Veranstaltung zu Kaiser Franz Joseph I im Rossstall Hollenegg

Eine gelungener Abend rund um Kaiser Franz Josef I mit Vortrag und Gesang war die Veranstaltung im Rossstall Hollenegg. | Foto: KK
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SCHWANBERG. Am 21. November jährte sich zum 100. Male der Todestag Kaiser Franz Joseph I. Diesen Gedenktag nahmen die Hospizteams Deutschlandsberg und St. Stefan o. St. zum Anlass, im Rahmen einer Benefizveranstaltung einen Fachmann in Sachen Geschichte in den Rossstall nach Hollenegg einzuladen, dessen fundiertes Wissen auf diesem Gebiet unumstritten ist: Bezirkshauptmann HR Helmut-Theobald Müller. Als Hospizpate des Bezirkes Deutschlandsberg und als geschichtsversierter Vortragender unterbreitete er seine Gedanken zum Thema „Kaiser Franz Joseph I – Ein Rückblick auf ein langes Herrscherleben – 8. August 1830 – 21. November 1916“. Selbst der Ort für den Vortrag – der Rosstall – konnte passender nicht sein, denn 1883 weilte der Kaiser im Schloss Hollenegg und war naturgemäß zumindest am ehemaligen Pferdestall vorbei gefahren.

Vom „Franzi“ zum „Kaiser von Gottes Gnaden“

Ein Großteil der Bevölkerung bezog bekanntlich sein Wissen über den Kaiser in erster Linie aus Filmen, bereichert um andere Sisi-Geschichten oder Histörchen um seine Liebschaften mit Katharina Schratt oder Anna Nahowski. Diese wurden an diesem Abend von Bezirkshauptmann Müller natürlich auch gestreift. Im Wesentlichen ging es jedoch darum, ein 86 jähriges Leben – davon 68 Jahre als Kaiser – so gerecht und anschaulich zu schildern, wie es nur möglich ist. In einem insgesamt weit mehr als eine Stunde lang dauernden Vortrag – unterteilt in drei Blöcke – stellt er den Herrscher „von Gottes Gnaden“ vor, beginnend mit der Familien, in die der kleine „Franzi“ hin eingeboren wurde, über dessen strenge, letztlich prägende Erziehung, seine eigentlich vorerst nicht geplante Übernahme der Kaiserwürde, die politischen Situationen, die unglücklichen Kriegsführungen, sein autoritärer Führungsstil, seine nicht gelebte Volksnähe, die Zeit des Friedens, sein Versagen als Vater seiner vier Kinder, der sich dann als liebender Großvater erwies, die Ermordung seiner speziell von den Ungarn geschätzten Frau Sisi, der wohl populärsten Person der Dynas­tie, das Verhältnis zu seinem Sohn Rudolf, der sich bekanntlich nach dem Mord an Mary Vetschera das Leben nahm, den Tod des Thronfolgerpaares in Sarajevo, der schließlich den Ersten Weltkrieg zur Folge hatte, bis hin zum friedlichen Tod des alten Kaisers am 21. November 1916. Durch zahlreiche Zitate und sogar einem Gedicht der Kaiserin Sisi, die schon früh den Verlust ihrer Freiheit am kaiserlichen Hof in Wien beklagte, zeichnete Bezirkshauptmann Dr. Müller nicht nur ein Bild des Monarchen, sondern auch das einer für das Haus Habsburg und damit die Zukunft Österreichs ausschlaggebenden Zeitepoche.

Der Kaiser und die Frauen

Zum Bild des Kaisers gehören aber auch „seine Frauen“. Auch dieses Kapitel behandelter der Bezirkshauptmann am Ende seiner Ausführungen, wobei er bemerkte, dass Franz Joseph selbst wahrscheinlich nicht den geistig schlichten Erzherzog Franz Karl von Österreich zum leiblichen Vater hatte, dass er schon mit dafür eigens ausgewählten „Damen“ vorehelichen Kontakt pflegte, ganz entgegen der herrschenden katholischen Sexualmoral seiner Gemahlin Sisi auch in jungen Jahren nicht immer die Treue hielt und schließlich später eine längere Beziehung mit Anna Nahowski einging. Zu ihr gibt es sogar einen Weststeiermark-Bezug. Der Kaiser soll ihr nämlich den Erwerb eines Sommersitzes in Trahütten – heute bekannt als Alban-Berg-Villa – ermöglicht haben. Er war mit Sicherheit zumindest der Vater ihrer Tochter Helene, die später dann den Komponisten Alban Berg geheiratet hat. Eine viel besser bekannte Tatsache ist die Zuneigung zur Hof-Schauspielerin Anna von Schratt, die ihn bis zum Tod begleitet hat und mit der er nach Sisis Tod wahrscheinlich auch eine in der Öffentlichkeit geheim gehaltene Ehe eingegangen ist.

Männersextett „Gestern & Heut’“

Für die gesangliche Umrahmung des Abends sorgte das Männersextett „Gestern & Heut’“, das einen Querschnitt durch sein breitgefächertes Repertoire – sogar mit der „Kaiserhymne“ – gab. Schließlich war es den Teamleiterinnen der Hospizgruppen Deutschlandsberg und St. Stefan o. St., Barbara Weber und Ruth Mayer, vorbehalten, allen Sponsoren, MitarbeiterInnen aus den eigenen Gruppen, Hausherrn Bürgermeister Mag. Karl-Heinz Schuster, allen Anwesenden sowie natürlich den Sängern und ganz besonders Bezirkshauptmann HR Dr. Helmut-Theobold Müller den ganz besonderen Dank für ihr Wohlwollen und ihre Unterstützung auszusprechen.
Um Schwanbergs Bürgermeister Mag. Schuster, der eingangs die Begrüßung vornahm, und damit natürlich auch Kaiser Franz Joseph zu zitieren: „Es war sehr schön, es hat uns sehr gefreut ...“

Der Kaiser in Deutschlandsberg und Hollenegg

Übrigens: Kaiser Franz Joseph weilte, wie kurz erwähnt, im Juli 1883 zu Besuch in Hollenegg und war daher auch kurz in Deutschlandsberg. Dieser Aufenthalt verlief allerdings nicht wie es sich die Bürger des Marktes damals vorgestellt haben. Dem Kaiser soll die Straße zu schmutzig gewesen sein, so dass das Empfangsprogramm, das sogar einen Klausen-Besuch beinhaltet hätte, gekürzt werden musste. Außerdem musste Sorge getragen werden, dass das „Volk“ ihm nicht zu nahe kam. Er hatte sich jegliches Herandrängen verbeten. Der Markt hatte sich für teures Geld festlich herausgeputzt, Trimpfbögen wurden errichtet und Tausende Menschen jubelten dem Kaiser dann auf seiner Wagenfahrt zum Schloss Hollenegg zu. In den Aufzeichnungen von Dr. Kriegl lesen wir weiters, dass der Kaiser die Musikdarbietungen – u. a. durch die Veteranenmusikkapelle und dem Deutschlandsberg MGV mit zehn Damen als „Unterstützung“ – sehr gelobt hatte. Deutschlandsberg selbst hatte jedenfalls durch den Kaiserbesuch an Ansehen gewonnen und darauf war man natürlich sehr stolz.

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