Ehrenamtliche aus dem ganzen Bezirk engagieren sich bei der Team Österreich Tafel
Im März feiert die Team Österreich Tafel in Graz-Umgebung ihr zehnjähriges Bestehen. Von Ö3 und dem Roten Kreuz ins Leben gerufen, bringt die Aktion Überschuss und Mangel zusammen und wurde zur Anlaufstelle für Bedürftige. Ein Mann der ersten Stunde ist Fritz Praßl, kurz darauf schloss sich Jürgen Stockinger der Organisation an. Der Dobl-Zwaringer und der Premstätter leiten mit 40 Ehrenamtlichen die Sammlung und Ausgabe der Lebensmittel.
„Anfangs sind wir noch zum Einsammeln mit unseren privaten Autos gefahren“, erinnert sich Praßl. Im Vorjahr waren es 97 Tonnen, die an der Ausgabestelle in Seiersberg-Pirka über den Ladentisch gingen. Jeden zweiten Samstag fahren Ehrenamtliche von Semriach bis Werndorf und von Nestelbach bis Hitzendorf Supermarktketten, Hofläden und Direktvermarkter ab und bringen Lebensmittel (ausgenommen Frischfleisch und Alkohol) zum Container-Shop in die Haushamerstraße (Nähe Rotes Kreuz in Seiersberg).
„Ich rufe unsere Lebensmittel-Partner am Vortag an, ob sie was zum Abholen haben“, sagt Stockinger. Dann werden die eingesammelten Waren, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen oder saisonbezogen (Schokolade-Weihnachtsmänner) ausgemustert werden, geprüft und sortiert. Ab 18:00 Uhr beginnt die Ausgabe. Bei der Anmeldung wirft der Computer nach dem Zufallsprinzip eine Nummer aus, die für die Reihenfolge sorgt. Über 200 Menschen warten bereits mit ihren Taschen, jeder Kunde wird begrüßt und in die Ausgabe begleitet. Bei der Erstanmeldung braucht es einen Meldezettel und einen Ausweis, aber keine Gehalts- oder Pensionsbestätigung.
„Viele Leute genieren sich, wenn sie zu uns kommen, das brauchen sie nicht“, sagt Stockinger. Die meisten sind Stammkunden, wie die Pensionistin, die mit den Lebensmitteln ihr knappes Haushaltsbudget entlastet. Oder der junge Mann, der in die Arbeitslosigkeit rutschte und nicht im Elternhaus anklopfen will. Ein älteres Ehepaar hat sich verschuldet, um den Kindern beim Aufbau ihrer Existenz zu helfen, die Studentin will von der Verwandtschaft unabhängig sein, sie alle sind dankbar, hier Lebensmittel geschenkt zu bekommen, die ihnen die nächsten 14 Tage über die Runden helfen. In die wartenden Reihen mischen sich auch Ausländer. „Wenn Mütter drei Stunden im Freien warten, bis sie drankommen, dann tun sie das, weil sie auf diese Lebensmittel angewiesen sind“, sagt Stockinger. Auch dem Letzten in der Reihe werden noch die Taschen gefüllt, der Rest kommt am nächsten Tag ins Grazer Marienstüberl. Die nächsten Lebensmittel-Ausgaben bei der Team Österreich Tafel in Seiersberg-Pirka sind am 11. und 25. Jänner ab 18:00 Uhr.
„Bei uns ist jeder willkommen, der das braucht“, bestätigt Praßl. Seit 1970 ist der frühere Flughafen-Mitarbeiter Mitglied beim Roten Kreuz, helfen ist für ihn Ehrensache. „Wir engagieren uns sozial in vielfacher Weise“, sagt Stockinger. Die ganze Familie hilft bei der Tafel mit, Gattin Christine ist zudem ehrenamtlich im Hospizverein tätig. „Es gibt so viel Armut, und uns geht es gut“, sagt Stockinger, der sich auch in Aktionen der Rumänienhilfe und bei der Jugoslawienkrise für Kinder stark gemacht hat.
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