Weltbrottag im Zeichen regionaler Ernährung
Vom Korn zum Kulturerbe

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Der 16. Oktober ist in Kärnten ein ganz besonderer Tag – er vereint gleich drei Anlässe, die enger miteinander verbunden sind, als es auf den ersten Blick scheint: den Welternährungstag, den Weltbrottag und den Tag der Kärntner Lebensmittel. Alle drei feiern das, was unser tägliches Leben prägt – den Wert guter, regionaler Lebensmittel, die Bedeutung nachhaltiger Landwirtschaft und die Freude an kulinarischer Handwerkskunst.
GAIL-GITSCH-LESACHTAL. Lebensmittel aus Kärnten sind weit mehr als nur Genuss – sie sind ein Motor für Wirtschaft, Umwelt und Gemeinschaft. Eine aktuelle WIFO-Studie zeigt, dass jedes zusätzliche Prozent an regionalen Produkten acht Millionen Euro und 300 neue Arbeitsplätze für Kärnten bedeutet. Kurze Transportwege, gesunde Böden und die Pflege von Traditionen sind nicht nur Zeichen regionaler Qualität, sondern auch gelebter Klimaschutz. Aktionen in Schulen, Haushalten und Gemeinschaftsküchen machen am 16. Oktober bewusst, wie wertvoll regionale Kreisläufe sind.
Brot als Sinnbild des Ursprünglichen
Kein anderes Lebensmittel steht so sehr für Heimat und Handwerk wie das Brot. Es erzählt von bäuerlicher Arbeit, von Gemeinschaft und Beständigkeit. In Kärnten wird dieser Tag genutzt, um das traditionelle Bäckerhandwerk zu würdigen. Denn das tägliche Brot entsteht nicht im Supermarkt, sondern in den Backstuben der heimischen BäckermeisterInnen, die mit regionalem Mehl und Leidenschaft für Qualität sorgen.
Lesachtaler Brot – gelebte Tradition und Weltkulturerbe
Besonders im Lesachtal wird das Brotbacken seit Jahrhunderten als Herzstück der regionalen Kultur gepflegt. In Maria Luggau und Liesing wird noch heute nach alten Rezepten gebacken, das Korn eigenhändig geerntet und in historischen Mühlen vermahlen. Das Ritual, drei Kreuze in den Teig zu zeichnen oder ein Palmkreuzerl in den Acker zu stecken, steht für Dankbarkeit und den tiefen Respekt vor der Schöpfung. Mit über hundert Brotrezepten, speziellen Dialektausdrücken und uralten Handwerksmethoden wurde die Lesachtaler Brotherstellung 2010 in die Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Sie ist Symbol für das, was Kärntens Küche und Kultur verbindet – Handwerk, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft.
Feste des Brotes und der Gemeinschaft
Im Lesachtal wird diese lebendige Tradition jedes Jahr gefeiert – beim Mühlenfest in Maria Luggau im August und beim Lesachtaler Dorf- und Brotfest am ersten Septemberwochenende in Liesing. Heuer feierte das Brotfest sein 40-jähriges Jubiläum – ein stolzes Zeugnis dafür, dass echtes Handwerk und regionale Kultur nie aus der Zeit fallen. Musik, Geselligkeit und der Duft frisch gebackenen Brotes machen diese Feste zu einem Erlebnis für alle Sinne.
Bildung und Bewusstsein für die Zukunft
Auch in Schulen wird rund um den Weltbrottag über Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt gesprochen. Die Initiative „Bäuerinnen und Bauern machen Schule“ bringt Kindern die Herkunft ihrer Lebensmittel näher – vom Korn bis zum fertigen Laib Brot. So wird das Wissen um die Wurzeln unserer Ernährung weitergegeben – ganz im Sinne der Lesachtaler Philosophie: Das Brot ist nicht nur Nahrung, sondern ein Stück gelebte Kultur.


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