Ein "Motortausch" als Neubeginn
Ludwig Szeberenyi war topfit und trieb fast täglich Sport ehe ein einziger Tag sein Leben komplett verändern sollte: Im Jahr 2002 erlitt der gebürtige Grazer eine Herzattacke. Die Folgen beeinträchtigten seinen Alltag massiv: „Meine Herzleistung war auf rund acht bis zehn Prozent gesunken. Ich musste mich sogar nach dem Einkaufen im benachbarten Geschäft hinlegen, weil ich so erschöpft war“, erzählt der Leidgeprüfte.
Seinem Schicksal ergeben hat sich Szerebenyi aber nie, sein Blick war stets nach vorne gerichtet. „Ich habe während meines Leidensweges gemerkt, wie sehr eine positive Grundeinstellung hilft.“ Die Sonnenseiten des Lebens kehrten auch wieder zurück ins Leben des heute 64-Jährigen, nach Jahren des Wartens wurde 2007 die notwendige Herztransplantation („das war nichts Anderes als ein Motortausch“) durchgeführt. Dieser Eingriff markiert sozusagen den Startpunkt der zweiten Karriere des Ludwig Szeberenyi, die mehr als nur erfolgreich abläuft.
Medaillenhamster
Nach der Rehabilitation startete der passionierte Sportler, der früher unter anderem für den Gsv Modenmüller Handball spielte sowie militärischen Fünfkampf betrieb, bei den Europäischen Spielen für Herz- und Lungentransplantierte.
„Ich wurde gefragt, ob ich bei einem derartigen Wettkampf einmal mitmachen möchte. Letztendlich bin ich im Jahr 2012 zu den Spielen nach Apeldoorn gefahren.“ In den Niederlanden schlug Szeberenyi dann zu und holte sich zwei Goldmedaillen im Hochsprung und Kugelstoßen, dazu gesellten sich zwei „Silberne“ im Ballwurf und im 400-Meter-Lauf.
Diese Ergebnisse motivierten ihn noch mehr, er intensivierte das Training („jeder Teilnehmer trainiert hart, als Tourist fährt da keiner hin“), was sich bei der heurigen EM in Vilnius bezahlt machte: sechs Starts standen fünf Gold- und eine Silbermedaille gegenüber.
Damit aber noch nicht genug: Erst im August nahm der Grazer an den Europäischen Spielen der Transplantierten- und Dialysepatienten teil, auch dort erkämpfte er in seiner Altersklasse Gold. „Mir geht es aber nicht um Medaillen, sondern um eine gute Leistung.“ Dann freut sich auch seine Enkelin, denn „wenn ich keine Medaille heimbringe, war ich ihrer Meinung nach nur auf Urlaub. Daher stehe ich unter Druck“, schmunzelt er.
Christoph Hofer
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