Steirer sollen gesünder älter werden

Bgm. Josef Wallner, Raiba Vst. Dir. Michael Hödl, LR Christopher Drexler und Jürgen Karl Kovacic in Deutschlandsberg.
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  • hochgeladen von Susanne Veronik

DEUTSCHLANDSBERG. "Ziel ist es, dass die Steirerinnen und Steirer gesünder sind und länger leben als Menschen auf dem Rest der Welt", so formulierte Christopher Drexler in seiner Funktion als Landesrat für Gesundheit, Pflege und Personal und seit heuer auch für Kultur in der Ebene 2 der Raiffeisenbank Deutschlandsberg das Ziel zum Gesundheitsplan 2034, der im November des Vorjahres in sieben Regionalkonferenzen präsentiert worden ist.
Auf Initiative von Jürgen Karl Kovacic hat Drexler vor einer überschaubaren aber umso interessierteren Hörerschaft seine Intention zur aktuellen Situation und den daraus resultierenden Neuerungen kund getan.

"Regionaler Strukturplan Gesundheit"

Zum Gesundheitsplan 2035 ist in den letzten Wochen das erste konkrete Umsetzungspapier erfolgt, nämlich der sogenannte "Regionale Strukturplan Gesundheit".
Maßgeblich dafür nannte Drexler die Veränderung der Rahmenbedingungen schon allein ob der demografischen Entwicklung, Drexler: "Wir werden Älter. Vor hundert Jahren, als die grundsätzliche Spitalsstruktur entwickelt worden ist, gab es in Österreich eine Lebenserwartung von 43. Jahren. Heute sind es rund 80 Jahre. Eine älter werdende Gesellschaft stellt daher ganz andere Herausforderungen und Anforderungen an eine Gesundheitsreform."

In Zahlen

Langzeitpflege und mobile Betreuung sind daher in den Fokus gerückt.
Waren es 2015 noch 79.000 pflegebedürftige Steiererinnen und Steirer, so sind für das Jahr 2025 bereits 93.000 prognostiziert.
Diese Steigerung erfordert daher auch in der Finanzierung des Systems und in der Pflege eine neue Herangehensweise.

Zu wenig niedergelassene Ärzte

Schließlich sind die Überalterung und die so schwierige Nachbesetzung der niedergelassenen Ärzte ein merklich spürbares Fakt in der Region. So hat man bis dato trotz zweimaliger Ausschreibung für eine Kinderarzt-Kassenstelle in der Bezirksstadt Deutschlandsberg diese nicht nachbesetzen können.
"Bei den niedergelassenen Ärzten fehlt die Attraktivität des Berufsbildes", so Drexler und meint, dass das oft "romantische" Bild des Landarztes, der rund um die Uhr für seine Patienten mit vollem Engagement da ist, nicht mehr den heutigen Vorstellungen junger Ärzte entspricht. "Oft ist es leichter, Ärzte an einem Standort zu bündeln", spricht Drexler die Ärztezentren an, die mehrfach schon in der Steiermark im Pilotversuch gestartet sind. Hier können sich Ärzte nämlich auf halbwegs geregelte Arbeitszeiten verlassen, was vor allem den Frauen in dieser Berufsgruppe entgegenkommt, die sich ja auch um ihre eigenen Familie kümmern wollen.

Ärztezentren als Ergänzung

Drexler: "Der klassische, niedergelassene Bereich soll natürlich aufrecht bleiben. Das wichtigste ist, dass wir eine Versorgung zusammenbekommen. Um diese zu verbessern, können Gesundheitszentren zur Primärversorgung eine Ergänzung zu den Hausärzten bilden, wo mehrere Ärztinnen und Ärzte an einem Standort zusammengespannt sind - und das auch mit anderen Gesundheitsberufen." Gerade im ländlichen Bereich soll somit bei erweiterten Öffnungszeiten ein größeres Angebot geschaffen werden.

Angelaufene Pilotprojekte in der Steiermark

Pilotprojekte sind bereits angelaufen wie z.B. seit Oktober des Vorjahres in Mariazell, seit Anfang Juni in Eisenerz und im September geht ein Pilotprojekt in Vorau an den Start. Dass internationale Konzerne oder gar Hedge-Fonds sich als Betreiber dieser Gesundheitszentren auftun würden, tut Drexler eher ab:
"Wir wollen weiterhin freiberufliche Ärztinnen und Ärzte, die sich in diesen Zentren im Team zusammenfinden und koordinieren."
In der zweiten Stufe der Versorgung sind auch Facharztzentren angedacht.

Der rasante medizinsche Fortschritt ist ein weiterer Punkt, der sich ändernden Rahmenbedingungen, einhergehend mit der medizinischen Technik in sämtlichen Disziplinen.
Als Beispiel für sich ändernde rechtliche Rahmenbedingungen nannte Drexler das Krankenanstaltenarbeitszeitgesetz zur Umsetzung einer EU-Arbeistzeit-Richtlinie.

Spitalstandorte neu aufgestellt

Grundsatz zur Spitalsversorgung: Ein Leitspital pro Region gemäß der sieben Regionen nach dem steirischen Raumordnungsgesetz. Das muss aber nicht an einen Standort gebunden sein, wie das LKH Weststeiermark mit den Standorten Deutschlandsberg und Voitsberg zeigt.
Drexler: "Das LKH Weststeiermark hat viel Überzeugungsarbeit gekostet, aber ich glaube, wir haben mit diesem Krankenanstaltenverbund ein gutes Modell zustandegebracht, weil an zwei Standorten eine sinnvolle Aufgabenteilung erfolgt", spricht Drexler die Akutgeriatrie und Remobilisation gezielt für ältere Menschen in Voitsberg an. Schließlich sind an einem Tag die akutgeriatrische Tagesklinik in Voitsberg und die neue chirurgische Ambulanz am Standort Deutschlandsberg eröffnet worden. Mit dieser Aufgabenteilung sei auch die mittelfristige Absicherung beider Standorte gegeben.

Zur Primärversorgung

"Wir müssen vor dem Hintergrund des medizinischen Fortschritts und der Spezialisierung auch Konzentrationen vornehmen, um der flächendeckenden Gesundheitsversorgung nachzukommen", so Drexler.
In der Versorgungsregion West- und Südsteiermark sind bis 2025 sechs Gesundheitszentren als Primärversorgungseinrichtungen vorgesehen, die erst situiert werden müssen. Drei Standorte für sozialpsychiatrische Ambulatorien inklusive Kinder- und Jugendpsychiatrie sind geplant, um auch diese Lücke Schritt für Schritt zu schließen.

Es wird investiert

Auf den Vorwurf, alles werde kaputtgespart: "Vor dem Hintergrund sich rasant ändernder Rahmenbedingungen hoffe ich, dass es auch ökonomisch sinnvoll ist, wenn wir Strukturen ändern." Aber das Hauptmotiv sind die Qualität und die flächendeckende Versorgung. Zu den Dimensionen; 650 Mio. Euro beträgt allein der Gesellschafterzuschuss für die Kages. 150 Mio Euro werden heuer investiert. "Wir sind der größte Hochbauherr in der Steiermark", betont Drexler, dass die Einschränkung "Hochbau" nur daraus resultiert, weil es ja auch den Koralmtunnel gibt.
Zu den Investitionen: Strahlentherapiezentrum in Leoben: 10,25 Mio. Euro; OP Zentrum Stolzalpe: 9 Mio Euro; Intensivstation Feldbach: 9 Mio. Euro, sowie ca 2 Mio. Euro am LKH Weststeiermark nennt Drexler einige Zahlen, um den Investitionswillen zu untermauern. Der Landesrat hofft auf Einvernehmen mit möglichst vielen Partnern im Gesundheitssystem, um die Neuerungen auch durchsetzen zu können.

Auch in der anschließenden Diskussion waren der Mangel an niedergelassenen Ärzten und die Standortsuche für die Primärversorgungszentren einige der angesprochenen Themen.

Fazit Drexler: "Wir müssen bei allen gegebenen Herausforderungen rechtzeitig an Schrauben drehen, damit die Gesundheitsversorgung hochqualitativ, verlässlich und flächendeckend im Sinne der Steirerinnen und Steirer funktioniert, um das Eingangs angesprochene, hoch gesteckte Ziel auch zu erreichen."

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