Journalist/Special Olympics-Athlet
Martin Raith: "Ich brauche kein Mitleid"

Martin Raith, Journalist und Sportler, hat seine Interviews zu einem Buch zusammengefasst. | Foto: RegionalMedien Steiermark
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Ob Paul Pizzera, Anna Veith, Josef Hader, Hermann Schützenhöfer oder Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Arnold Schwarzenegger: Martin Raith hat schon unzählige Interviews in seinem Leben geführt. Wir haben mit dem freien Journalisten und Special Olympics-Athlet über seine Arbeit, sein größtes Ziel, das er nun erreicht hat, und Inklusion gesprochen.

GRAZ-UMGEBUNG/GRAZ. Um sich mit Gesprächspartnerinnen und -partnern zu unterhalten, geht Martin Raith akribisch vor. Der 32-Jährige überlässt nur selten etwas dem Zufall. Über Hörbücher, Zeitungsartikel oder Sachbücher liest er sich ein, setzt sich mit der Person auseinander, die ihm später gegenüber sitzt, und sammelt alle möglichen Informationen. Ob auf Deutsch oder Englisch, das ist egal, denn Raith spricht beide Sprachen.

Peter Theissbacher (l.) und Leo Hamminger unterstützen den 32-jährigen Martin Raith im Alltag. | Foto: RegionalMedien Steiermark
  • Peter Theissbacher (l.) und Leo Hamminger unterstützen den 32-jährigen Martin Raith im Alltag.
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Angefangen hat alles 2009 mit einem Gespräch mit dem ehemaligen Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Harald Mulle aus Gratwein-Straßengel – es ging um den Bahnhof, der erneuert, aber nicht barrierefrei gestaltet wurde. Für Raith ein wichtiges, persönliches Thema: Der 32-Jährige hat spastische Tetraplegie (vollständige Querschnittlähmung aller vier Extremitäten), sitzt im Rollstuhl und ist motorisch stark eingeschränkt. Als Special Olympics-Teilnehmer hat er sich später inhaltlich verstärkt mit dem Thema Behindertensport auseinandergesetzt.

Inklusion selbstverständlich ansehen

"Ich bin nicht arm. Ich brauche kein Mitleid", sagt Raith. Seine Arbeit, sowohl als Sportler als auch als Journalist, und die Art und Weise, wie er darüber spricht, zeigen, dass es ihm darum geht, alle zu erinnern, dass Menschen mit Behinderung Inklusion wollen. Dass sie an ihren Zielen arbeiten. Auch für ihn gibt es Herausforderungen, die es zu meistern gilt, aber für den gebürtigen Gratwein-Straßengler zählt, ernst genommen zu werden. "Es ist auch unfair, dass wir nicht so viel Geld verdienen wie andere", sagt er (Raith arbeitet bei RehaDruck und Mosaik in Graz). Von der Politik fordert der 32-Jährige, dass man sich dem Thema mehr annimmt und Lösungen für eine Inklusion schafft, damit sie zu einer Selbstverständlichkeit wird. Über den Sport findet er Anschluss an das Thema.

Martin Raith beim Interview mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Rahmen der Special Olympics-Weltwinterspiele. | Foto: GEPA pictures/ Christian Ort
  • Martin Raith beim Interview mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen im Rahmen der Special Olympics-Weltwinterspiele.
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Wie er selbst sein Lebensmotto definiert, wollen wir wissen, und bekommen eine Antwort: "Look on the Past with Gratitude, the Present with Enthusiasm and look to the Future with Confidence" ("Schau mit Dankbarkeit in die Vergangenheit, mit Begeisterung in die Gegenwart und blicke mit Zuversicht in die Zukunft") – ein Mantra, mit dem auch sein Buch "Semmelknödel und Apfelstrudel. Da ist noch viel zu tun" beginnt. In diesem hat er alle geführten Interviews seit 2009 festgehalten, die vorab über die Steirische Vereinigung für Menschen mit Behinderung in Zusammenarbeit mit der Vereinszeitung "Initiativen" veröffentlicht wurden. 

Mit "Arnie" ist alles erreicht

Das Buch ist aber erst entstanden, als er sein großes Ziel erreicht hatte: Ein Gespräch mit Arnold Schwarzenegger. "Vom 'Bauernbub' zum Gouverneur", antwortet Raith auf die Frage, was ihn so sehr an der "Steirischen Eiche" fasziniert. "Er hat einfach alles gemacht", heißt es weiter. Jahrelang hat er versucht, Schwarzenegger vors Mikrofon zu bekommen, bei den Special Olympics Weltwinterspielen in Schladming und Graz gab es dann die Chance dazu, zumal der "Terminator" Ehrenpräsident von Special Olympics Österreich ist und Raith als Interviewer und Sportler kein Unbekannter. Geklappt hat allerdings nur ein gemeinsames Foto, das lang ersehnte Interview folgte später.

Raiths großes Ziel war es, Arnold Schwarzenegger vor das Mikrofon zu bekommen und zu interviewen. Das hat er auch erreicht. Schwarzenegger ist Ehrenpräsident von Special Olympics Österreich.  | Foto: GEPA pictures/ Harald Steiner
  • Raiths großes Ziel war es, Arnold Schwarzenegger vor das Mikrofon zu bekommen und zu interviewen. Das hat er auch erreicht. Schwarzenegger ist Ehrenpräsident von Special Olympics Österreich.
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Raith ist, sitzt man ihm gegenüber, ein offener, zielstrebiger Mensch, der weiß, was er vom Leben will. Er scheint es – bei all der Ordnung, die er benötigt – aber auch nicht ganz so ernst zu nehmen. Humor muss sein. Stillstand gibt es auch keinen. Als Sportler ist er privat auch viel unterwegs: bei Motorradtouren, mit einem Spezialsitz auf den Pisten oder als Pferdesportfan entlang der Felder.

Welche Interviewpartnerin oder welchen Interviewpartner wünscht er sich eigentlich noch, fragen wir. "Die Obamas. Die Familie ist ein Wahnsinn. Man wird nicht einfach Präsident. Darüber will ich mehr wissen. Und mit Arnold steht auch noch ein Essen aus – dazu hat er mich eingeladen", scherzt er. 

  • Ein wichtiger Teil für seine Arbeit ist das Team seiner Betreuer und Koautoren.
  • Die erste Buchpräsentation fand im RegionalCenter Raiffeisenbank Gratwein-Hitzendorf statt.

Mehr zu Martin Raith und dem Prozess des Buches gibt es hier:

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