Bauer kämpft für faire Preise
Milchbauer stößt an Grenzen. Brief an WOCHE wird zu Politikum.
"Es ist einfach sinnlos weiterzumachen. Mein Sohn Christian trägt sich als derzeitiger Betriebsführer bereits mit dem Gedanken, den Betrieb aufzugeben. Es kann sich nicht mehr rechnen", schreibt Franz Pammer aus Trössengraben bei Kirchbach an die WOCHE. Im Gespräch schildert der 75-Jährige die Situation: "Für das Kraftfutter ist um 36 Prozent mehr zu zahlen, der Tierarzt ist teurer, die Betriebskosten, der Treibstoff, der Handelsdünger und landwirtschaftlichen Maschinen, einfach alles. Wenn der Milchpreis nicht endlich ansteigt, muss Christian bis Jahresende aufgeben."
Peter Kaufmann von der Agrar-union Süd-Ost kennt die Zahlen der Rohmilchlieferanten im Bezirk: "Im Jahr 2000 hatten wir 575 Mitglieder, jetzt haben wir 196." Bis vor Kurzem erhielt Christian Pammer für die Vollmilch der Klasse S von der Berglandmilch rund 34 Cent pro Kilo. Vater Franz Pammer sieht 30 Cent kommen.
Kräftemessen auf dem Markt
Die vehemente Forderung der Pammers ist einhellig: "Politik und Interessenvertreter müssen sich mehr dafür einsetzen, dass sich die Einkommenssituation verbessert."
Alois Ulrich von der Bezirkskammer: "Es ist eine Überschätzung von Interessenvertretung, Regierung und EU, wenn man diesen Institutionen große Möglichkeiten zuspricht, in die Preisbildung einzugreifen. Vielmehr unterliegt der Markt dem Konsumverhalten von Angebot und Nachfrage."
Vulkanland-Obmann Josef Ober sieht die Nachfrage gegeben: "Jeder Liter Milch, der bei uns erzeugt wird, wird gebraucht." Ober schlägt regionale Konzepte zum Vertrieb vor und will sich beratend mit Pammer zusammensetzen.
Auch Nationalratsabgeordnetee Michael Praßl zeigt Engagement. Die Stabilisierung der Preise für die gesamte Steiermark ist sein Ziel. Pammers Brief an die WOCHE kommt Praßl gelegen. Die handgeschriebenen Seiten will Praßl mitnehmen und bei einem dieser Tage anberaumten Gespräch in Salzburg mit Ministern, Abgeordneten und dem Bauernbundpräsidenten vorlegen. Das Schicksal sei bezeichnend für viele. "Wir wollen Gespräche mit Molkereien", so Praßl.
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