Konstruktive Kommunikation, Rosenberg, Frankl/Lukas, Rieger

Als Mediator habe ich mich natürlich sehr stark mit Marshall B. Rosenberg beschäftigt. Durch meine Ausbildung als Psychologischer Berater wiederum bin ich ein großer Verfechter der Logotherapie geworden.
Im Kommunikations- und Konfliktmanagementbereich habe ich nun aufgrund meiner Erfahrungen ein Modell erstellt, welches Rosenberg und Frankl/Lukas ein wenig zusammen rückt.

Marshall B. Rosenberg war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Mediatoren der Welt. Er gilt auch als der Entdecker der „Gewaltfreien Kommunikation“.
Kurz vorgestellt geht es bei der „Gewaltfreien Kommunikation“ darum, nicht sofort unseren ersten Impulsen und Emotionen nachzugeben, wenn wir in konfliktreiche Situationen geraten.
Dafür hat Rosenberg ein Modell entworfen, welches auf vier Stufen beruht:

- Wahrnehmen
- Gefühle
- Bedürfnis
- Bitte

Diese vier Punkte funktionieren in beide Richtungen. Wird man mit einer Aussage konfrontiert, die einem zusetzt und emotional aufwühlt, kann man zuerst einfach wahrnehmen was mit einem selbst passiert. Danach achtet man darauf, welche Gefühle man gerade hat, bevor man selbst in sich schaut und sich fragt welches Bedürfnis nicht erfüllt ist. Im letzten Schritt schickt man eine Bitte an seinen Gesprächspartner. Diese sollte in einer Ich-Botschaft formuliert sein, die dem Gesprächspartner vermittelt, wie es einem gerade geht.

Auf der anderen Seite ist es auch möglich und sinnvoll, sich zu fragen was unser Gegenüber mit der Aussage gemeint hat. Dies erfordert Empathie, hilft aber sehr nicht sofort seinen Emotionen nach zu geben.

Die vier Punkte bleiben die gleichen, nur nehmen wir diesmal einfach neutral wahr, was unser Gesprächspartner gesagt hat, auch wenn es uns verletzt. Im nächsten Schritt fragen wir uns, welche Gefühle unser Gegenüber gerade hat, bevor wir für uns versuchen zu ergründen, welches Bedürfnis nicht erfüllt ist beim Gesprächspartner. Danach kommt die Bitte, in dem wir unsere Beobachtungen zusammenfassen und unser Gegenüber fragen, ob wir es richtig verstanden haben. Wieder in Ich-Botschaften.

Natürlich erfordert so ein Prozess Übung, Empathie und man darf sich nicht erwarten, dass ein Streit auf diese Weise nach einer Minute erledigt ist. Oft braucht es sogar eine längere Zeit und Geduld. Trotzdem ist diese Art zu kommunizieren meist sehr erfolgreich.

Elisabeth Lukas beschreibt in ihrem „Lehrbuch der Logotherapie“ die vier Hauptpunkte einer konstruktiven logotherapeutischen Sprache. Sie erwähnt auch, dass diese vier Punkte deckungsgleich sind mit vielen Modellen einer gelungenen Kommunikation.
Die vier Punkte sind:

- Aufwerten des Gesprächspartners
- Zur Klarheit beitragen
- Alternativen erarbeiten
- Dem Sinn nachfühlen

Diese vier Punkte sind dem Konzept von Rosenberg sehr ähnlich. Wobei man festhalten muss, dass sie bereits vor Rosenbergs „Gewaltfeier Kommunikation“ entstanden sind.

Das Aufwerten des Gesprächspartners geht sogar über das reine Wahrnehmen hinaus. Man nimmt also nicht nur die Aussage des Gesprächspartners neutral auf, sondern wertet ihn auch auf. Auch wenn er einen mit der Aussage verletzt, könnte man auch Gutes an ihm finden, zum Beispiel dass er ein guter Familienvater ist, eine tüchtige Geschäftsfrau, ein kluges Kind.

Im zweiten Punkt geht es darum zur Klarheit beizutragen. Sehr oft ist es so, dass es zu Konflikten kommt, nur weil wir unseren Gesprächspartner falsch verstanden haben. Wir Menschen glauben oft genau zu wissen was unser Gegenüber von uns will, allerdings ist das meist nicht der Fall, da wir nur in unserem eigenen Denken und unserer eigenen Welt festgefahren sind. Darum ist es wichtig nachzufragen, zu erkunden, was genau unser Gesprächspartner gemeint hat.

Bei der Erarbeitung von Alternativen geht es darum, dass wir uns mit unserem Gesprächspartner auf eine gemeinsame Ebene einigen können. Auf eine Sichtweise mit der beide Seiten einverstanden sind.

Hat man diese gefunden, kann dem Sinn nachgefühlt werden. Ist die Lösung für beide Seiten die Beste?

Beide Modelle sind äußerst hilfreich, erfordern aber Arbeit an sich und seiner eigenen Persönlichkeit. Ich selbst arbeite gerne mit einer gewissen Mischung aus den beiden Modellen und einer kleinen Erweiterung

- Aufwerten
- Werte
- Zur Klarheit beitragen
- Gemeinsame Sicht (falls schon möglich)
- Bitte und Sinn nachfühlen

Warum für mich diese Mischung und kleine Erweiterung so hilfreich ist, möchte ich kurz ausführen.

Das reine Wahrnehmen/Beobachten ist meiner Erfahrung nach oft nicht ausreichend oder möglich, wenn die Emotionen hoch kochen. Dann ist es häufig besser sofort etwas Positives am Gesprächspartner zu finden. Wenn wir diesen nicht kennen, dann können wir das auch rein in der Phantasie machen oder aus Vorerfahrungen, wo wir uns auch im ersten Moment in einem Menschen getäuscht haben.

Anstelle von Gefühlen und Bedürfnissen verwende ich lieber Werte, welche in der Logotherapie eine große Rolle spielen. Gefühle sind wichtig. Auch Bedürfnisse. Aber Bedürfnisse sind etwas schnell Vergängliches. Freud war sehr auf Bedürfnisse und Impulse versteift. Frankl hat aufgezeigt, dass Menschen sich aufgrund ihrer Werte vollkommen gegen Emotionen und Impulse und auch gegen eigene Bedürfnisse stellen können. Daher ist es für mich wichtiger zu verstehen, welche Werte bei einem Menschen betroffen sind. Nicht nur im Coaching und der Beratung, sondern gerade auch in der Kommunikation und in Konflikten.

Zur Klarheit beitragen ist ein essentieller Punkt. Auch Rosenberg hat darauf hingewiesen, dass wir Menschen uns häufig missverstehen. Nachfragen, ergründen was dahinter steht, ist wichtig für eine gelungene Kommunikation. Man kann so herrlich über das Gleiche streiten, nur weil man sich anders ausdrückt. Dies kann durch nachfragen verhindert werden.

Sich auf eine gemeinsame Sicht einigen (Alternativen erarbeiten) ist in diesem Prozess bereits eine wunderbare und weit fortgeschrittene Sache. Dies gelingt vielleicht nicht in den ersten zwei bis drei Minuten, aber kann mit ein wenig Empathie, nachfragen und Wertschätzung für den Gesprächspartner sehr schnell gehen.

Letztendlich kann man dem Sinnhaften nachfühlen. Dabei kann man sich wieder gegenseitig helfen. Ist die Lösung für uns beide gut? Sind wir uns und unseren Welten einen kleinen Schritt näher gekommen?

In meinen Coachings und Trainings biete ich immer eine breite Palette an Modellen und Möglichkeiten, gerade weil wir Menschen sehr unterschiedlich sind. Auch Tiefenpsychologische Ansätze nach Freud dürfen dabei nicht fehlen.
Aber natürlich ist es mir ein Anliegen den Menschen die Denkweise von Viktor Frankl näher zu bringen. Und auch neueste Studien der Gehirnforschung zeigen, dass Vertrauen und Begeisterung uns Menschen neue Denkmöglichkeiten eröffnen und wir so unser Gehirn auch umprogrammieren können. Auch zeigen diese Studien, dass wir Menschen zwar durch Genetik und hauptsächlich durch die Sozialisation beeinflusst sind, aber dass wir keineswegs dadurch determiniert sind.
Letztendlich entscheidet jeder für sich wer und was er sein möchte, in jedem Moment.

Ich freue mich natürlich über Likes und auch wenn wir uns in einem Coaching oder Seminar sehen.

Liebe Grüße
Manuel

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