Gratwein-Straßengel

Bürgermeister Harald Mulle übergibt sein Amt

Mit einer Einladung für die Presse ist die Katze nun offiziell aus dem Sack: Gratwein-Straßengels Bürgermeister Harald Mulle wird zurücktreten – er übergibt sein Amt an Doris Dirnberger.

GRATWEIN-STRASSENGEL. Für viele kommt die Nachricht überraschend, obwohl ohnehin schön länger gemunkelt wurde: Harald Mulle, Bürgermeister der größten Gemeinde des Bezirks, hat sich dazu entschlossen, sein Amt zurückzulegen und an Doris Dirnberger übergeben. Das gab er heute offiziell bekannt.

Bereits Anfang des Jänners wurde über eine mögliche Nachfolge gesprochen – Grund dafür waren und sind Überlegungen, ob er sich der Gemeinderatswahl 2025 stellen würde. "Aus gewissen Gründen habe ich mich dazu entschlossen, dass ich nicht mehr antrete", sagt er. "Damit war es für mich auch klar, dass ich das Amt nicht mehr bis 2025 machen werde, sondern meinem Nachfolger, in diesem Fall meiner Nachfolgerin, die Chance gebe, sich einzuarbeiten." Aus dieser Überlegung sei, fügt Mulle hinzu, eine Tatsache geworden.

Es braucht Kraft

Gewechselt wird offiziell im Oktober. Wohl der Hauptgrund für seinen Rücktritt ist Mulles Gesundheit – die Kommunalpolitik kann im wahrsten Sinne des Wortes aufs Herz gehen. Und daran wird nicht zuletzt die politische (Ver-)Stimmung in den letzten Jahren einen Teil dazu beigetragen haben.

Der Schritt sei ihm nicht leicht gefallen. "Es gibt auch andere Gründe. Es war einmal lustiger, das sag' ich ehrlich. Ich mache das nun seit 20 Jahren und wenn man aus '20 Jahren Bürgermeister', worin ich meine ganze Kraft hineingelegt habe, nur Negatives herausliest, dann muss ich mich fragen: 'Für wen mach ich das?'." Für wen er sein Bürgermeisteramt allerdings ausübte, kann er sogleich beantworten: "Ich habe für die Bewohnerinnen und die Bewohner und die Gemeinde gearbeitet."
Von der Verwaltung über die Infrastruktur, von der Kinderbetreuung bis zum Sozialbereich und von Beteiligungsprozessen bis hin zu anderen zukunftsweisenden Projekten wird die Gemeinde, so Mulle, "viel Kraft brauchen".

Von der Nachfolgerin überzeugt

Mit Doris Dirnberger ist eine gute Partnerin gefunden. Sie ist seit 2020 Gemeindekassierin, seit 2010 Gemeinderätin und war von 2014 bis 2020 bereits Mulles Vizebürgermeisterin. Dirnberger ist aktuell Obfrau des Fachausschusses für Familien, Generationen, Gesundheit und Soziales, Obfrau-Stellvertreterin für Ortsentwicklung und Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung sowie Hauptmitglied in den Fachausschüssen Schulen und Kindergärten und Wirtschaft und Arbeit.

"Ich bin überzeugt, dass Doris Dirnberger aufgrund ihrer Erfahrung, gerade im Sozialbereich, die richtigen Antworten für unsere Gemeinde und unsere Bürgerinnen und Bürger finden wird", sagt der Bürgermeister. Zu den größten und wohl wichtigsten Projekten, die durch Dirnbergers Wirken in der Marktgemeinde initiiert und umgesetzt wurden, zählen das Generationenhaus oder die Einführung der Sozialcard. Als Gemeindekassierin ist sie mitverantwortlich, dass die Finanzen der Marktgemeinde stabil sind.

"Es gibt viel zu lernen, das ist mir bewusst. Ich gehe das Amt auch mit einer großen Demut an und weiß, dass es Herausforderungen geben wird. Es wird nicht alles von Anbeginn gelingen, aber ich bin zuversichtlich, dass ich es schaffen werde, mit meinem Team. Wir haben ein sehr gutes Team, in der Gemeinde, in der Fraktion. Wir leben in einer wunderschönen Gemeinde und mir ist wichtig, dass das auch so bleibt. Auch ist es mir als Frau wichtig, die Chance auf dieses Amt zu bekommen."
Doris Dirnberger

Allgemeine Informationen zu Harald Mulles politischer Tätigkeit:

• Seit über einem Vierteljahrhundert ist Mulle politisch aktiv. So wurde er im Oktober 1995 durch den damaligen Bürgermeister Richard Eigruber (SPÖ) – der seit 1986 Bürgermeister war – als Gemeinderat angelobt. Fünf Jahre später wurde Mulle Vizebürgermeister, am 18. September 2003 erfolgte die Wahl zum Bürgermeister der Marktgemeinde Judendorf-Straßengel. Mulle erhielt 21 der 21 Stimmen, die Wahl war demnach einstimmig.
• Mit der Gemeindestrukturreform 2015 und der Zusammenlegung der Ortsteile Judendorf-Straßengel, Gratwein, Eisbach und Gschnaidt wuchs die Einwohnerinnen- und Einwohneranzahl von knapp 5.800 auf gut 13.000 an. In dieser Zeit war Mulle knapp vier Monate Regierungskommissär – seit April 2015 schließlich Bürgermeister der Marktgemeinde Gratwein-Straßengel.
• 2020 wurde er offiziell Volksbürgermeister. "Ich habe mich dazu entschieden, Volksbürgermeister zu sein, da ich die Parteipolitik rausnehmen möchte. Es ist für mich ein wichtiger Schritt, um mit allen Fraktionen harmonischer und noch besser zusammenarbeiten zu können", sagte er damals gegenüber MeinBezirk.at. 

Ein weiterer Wechsel

Bei derselben Pressekonferenz gab es sogleich eine weitere Personalia innerhalb der SPÖ zu verkünden: Gerald Murlasits wird seine Funktion als SPÖ-Ortsparteiobmann, zur selben Zeit wie Mulle, zurücklegen – ab dann soll Gernot Papst, Gemeinderat und Obmann des Fachausschusses für Jugend, Bildung und Sport, übernehmen. Nachrücken wird darüber hinaus Gemeinderätin und Fachausschussobfrau für für Tourismus und Kultur Martina Auer.

• Murlasits ist mit seinem Abgang knapp über vier Jahrzehnte als Politiker im Einsatz, 1995 bis 2004 war er Gemeinderat der Altgemeinde Gratwein, 2004 bis 2009 Vizebürgermeister und 2009 bis zur Fusion Bürgermeister von Gratwein. 2015 wurde er Gemeindekassier und zuletzt Gemeindevorstand.
• Bei der Pressekonferenz signalisiert er Stärke: "Irgendwann, das hab ich mir gedacht, kommt aber die Zeit. Wir haben viele junge und erfahrene Leute, die nachrücken können. Und auch, wenn wir uns nicht immer einig waren, wir haben vereint immer versucht, das Beste für die Bürgerinnen und Bürger rauszuholen. Es geht in der Politik nämlich um die Sache."

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