Gratwein-Straßengel
Wolfgang Wabscheg sagt mit "Gretas Traum" Adieu

- 2017 feierte die MMS ihr 40. Jubiläum - dazu trommelte Wolfgang Wabscheg Schüler:innen aus vier Jahrzehnten für einen Chor zusammen, den er dirigierte.
- Foto: Edith Ertl
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Mit "Gretas Traum" beendet Wolfang Wabscheg sozusagen seine Musicalkarriere in der Region. Der Musiklehrer, der weit über die Gemeindegrenzen hinaus dafür bekannt ist, junge Talente zu fördern und der Musik eine Gestalt zu geben, geht in Pension.
GRATWEIN-STRASSENGEL. Wer Musik und Schule miteinander verbindet, der kennt auch Wolfgang Wabscheg. Der Musiklehrer – Musikmittelschule Gratwein – hatte so viele Gesangstalente in seinem Unterricht, man kann sie gar nicht alle zählen. Nun verabschiedet sich Wabscheg in den Ruhestand. Vorab wird es aber noch ein eigens kreiertes Stück geben. Mit MeinBezirk.at sprach er über aufgehende Bühnenvorhänge, die Liebe zur Musik und die Freude der Kinder als Motivation für ihn als Lehrer.
MeinBezirk.at: Für die Kinder heißt es endlich wieder "Vorhang auf!" – wie fühlt sich das für Sie und die Kinder an?
Wolfgang Wabscheg: Für uns fühlt sich das wunderbar an, denn seit zwei Jahren dürfen wir zum ersten Mal wieder öffentlich auftreten, öffentlich singen. Wir haben zwar heuer schon beim SuMT, beim Sänger- und Musikantentreffen, in Gratwein einen Auftritt gehabt, aber jetzt ist das unser erster großer Abend in Form eines Musicals, das wir in Gratwein traditionell immer in der zweiten Klasse machen.

- Die Musicals sind weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt und gefragt.
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Sowohl für die Kinder als auch für mich ist das eine herrliche Sache – wenn man trainiert, trainiert, trainiert, und das man das auch aufführen kann. Deshalb heißt für uns "Vorhang auf", ja, ein Gefühl, das wir seit zwei Jahren nicht mehr gekannt haben.
Um was geht es in "Gretas Traum" genau?
"Gretas Traum" ist ein Märchen-Musical, ein sogenanntes Märchical. Greta, ein sehr rationales Mädchen, das nur auf untersuchen, Fakten usw. zählt und nicht in die Gefühlswelt einsteigt, wird plötzlich mit Märchen konfrontiert. Und zwar mit folgenden Märchen: Schneewittchen und die sieben Zwerge, mit Rumpelstilzchen, Rotkäppchen und Hänsel und Gretel.
Greta, so die Hauptperson, steigt jedes Mal in diese Märchen ein, in dem sie in der Nacht schläft und dann zu träumen beginnt. So wird sie dann in diese Märchen hineingeworfen. Im Endeffekt hat sich dann unsere Greta um 180 Grad gedreht. Am Ende liebt sie Bücher, ist sehr emphatisch anderen gegenüber, was am Anfang gerade das Gegenteil war.
Wie haben sich die Kinder darauf vorbereitet?
Wir haben bereits in Herbst mit den Proben begonnen, ich habe die Texthefte aufgeteilt. Die Kinder durften sich selbst einmal besetzen, schauen, wer für welche Rolle geeignet ist. Dann wurden natürlich darüber diskutiert, weil ja die Charaktere der Kinder mit den Charakteren der Märchen übereinstimmen sollten. Und das hat sich sehr, sehr gut ergeben. Dann haben wir schon mit den Chorproben begonnen, und seitdem wir wissen, dass es coronamäßig besser geworden ist, haben wir mit dem Theaterstück zu proben begonnen. Obwohl wir ja noch unsicher waren, ob wir überhaupt in diesem Schuljahr aufführen dürfen.

- Die Proben laufen auf Hochtour.
- Foto: Privat
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Sie sind in der gesamten Region als "der" Musiklehrer bekannt, der junge Talente fördert. Wie viele Musicals tragen Ihre Handschrift?
Meines Wissens sind es acht. Das erste Musical, das ich geschrieben habe, war im vorigen Jahrtausend, kann man ja schon sagen. Und das war die erste Idee, ein Musical über Wale, Walfische zu schreiben. Die Euphorie war sehr groß. Das Theaterstück hab ich von einem deutschen Theaterverlag bekommen, und auf meine Frage, ob ich es vertonen darf, wurde mir die mündliche Zusage gegeben. Daraufhin hab ich begonnen, Lieder einzufügen, Textstellen zu eliminieren und daraus ein Musical zu machen.

- Der Musikpädagoge mit seinen Schüler:innen.
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Das ist dann eigentlich durch die Decke galoppiert. Denn als ich schon mit den Proben begonnen habe, aber noch nicht das ganze Musical durchkomponiert habe, sind wir draufgekommen, dass es für eine Klasse viel zu viel ist – das kann eine Klasse nie stemmen. Dann haben wir eben ein großes Schulprojekt daraus gemacht. Und alle vier Musikklassen haben begonnen, an diesem Musical mitgearbeitet.
Das war im Endeffekt das erste große Musical. Wir hatten in der Halle an die 800 Zuschauer. Im Laufe der Jahre hab ich eigene Musicals geschrieben. Die Idee war gewesen, kindernahe Stoffe zu vermitteln. Ja, so sind dann für jede meiner Musikklassen Musicals entstanden. Andere Musicals kann man kaufen, aber man muss sich immer arrangieren, das ist sehr viel Arbeit. Das war der erste Versuch, doch selbst eines zu schreiben. Mit eigenen Melodien kann man machen, was man will. Sollte das nicht funktionieren: Die Schublade zu Hause ist groß genug, um diese Elaborate dort ablegen zu können.

- Im letzten Musical - vor der Pandemie - ging es um die Abenteuer mutiger Wikinger:innen.
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So kurz vor Ihrer Pension: Wie fühlen Sie sich?
Dass ich vor der Pensionierung noch so ein großes Musical mit sehr engagierten Kindern und vor allem Lehrer, Lehrerinnen und Kollegen machen kann, ist ein schönes Geschenk. Also ist das ein sehr schönes Abschiedsgeschenk nicht nur für mich, sondern auch für die Schule.
Auf die Jahre zurückblickend: Wenn man ein bisschen musikverrückt ist, im positiven Sinne, dann nimmt man diese Mehrarbeit sehr gerne in Kauf. Denn es kommt bei jeder Aufführung das intensive Gefühl, das man hineinlegt, 24-fach, 25-fach zurück, je nachdem, wie viele Kinder man hat. Und man hat schon eine sehr spezielle Bindung zu den Kindern, zu den Jugendlichen, wenn man gemeinsam so große Aufführungen positiv besteht. Es ist halt eine Herzensbildung, und das funktioniert über die Musik. Sie ist ein guter Träger dafür.
Rückblickend sind dann einige Dinge entstanden, bei denen man sich fragt, wann man die Zeit dazu hatte, sie zu machen, sie auf die Bühne zu bringen. Man macht es ja aus Liebe zur Musik, zu den Kindern. Das ist, glaube ich, wichtiger. Und das ist ein Motor für viele Lehrer, Lehrerinnen. Wenn ich die Motivation der Kinder nicht spüren würde, würde ich diese Mehrarbeit nicht machen können.

- Die Schüler:innen sind bereit und haben gemeinsam eine Woche verbracht, in der nicht nur geübt wurde.
- Foto: Privat
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Was bedeutet Musik für Sie?
Seit meinem 14. Lebensjahr ist Musik ein ständiger Begleiter. Vorher war noch Sport dabei, aber aufgrund einer Verletzung konnte ich den nicht mehr so ausüben. Dann habe ich mich auf die Musik gestürzt. Sei es Chorgesang, Gitarrenspiel oder Schulmusik. Ich musiziere privat sehr viel, habe auch Freude, mit denen ich in einer Gruppe spiele. Ich spiele auch sehr oft zu Hause mit meiner Frau gemeinsam, sie am Klavier. Auch mit dem Sohnemann, er hat zwei Instrumente gelernt. Musik ist in unserem Haushalt ein sehr wichtiger Faktor, weil sie zur Entspannung beiträgt, zur Belustigung, man kann sehr viele Stimmungen damit ausdrücken.
Termin:
- Am 19. Mai um 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) findet "Gretas Traum" in der Mehrzweckhalle Gratwein statt.
- Infos: über die Schulhomepage www.mms-gratwein.at
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