Pieps und Sonde für den Ernstfall

Karl Scharler, Rupert Pretterhofer, Franz Ziegerhofer und Werner Posch beim Erstellen eines Schneeprofils am Stuhleck.
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Ausgestattet mit Pieps, Schaufel, Sonde, einer Feldkarte vom Lawinenwarndienst zur Feststellung des Schneeprofils, Bleistift, Messgeräten und einer Säge zum Ausschneiden eines Schneeblocks sowie der nötigen Motivation Einsatz im Rucksack, machen sich Männer der Lawinenkommission Rettenegg auf den Weg. Das Ziel: der Ostabhang des Stuhlecks (Steinkorb mit Muldenlage), auf einer Höhenlage von rund 1600 Metern. Der Weg dorthin ein beschwerlicher, mehrstündiger Aufstieg mit einem Höhenunterschied von rund 800 Metern, dem meist ein prüfender Blick gen Himmel vorausgeht. Kommen Niederschläge? Fällt Nebel ein? Kommt Wind oder gar Sturm auf? "Am Stuhleck muss man mit jeder Wettersituation rechnen. Es kann sich von einer Minute auf die andere verändern", so die erfahrenen Berg- und Tourengeher Karl Scharler, Rupert Pretterhofer, Werner Posch und Franz Ziegerhofer. Sie kennen das Gelände wie ihre eigene Westentasche, gehen zu jeder Jahreszeit, bei jeder Witterung auf den Berg und beobachten vor allem vom ersten Schneefall an bis in den Frühling die Schneesituation.
Beim diesmaligen Kontrollgang zeigen die Naturburschen vor, wie ein Schneeprofil erstellt wird, worauf man penibel achten muss und sich dabei selbst nicht in Gefahr bringt. 1,20 Meter zeigt die Sonde, die freigelegte Schneeschnittfläche weist sieben Schichten auf, darunter zwei dünne Eisschichten, die besonders gefährlich sind. Auf diesen gleitet Schnee besonders leicht ab und donnert talwärts. Durch die Witterung im heurigen Winter gab es einige Male extrem gefährliche Schneebrettsituationen. Vor allem der angewehte Schnee bindet nicht mit der darunterliegenden Schicht.
Ist man beim Kontrollgang am Berg, müssen die Lage richtig beurteilt und die Erkenntnisse weitergegeben werden. Eine gründliche Aus- und Weiterbildung ist unumgänglich. Die Kontrollgänge werden meist in kleineren Gruppen durchgeführt.
"Wichtig ist, dass wir uns immer außer dem Gefahrenbereich bewegen. Das ist oft eine Gratwanderung und erfordert viel Gespür", sagt Rupert Pretterhofer. Wird die Situation kritisch, wird Meldung an den Obmann gemacht, der Weiteres veranlasst.
"Wir sind leidenschaftliche Tourengeher und die Arbeit innerhalb der Lawinenkommission interessiert uns selber, zudem ist es ein Dienst für das Gemeinwohl", so der einheitliche Tenor. Es wurde bereits einmal der Helikopter für einen Kontrollflug angefordert, woraufhin eine Sprengung durchgeführt wurde. Somit wurde eine Gefahrensituation erfolgreich entschärft. Im Sommer werden die sechs Meter hohen Schneepegel kontrolliert, ob Reparaturen anfallen. Neben den Grundkursen werden immer wieder Fortbildungen in Tauplitz, Veitsch, Seewiesen oder auf der Turrach besucht.
Retteneggs Bürgermeister Johann Ziegerhofer zum Thema: "Besonders wichtig für uns ist, dass die Kommission gegebenenfalls die Anordnung von Lawinensicherungsmaßnahmen wie z. B. die Sperre der Landesstraße L117 über den Pfaffensattel oder die künstliche Lawinenauslösung empfehlen kann. Andererseits beruht auch die Aufhebung von Sperren aufgrund abnehmender Lawinengefahr auf der Lagebeurteilung durch die örtliche Kommission, indem diese die entscheidenden Stellen genau informiert."

Geehrt für ihren Einsatz am Berg

Den Mitgliedern der Lawinenkommission Rettenegg (Bild mit Bgm. Ziegerhofer) wurde durch LH Franz Voves für besondere Leistungen um den Lawinendienst das Verdienstkreuz in Bronze verliehen. Obmann Gustav Zach, der – 86-jährig – seine Tätigkeit bereits seit 35 Jahren ausübt, erhielt das Verdienstkreuz in Silber. Die Lawinenkommission Rettenegg besteht seit mehr als 30 Jahren als Einzige im Bezirk Weiz. "Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir eine örtliche Lawinenkommission haben. Die Kommission unter Obmann Gustav Zach nimmt ihre Aufgabe sehr ernst und besteht aus bergerfahrenen Experten. Dadurch ist das Lawinengebiet am Stuhleck immer genau unter Beobachtung", betont Bgm. Johann Ziegerhofer.

Lawinenkommission – Sinn und Aufgaben

Eine Lawinenkommission ist ein Beratungsgremium für alle Sicherheitsbehörden. Sie berät Behörden des Katastrophenschutzes und andere Bedarfsträger, um diesen gegebenenfalls die Anordnung von Maßnahmen zum Schutze vor Lawinengefahren zu empfehlen.
Diese zeitlich begrenzten Maßnahmen betreffen nur den organisierten Schiraum, die Verkehrswege und den Siedlungsraum.
Die Kommission besteht aus ortskundigen und bergerfahrenen Experten, die aufgrund einer Wettersituation entsprechende Empfehlungen für Lawinensicherungsmaßnahmen (Sperren von Straßen und Schiabfahrten bzw. künstliche Lawinenauslösung) ableiten. Auch die Aufhebung von Sperren aufgrund abnehmender Gefahr beruht auf der Lagebeurteilung durch diese Institution. Die Beurteilung von Lawinengefahr im freien alpinen Gelände gehört nicht zu ihren Aufgaben.
In der Steiermark gibt es 38 Lawinenkommissionen für insgesamt 46 Gemeinden, gelegen in neun verschiedenen politischen Bezirken.

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