D’Koishüttler zu Gast in St. Stefan.
Hüttenmeister Thomas Kaiser als Bindeglied

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Der Heimatverein D’Koishüttler hat seinen Sitz in Neuschönau, einer 2.200-Bewohner-Ortschaft im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau nahe der tschechischen Grenze. Neben Brauchtumspflege und Volkstanz legt der Verein sein Augenmerk auch auf die Aufarbeitung der Geschichte.
Diesem Umstand war der Ende August erfolgte Besuch einer Vereinsdelegation beim Stainzer Verein Viana Styria geschuldet. Die konkrete Verbindung: Der aus Württemberg stammende Hüttenmeister Tomas Kayser bewirtschaftete zu Beginn des 17. Jahrhunderts sowohl in Neuschönau, als auch in Bad Schwanberg und in Sommereben einen Glaserbetrieb. Das Ziel des Treffens? Ein kultureller Austausch zwischen den Vereinen und eine Partnerschaft der Gemeinden Neuschönau und St. Stefan.
Erste Zusammenkünfte der beiden Vereine in Stainz und Neuschönau hat es ja bereits gegeben, die Einladung zum Buschenschank Oswald vulgo Trapl am vergangenen Donnerstagabend kann daher als Treffen alter Bekannter bezeichnet werden. Als Hausherr hieß Viana Styria-Obmann Karl Dudek die deutsche Delegation willkommen. Mit Wolfgang Wölkart hatte sich auch ein Vertreter der Gemeinde St. Stefan eingefunden. „Die Verbindung ist eine wertvolle Angelegenheit“, begrüßte der Vizebürgermeister die angebahnten Kontakte und wünschte beiden Vereinen ein gutes Gelingen in der Zukunft.
Fundstelle in Glashütten
Am Freitag war dann Besichtigung angesagt. Die Gruppe der Historiker und Archäologen fand sich bei der jüngsten Ausgrabung eines Glasofens in Glashütten ein, wo sie von Bad Schwanberg-Bürgermeister Karlheinz Schuster willkommen geheißen wurde. „Seit April des Vorjahres dürfen wir uns Bad Schwanberg nennen“, informierte er über den Stellenwert des sanften Tourismus‘ in der Marktgemeinde, die aus den Ortsteilen Garanas, Gressenberg, Hollenegg und Schwanberg gebildet wurde.
Über den Fortgang der Grabungsarbeiten am freigelegten Glasofen berichtete Leiter Matthias Grebien. „Der Fund“, ließ er wissen, „ist bedeutend auch für den Ort Glashütten, der die Silbe Glas ja in seinem Namen führt.“ Ganz besonders aufmerksam verfolgt wurden die Ausführungen von den Mitgliedern des Heimatvereins D’Koishüttler, die im Jahr 1985 im Gebiet von Lusen im Bayerischen Wald einen gleichartigen Glasofen freilegen konnten.
Dazu gibt es einen weiteren Artikel mit Video:
Ebenfalls die gleiche Bauart weist der Glasofen in Sommereben, der mittlerweile eingehaust ist, auf. Diese Ähnlichkeit der Bauweise kommt nicht von ungefähr, an allen drei Stellen leitete Hüttenmeister Tomas Kayser den Glasereibetrieb. Diese personelle Verbindung war auch bereits Gegenstand von Gesprächen mit Bürgermeister Alfons Schinabeck aus Neuschönau wegen einer möglichen Ortspartnerschaft.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen führte der Weg in das Burgmuseum nach Deutschlandsberg, wo Karl Dudek durch die Glasausstellung führte. „Auf dem Reinischkogel wurde hochwertiges Glas hergestellt“, verwies er auf die sehr gut erhaltenen Fundstücke in den Vitrinen. Mit einem ausführlichen Geschichtsvortrag über die Besiedelung am Burgberg blieb Anton Steffan, Kurator des Burgmuseums, in der Vergangenheit. Klar, dass die interessanten Ausführungen die Gäste zu einem Besuch auch der anderen Schauräume animierten. Abgerundet wurde der Gang in die Vergangenheit bei der Familie Paula und Karl Dudek mit einem Film über Arbeiten in alten Glashütten.
Glaserwiese in Sommereben
Der Samstagvormittag war einem Besuch von Glasofen 3 auf dem Reinischkogel gewidmet. „Hier sind die Konturen noch deutlich zu erkennen“, informierte Karl Dudek über Ort, Lage und Art der Öfen und schritt mit den Besuchern die Umgebung der alten Glashüttensiedlung ab. Zur Gruppe gesellte sich auch Viktor Konrad, der vormalige St. Stefaner Vizebürgermeister. Nach dem Mittagessen steuerten die Gäste Glasofen 2 an, wo ebenfalls alle topografischen Gegebenheiten gezeigt und erörtert wurden. Als Höhepunkt der Exkursion hatte sich Karl Dudek Glashütte 1 aufgehoben. „Aussehen und Form des Glasofens haben uns sehr überrascht“, bekannte Bettina Stoll-Tucker, dass die Anlage dem Ofen in Lusen sehr nahekommt. Der Glasofen in Lusen musste nach der Erforschung zugeschüttet werden, die Anlage in Sommereben wurde mit einem aufwändigen Holzbau eingehaust. „Der Fundkomplex ist enorm“, verriet Dudek, dass nur ein Teil im Burgmuseum gezeigt wird, während der restliche Fundus im Depot schlummert.
Beim Abendessen im Buschenschank bildeten die Erkenntnisse und Informationen des Tages natürlich den Hauptinhalt der Gespräche. Als Dank für die liebevolle Betreuung überreichte Martin Wolf, Leiter des Heimatkundlichen Arbeitskreises Neuschönau, einen Wanderstab mit Pschoad-Diach’l für den weiteren Weg. Obmann Karl Dudek revanchierte sich mit einer Bezirkstopografie von Deutschlandsberg. Das vordringlichste Anliegen beim Abschiednehmen am Sonntag war der gegenseitige Wunsch auf eine Fortsetzung der Gespräche.





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