortschaften) gegliedert, als Hilfsaufzeichnungen dienen Indices (zeigen die Seite des Hauptbuches an). Die Suchfolge könnte Taufindex, Taufbuch, Trauungsbuch lauten. Ein Hinweis zu den Trauungen: Es wurde zumeist in der Pfarre der Braut geheiratet. Allerdings: Beliebte Trauungskirchen (etwa Graz Mariahilf) wurden aus dem ganzen Land frequentiert. Auch fahrende Berufe heirateten meist in anderen als der Wohnsitzpfarre. In solchen Fällen wurde der Eintrag wiederum über den Bräutigam gemacht. Das Problem Kurrent wurde schon genannt, Hindernisse können aber auch sein, dass damalige Begriffe (etwa „wittib“ für Witwe, „selig“ für verstorben, „locus“ für Ort) heute nicht mehr gebräuchlich sind. Auch Ortsnamen können einer geänderten Schreibweise unterliegen. Was ist zu kommerziellen Plattformen (etwa „my heritage“) zu sagen? Sie können durchaus Ergebnisse liefern, sind aber kostenpflichtig.
Wertvolles Pergament
Was noch außer in Matriken sind Informationsquellen? Bei Verlassenschaftsinventarien, Güterschätzungen oder Zehentregistern. Sie können nur im Landesarchiv eruiert werden, das allerdings noch nicht digitalisiert ist. Bedeutsame Urkunden wurden auf Pergament (bearbeitete Tierhaut) verfasst, obwohl ab dem 16. Jahrhundert der Druck auf Papier möglich war. Hier diente das Wasserzeichen als Qualitätsnachweis. Nach seinem Vortrag ließ der Referent Anschauungsmaterial verschiedener Urkunden durch die Reihen gehen. Auch stand er für die Beantwortung von Fragen zur Verfügung. Eine soll hier den Abschluss bilden: Wann werden Übersetzungen historischer Schriften möglich sein? „Wegen der unterschiedlichen Gliederungen wird auch die Künstliche Intelligenz noch lange arbeiten müssen.“
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