Unter Tag in Pölfing-Brunn

Aufstellung beim Hunt bei der Hauptschacht-Halde v.l.: Günther Krainer, Berthold Dornhofer, Karl-Heinz Sommer, Franz Haindl und Walter Graz.
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  • Aufstellung beim Hunt bei der Hauptschacht-Halde v.l.: Günther Krainer, Berthold Dornhofer, Karl-Heinz Sommer, Franz Haindl und Walter Graz.
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Die Marktgemeinde Pölfing-Brunn ist für ihre Geschichte als Bergbaugemeinde bis heute geprägt. Davon zeugt schon einmal die sogenannte "Kolonie", eine Siedlung, die nach englischem Vorbild für über 100 Bergleute und ihre Familien von 1871 bis 1873 errichtet worden ist.

Das "Wieser Revier"

Im sogenannten „Wieser Revier“ wurde über 170 Jahre lang Kohle abgebaut. Als letztes schloss das Werk Bergla Ende 1975 seine Pforten. Dieser Epoche verdanken wir etwa auch den Bahnanschluss in die Region.
Die Eisenbahn wurde 1873 eröffnet und führte von Lieboch über Deutschlandsberg nach Wies. 1907 wurde die Sulmtal-Bahn von Leibnitz nach Pölfing-Brunn eröffnet. Außerdem gab es in Pölfing-Brunn eine Industriebahn, die nach Schönegg führte. Die Bergarbeiterkolonie Brunn ist, ebenso wie jene in Steyeregg, während dieser Jahre errichtet worden.

Mit einem "Glück auf" zur Reise in die Vergangenheit

Wer es aber genau wissen möchte, der lässt sich im Schaustollen bei der Volksschule Pölfing-Brunn unter Tage führen, nämlich von einem der Herren rund um Karl-Heinz Sommer, der auch Obmann des Musikvereines St. Martin i. S. ist, oder von Franz Haindl, Berthold Dornhofer, Günther Krainer oder dem letzten Bergmann in Pölfing Walter Graz.

Auf den Knopf gebracht

"Warum hat der Bergmanns-Kittel ausgerechnet 29 Knöpfe, von denen drei oben offen bleiben?", wurde ich bei einem Lokalaugenschein gefragt und erhielt prompt die Antwort: "29 Knöpfe für die 29 Jahre, die die Schutzheilige Barbara geworden ist, - und die drei Knöpfe natürlich für die heilige Dreifaltigkeit.
Außerdem sieht man auch noch den allerletzten Wagen, den Hunt, der dort ausgefahren worden ist. "Daran kann ich mich noch erinnern. Wir Bergleute haben überhaupt nicht verstanden, warum der Stollen geschlossen werden soll", erzählt Walter Graz, der noch ein echter Pölfinger Bergmann gewesen ist, und jetzt ebenso die Besucher durch den Schaustollen führt. Dabei weiß er vor allem über den eisernen, freundschaftlichen Zusammenhalt unter den Kameraden zu berichten - und von der harten Arbeit im Knien.

Heimatdichter Franz Pöschl hat zu diesem letzten Hunt sogar ein Gedicht verfasst:

"Der letzte Hunt verlässt die Nacht
und fährt zum Tag, hinauf den Schacht.
Und wir, löschen still das Licht:
Schacht Bergla deine letzte Schicht"!

Schon allein die steile Stiege, die unter Tage führt, lässt in eine gänzlich andere Welt eintauchen, die von kraftraubender Arbeit, Unfällen und festen Freundschaften zu berichten weiß. Nicht umsonst bekommt man sofort einen Helm aufgesetzt - das verändert Gefühl und Perspektive.
Neben vielen Karten, einem Bergwerks-Modell, und vielen Exponaten aus jener Zeit werden auch die Sprengungen zumindest hörbar nachempfunden.
Das tägliche Gebet in der Barbara-Kapelle war unverzichtbar für jeden Bergmann, sie gab Halt im dunklen Alltag.

Bei einer Führung kann man einen Spaziergang zum Bahnhof und durch besagte Kolonie hin zum Hunt bei der Hauptschacht-Halde machen, wo sich schräg gegenüber die Hauptschachtgedenkstätte zum Gedenken an die verstorbenen Bergleute befindet. Glück auf!

Hier die Kontakte:

Karl-Heinz Sommer: 0664/5948756, glueck-auf@gmx.at
Ing. Franz Haindl: 0677/61 25 34 92, f.haindl56@gmail.com
Günther Krainer: 0664/36 79 721

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