Weltstar mit Bodenhaftung
Opus-Mastermind Ewald Pfleger im Interview

Opus-Mastermind Ewald Pfleger spricht im Interview über die Entstehung seiner größten Hits, Live-Highlights in Graz, das "Leben nach Opus" und darüber, wie es sich als Musiker mit Weltruhm in der Steiermark lebt.

STEIERMARK. Ewald Pfleger ist nicht nur Mastermind von Opus, er schrieb mit ,,Live is Life“ auch jenen Hit, der internationale Musikgeschichte schrieb und bis heute eine weltweite Hymne ist. Der gebürtige Burgenländer, der seit über 40 Jahren mit seiner Familie in Graz-Umgebung lebt, über die Sternstunde von Ibiza, Ruhm und das Leben nach Opus.

Das Interview wurde im Rahmen der Aktion „Botschafter mit Herz“ vom Steiermark Standortmarketing zur Verfügung gestellt. Die redaktionelle Endverantwortung liegt bei der Woche.
  • Sie haben den Song im Sommer 1984 am Strand von Ibiza geschrieben. Wie ist Ihnen das passiert?

Ewald Pfleger: Der Grund war, dass wir eine Live-LP geplant hatten. Nach vier Studio-Alben haben wir uns gesagt, wir sollten diese Songs auch einmal live präsentieren und auf Vinyl herausbringen. Und dafür habe ich dann eine Titel-Nummer geplant. Und „Opus live“ war mir irgendwie zu langweilig. Die Verdoppelung ist dann der Titel geworden „Live is Life“. Wobei wir dann diskutiert haben, ob wir das gleich schreiben sollen oder ob wir da irgendwie eine Message rüberbringen wollen. Hat wunderbar geklappt, bis auf das, dass die Leute wegen der Schreibweise etwas verwirrt sind.

  • Und dann kam ein Jahr darauf – 1985 – mit Opus & Friends im Liebenauer Stadion gleich das größte Open Air, das je in Graz stattgefunden hat. 25.000 Menschen sangen sich die Seele aus dem Leib. Wie frisch sind da noch die Erinnerungen daran?

Im Nachhinein betrachtet war das natürlich ein absolutes Live-Highlight für die Austropop-Szene. Das war damals eigentlich schon irgendwie so geplant, dass wir unsere Freunde und Kollegen einladen. Aber wir hätten uns auch nicht gedacht, dass das dann solche Auswirkungen hat. Viele sagen, das war „Kult“ und vielleicht überhaupt das „Live-Highlight“ der Austropop-Geschichte. Das waren tolle Tage, da sind natürlich Erinnerungen da. Etwa die Proben mit Falco in der Garage oder die After-Show-Party, die bei uns so lange gedauert hat, weil wir den Herwig irgendwie gesucht haben. Der war dann irgendwo Schnaps trinken. Wir sind jedoch in der Früh weitergeflogen auf das Kitzsteinhorn, zu einem Fototermin, und von dort weiter in die Schweiz, weil am Abend haben wir beim St.-Gallen-Festival gespielt. Also das war eine sehr intensive Zeit.

"Wir hätten uns nie gedacht, dass 'Live is Life' jetzt nach fast 40 Jahren immer noch solche Erfolge und Auswirkungen zeigt."

  • Wenn man sich bewusst wird, dass man einen absoluten Welthit gelandet hat - was macht das aus einem persönlich?

Ja, erstens haben wir das ja geplant. Weil wir gesagt haben: Wir haben als Opus mit unserer englischsprachigen Musik ja die Möglichkeit, über die Grenzen zu kommen. Und da ist einfach irgendwann auch einmal die Chance da, dass ein Hit vielleicht richtig greift. Und tatsächlich ist das passiert. Das haben wir dann ein paar Jahre lang sehr genossen, weil wir ja in Amerika auf Tournee waren, in Latein-Amerika zweimal, in den Osten gekommen sind, das erste Mal auch nach Russland. Und das war schon eine besondere Zeit und da ist man natürlich auch sehr stolz drauf. Aber wir hätten uns nie gedacht, dass „Live is Life“ jetzt nach fast 40 Jahren immer noch solche Erfolge und Auswirkungen zeigt.

"Live is Life" zu singen, ist dem Musiker auch nach tausenden Auftritten nicht über. | Foto: STG/Harry Schiffer
  • "Live is Life" zu singen, ist dem Musiker auch nach tausenden Auftritten nicht über.
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  • Der Megaseller führte die internationalen Hitparaden an und verkaufte sich rund um den Globus sagenhafte 32 Millionen Mal. Wie groß ist da die Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren?

Wir haben ja das Glück gehabt, dass wir vorher schon 13 Jahre gespielt hatten. Wir haben da die Bodenhaftung vorher schon nicht verloren. Daher ist das durch diesen Welt-Hit auch nicht viel anders geworden. Weil wir hatten als Band ja auch den Vorteil, alles besprechen zu können. Wir haben die Niederlagen gemeinsam verkraftet und die Erfolge gemeinsam richtig gefeiert. Es war ein bisschen leichter als für einen Einzelkünstler, wie man sie kennt - Ambros, Fendrich, Falco & Co. – die mussten alles allein auf ihren Schultern tragen. Da ist natürlich die Belastung etwas stärker.

  • 17,7 Milliarden Ergebnisse auf Google in einer halben Sekunden – reißt es Sie da heute noch?

Ja, also - Google und das Internet sind natürlich toll. Aber da sind natürlich auch viele Opuse dabei, die nicht mit uns zu tun haben, glaube ich. (lacht).

  • Haben Sie eine ungefähre Ahnung davon, wie oft Sie ,,Live is Life“ gesungen haben? Und: nervt Sie die Nummer eigentlich schon?

Nein, es hat uns noch nie genervt, weil wir natürlich wissen, dass es oft so ist, dass ein Künstler mit einem Song ganz stark verbunden ist, das ist meist dann der ganz riesengroße Hit und man vergisst vielleicht auf die andern Songs, die nicht so groß waren. Also ich habe noch nie eine Belastung empfunden, als wir „Live is Life“ gespielt haben. Mit den Live- und Fernsehauftritten und Sonstigem waren es sicher einige tausend Mal.

  • Was macht denn den Song so stark?

Na, da gibt es mehrere Ebenen. Die musikalische Ebene ist sicher die, dass es sehr prägnant beginnt mit dem Schlagzeug-Break – auch den Tons. Es war damals für die Discos sehr rhythmisch und hat auch heute noch immer seine Gültigkeit. Dann kommt dazu, dass die Melodie klasse zum Mitsingen ist. Ich sage ja, es sind ja eigentlich zwei Refrains, weil es gibt Lieder, die haben keine Strophe – und das ist eines davon. Unser Sänger hat zu mir gesagt „was ist jetzt die Strophe und was der Refrain?“. Ich glaube da gibt es keine Strophe, da sind nur Refrains. Das ist natürlich sehr stark, weil man halt den ersten Refrain sofort mitsingen kann, mit den „Na-Na-Nas“ und dann halt auch den zweiten Refrain sehr leicht mitsingen kann.

Die zweite Ebene ist halt die Text-Ebene. Das „Live is Life“ eignet sich halt für viele Lebenslagen. Deswegen kommt es bei Filmen oder bei der Werbung so oft vor. Wir sind da echt mit Einnahmen gesegnet, die wir uns nie vorstellen hätten können. Das Lied läuft in Argentinien für eine Bier-Werbung, in Japan für Kosmetik und in Australien für ein Auto. Und bei den Fußball-WMs läuft es auch immer, egal für welche Company, einmal für booking.com, dann für adidas und dann wieder für Kentucky Fried Chicken…

  • Der Song ist eng mit dem Fußball verknüpft. Durch ein Video mit Maradona, das ein viraler Hit wurde. Zuletzt durch die Werbeclips bei der WM in Katar mit Messi. Wie halten Sie es eigentlich mit Fußball? Einmal selbst gekickt?

Ich war schon immer ein großer Fußball-Fan. Ich selbst habe aber nie gespielt. Zu mir haben sie immer gesagt „Mach du den Schiedsrichter“. Meine zwei Brüder waren aber sehr gute Fußballer. Die ganze Familie ist immer in Ollersdorf, im südlichen Burgenland, auf den Fußballplatz gegangen. Der kleine Bruder hat es sogar zu Sturm Graz in die erste Mannschaft geschafft. Der hat zwei Jahre lang mit Jurtin und Bakota im Angriff nicht unerfolgreich gespielt. Aus dieser Zeit stammt auch mein großes Interesse am Fußball.

  • Sie haben mit Opus für „Live is Life“ unzählige Preise und Auszeichnungen erhalten. Welcher oder welche haben Sie persönlich am meisten gerührt?

Wir haben so 20, 25 Gold- und Platin-Auszeichnungen bekommen. Aus England Silber. Vor allem die Doppel-Platin-Auszeichnung aus Kanada war etwas sehr Besonderes. In unseren Breiten, vor allem in Deutschland, etwa den „Bronzenen Löwen“ von Radio Luxemburg sowie diverse weitere Auszeichnungen. Im Jahr 1985 bekamen wir auch in mehreren Ländern der Welt die Auszeichnung „Newcomer des Jahres“.

"Das Lied läuft in Argentinien für eine Bier-Werbung, in Japan für Kosmetik und in Australien für ein Auto."

  • Der Erfolg mit Opus ermöglicht Ihnen ein wohl sehr gutes Leben, das Sie durchaus auch woanders genießen könnten. Haben Sie jemals daran gedacht, das Land zu verlassen? Es soll ja unter anderem einmal ein Angebot aus den USA gegeben haben.

Nein. Also, wir haben einmal über Amerika diskutiert. Ich wurde z. B. einmal gefragt, ob ich nicht in Amerika leben möchte, damit ich in der amerikanischen Umgebung Nummern schreiben kann. Die halt dann vielleicht noch mehr Welterfolge bringen. Aber wir haben das abgelehnt, denn das wäre dann das Ende für die Band gewesen. Wir sind alle hier sehr verwurzelt. Wir hatten nie das Ziel nach Monaco oder nach L.A. auszuwandern, da wir ja auch unsere Frauen/Freundinnen hier hatten. Das wäre ja ein Riesenunternehmen gewesen, das haben wir verworfen.

Dass 'Live is Life' nach fast 40 Jahren immer noch solche Erfolge, zeigt, hätte sich die steirische Band nicht gedacht. | Foto: www.christianjungwirth.com
  • Dass 'Live is Life' nach fast 40 Jahren immer noch solche Erfolge, zeigt, hätte sich die steirische Band nicht gedacht.
  • Foto: www.christianjungwirth.com
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  • Der Ewald Pfleger ist ja nicht gerade als ,,Leut´scheu“ bekannt, wie gehen Sie mit der Popularität um?

Sehr gut, glaube ich. Ich habe kein Problem damit, wenn mich Leute anreden oder wenn ich Mails oder Anrufe von Fans bekomme. Es ist so, dass wir als Band die Popularität eben teilen konnten. Es ist nicht so schlimm wie für einen Einzelkünstler, der halt dann nirgends alleine hingehen kann und vielleicht ein bisserl angepisst ist, wenn er immer angesprochen wird. Oder vielleicht sogar verwechselt wird. In Graz, in der Steiermark kennt man mich vielleicht am ehesten, vielleicht auch im südlichen Burgenland – aber sonst ist das halb so schlimm.

  • Fühlen Sie sich als Musiker von Weltruhm im Land gut aufgehoben?

Ja, sehr gut. Ich habe ja fünf Jahre in Wien gelebt und studiert damals. Ich bin danach mit sehr großer Freude nach Graz gekommen, weil die Band gesagt hat, wir gehen alle nach Graz studieren und wenn du weiter dabei sein willst, dann musst eigentlich auch von Wien nach Graz kommen. Ja, natürlich bin ich gekommen. Dann haben wir hier in Judendorf ein Haus gefunden, in dem wir alle zusammengewohnt und geprobt haben. Und das Proben und Spielen wurde dann wichtiger als das Studium. Und nach einem Semester habe ich dann beim Studium das Handtuch geworfen und lieber die Tourneen nach Deutschland organisiert.

  • Was schätzen Sie an der Steiermark? Was macht Sie aus?

Ich sage, da sind so viele liebe Leute daheim. Man findet hier sehr viele Freunde. Es ist einfach sehr lebenswert. Weil auch die Stadt Graz gegen Wien wie ein Dorf ist. Nicht so überlastet mit dem Verkehr, obwohl das auch schon ärger geworden ist, keine Frage. Aber da haben wir es noch gut getroffen. Man kommt von Graz überall hin, man ist fast zentral in Österreich daheim. Die Steiermark ist absolut lebenswert.

  • Was muss man in der Steiermark unbedingt gesehen haben? Wir bitten um fünf Beispiele.

In Graz muss man sicher den Schloßberg mit dem Uhrturm gesehen haben. Ich fahre liebend gerne, wenn es irgendwie geht, zu Auftritten oder anderen Urlaubsdestinationen durchs Gesäuse. Das find ich super. Ich war auch schon auf einigen Bergen oben - etwa dem Hochschwab. Den Erzberg muss man natürlich gesehen haben. Oder die Strutz-Mühle an der Schwarzen Sulm, wo ich schon öfters fischen war. Die wurde ja auch schon zum beliebtesten Platz Österreichs gewählt. Also es gibt sehr, sehr schöne Plätze in der Steiermark.

"Wir haben die Niederlagen gemeinsam verkraftet und die Erfolge gemeinsam richtig gefeiert." 

  • Wie schaut das Leben nach Opus aus?

Das ist intensiv wie eh und je, weil ich ja das Studio hier habe. Und weil wir ja produzieren. Die Schick-Sisters, die ehemaligen Dornrosen, haben mich gefragt, ob ich sie produzieren kann. Da machen wir jetzt gemeinsam das erste Album, weil ja die Opus-Band spielt. Das füllt mich voll aus. Wir haben vor, bis zum Sommer dieses Album fertig zu machen. Das kommt dann Anfang September raus und dann werden wir vielleicht sogar zusammen mit ihnen auf Live-Tournee gehen. Also, es ist viel los. Im Dezember machen wir so eine „Weihnachts-Tournee“ mit dem Uli Brée, dem Autor unseres „Live-is-Life-Films“. Der hat super Texte gemacht, die sehr tiefsinnig und auch sehr lustig sind. Und den begleiten wir dann musikalisch. Mein Sohn, der Paul, der Kurt Gober und ich.

  • Was haben Sie noch alles vor?

Auf jeden Fall Musik zu machen. Und schöne Urlaube mit meiner Familie und mit Freunden. Und immer wieder Feste feiern.

  • Zuletzt: Welchen steirischen Wein würden Sie eigentlich zu ,,Live is Life“ empfehlen?

Da gibt es natürlich viele, viele gute. Aber ich bin ja eher ein Weißwein-Trinker, obwohl ich den Rotwein genauso mag. Ich hätte gesagt „Sauvignon Blanc“ von Polz zum Beispiel.

Ewald Pfleger im Wordrap

Ihr Lebensmotto? Leben und leben lassen.
Irdisches Glück? Meine Familie, Andrea und Paul.
Hauptcharakterzug? Positiv.
Gab oder gibt es ein Vorbild? Nein.
Ihr größter Fehler? Ich kann nicht gut Nein sagen.
Welche Gabe möchten Sie besitzen? Besser Witze erzählen können.
Lieblingsbuch? Ich lese sehr gerne Biographien, zurzeit jene von Clive Davis.
Lieblingsmaler? Gustav Klimt.
Lieblingsessen? Krautfleckerl.
Typisch steirisch? Der Heidensterz.
Sturm oder GAK? GAK.
Das Grüne Herz bedeutet für mich... Zuhause, meine Heimat, meine neue Heimat.

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