„StainZeit“-Literaturwanderung im Doppelpack
Renè Freund startete in Bad Sauerbrunn, Erwin Steinhauer & Fritz Schindelecker lasen in der „Hofer Mühle“.
Der körperlich schwierigere Parcours fiel Renè Freund, dem Wiener Dramaturgen, Regisseur und Schriftsteller, zu. Seine Aufgabe war, mit interessierten Lesefreunden eine Wanderung mit Start bei der Quelle in Bad Sauerbrunn und dem Ziel Schloss Stainz zu absolvieren und dabei an den vorbestimmten Haltestellen Leseproben aus seinem jüngsten Roman „Niemand weiß, wie spät es ist“ zu geben. „Eine Erbschaft zu machen“, leitete Freund ein, „ist normalerweise eine angenehme Sache.“ Anders allerdings in seinem Buch, das mit dem Tod von Klaus Weilheim und seiner letztwilligen Verfügung für seine in Paris lebende Tochter Nora beginnt, die den Transport der Asche des Verstorbenen auf einer Klostertour quer durch Österreich bis in das Ennstal vorsieht.
Eine lange Strecke, nämlich die Zeit nach dem Krieg bis heute, legten Fritz Schindelecker und Erwin Steinhauer auf dem Podium der „Hofer Mühle“ zurück. Dabei ging es den „Austrologen“ in schelmischer Art darum, das Wesen der gelernten Österreicher nachzuzeichnen. „Sie ist schon oft beschrieben worden, aber selten gut“, meinte Schindelecker über die österreichische Seele. Das Typische an ihr? Sie geht unerschrocken auf das Neue zu, sofern dieses derselben Meinung ist. Und sie speichert alles in farbenprächtigen Bildern, obwohl die Tatsachen Schwarz/Weiß sind. Später, als aus dem Fritzi ein Fritz und dem Erschi ein Erwin geworden, das Fernsehen (des Radio mit Büldl wird si net durchsetz’n) im Kommen und die Beatles (unsa Musik is da Vico Torriani) im Anmarsch waren, kurz: als das Neue auf die Österreicher (wia a Punschkrapfal, auß‘n rosa, innen braun) hereinbrach, herrschte die Meinung vor: A klana Hitla tat net schod’n.
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