Für Gratwein-Straßengels Amtsleiter kommt 2020 die große Zeitwende
Das neue E-Bike ist schon da und wartet nur mehr darauf, ausgefahren zu werden. Darauf freut sich Gratwein-Straßengels Amtsleiter Ferdinand Konrad, der 2020 nach 48 Dienstjahren in Pension geht. Nicht nur vom alten Drahtesel in seiner Jugend bis zum modernen Bike hat sich viel verändert. Zu Beginn seiner Lehrzeit im Jahr 1971 zählte Judendorf-Straßengel 3.100 Einwohner, heute leben in der 2015 fusionierten Großgemeinde (Eisbach, Gratwein, Gschnaidt und Judendorf-Straßengel) über 13.000 Menschen.
Die Gemeindefusionierung war wohl eine der letzten großen Herausforderungen für Konrad, galt es doch für ihn und sein Team drei verschiedene EDV-Systeme der ehemaligen Gemeinden, zahlreiche Verordnungen und vieles andere mehr unter einen Hut zu bringen. Auch die elektronische Datenverarbeitung steckte zu Beginn seiner beruflichen Karriere noch in den Kinderschuhen. „Als ich meine Lehre im Gemeindeamt begann, hatte ich noch keine elektrische Schreibmaschine, ich tippte auf einer mechanischen Olivetti“, erinnert sich der Judendorfer. Die schwarzen Telefonapparate hatten noch eine Wählscheibe und das Gehalt bekamen die Mitarbeiter nicht auf ein Gehaltskonto, sondern bar im Geldsackerl ausbezahlt. Die Rechenmaschinen waren sehr gewichtig und machten beim kraftvollen Eintippen einen ziemlichen Lärm. Man kann es sich heute kaum vorstellen, aber handbeschriebene Karteikarten von damals sind die Vorgänger heutiger digitaler Dateien.
„Ich lebe beruflich mit der Politik zwar nicht Tisch an Tisch, aber doch Tür an Tür“, sagt Konrad, der sich noch an „seinen“ ersten Bürgermeister im Amt erinnert. „Meinen Lehrvertrag habe ich damals bei Bgm. Ernst Rainer unterschrieben, beim ersten Arbeitstag war Johann Ortner der Ortschef“, danach kam Arthur Pirnik und auf ihn folgte Richard Eigruber, seit 2003 ist Harald Mulle Bürgermeister der Gemeinde. „Es waren wunderschöne Jahre, vor allem der Kontakt mit den Menschen hat mir immer Freude gemacht“, sagt Konrad, der hier die Universität des Lebens mitgetragen hat. Konrad lernte so gut wie jeden Winkel im Gemeindeleben kennen und auch die unterschiedlichsten Wünsche, Sorgen und Anliegen der Bürger. Dass er im Gemeindeamt ein ganzes Berufsleben arbeiten wird, hätte der künftige Pensionist nicht gedacht. Im Laufe der Jahre gab es dann doch sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich mehrere interessante Stellenangebote. Interesse und Freude an der Arbeit, ein gutes Team sowie ständige Weiterbildung sind für den 63jährigen das Um und Auf für ein geglücktes Berufsleben. Beruflich und privat bildete sich Konrad in Rechtsangelegenheiten und Betriebswirtschaft weiter; seine letzte Verwaltungsdienst-Prüfung legte er 1992 mit Auszeichnung ab.
„Was man vielleicht als junger Mensch zu wenig schätzt, ich habe immer zu Fuß zur Arbeit gehen können“, sagt Konrad, auch durch den Straßengler Park, den kommunalpolitische Überlegungen in weiser Voraussicht der Bevölkerung erhalten haben. 1999 kam nämlich das Aus für die damalige Sonderkrankenanstalt der Eisenbahnerversicherung. Um die „Grüne Lunge“ im Ortszentrum zu erhalten, gelang es den damaligen Entscheidungsträgern das Seniorenwohnheim Parkresidenz und die inzwischen weltbekannte Rehaklinik in den Ort zu holen. Auch an diesem Meilenstein in der Geschichte der Gemeinde durfte Konrad mitarbeiten. „Ich blicke mit Dankbarkeit und Freude auf mein Berufsleben, jetzt aber freue ich mich auf mehr Zeit, die ich mit meiner Frau, den Kindern und Enkeln verbringen kann“.
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