Wird die AUVA zerschlagen, betrifft das fast alle

Tobelbad ist die AUVA-Rehabilitationseinrichtung mit den Abteilungen für  Unfallverletzte und für Berufskrankheiten und Arbeitsmedizin
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Für Arbeitgeber bedeutet das eine Entlastung, Unternehmer sollen künftig statt 1,3 Prozent nur mehr 0,8 Prozent AUVA-Versicherungsbeiträge zahlen. Hat das Auswirkungen auf die Versorgung von Verunfallten, auf die Versicherung der Kindergartenkinder im verpflichtenden Kindergartenjahr oder auf Rehabilitationsmaßnahmen?

Jedes Schulkind ist versichert

Fünf Millionen Menschen sind bei der AUVA versichert, darunter 1,5 Millionen Kindergartenkinder, Schüler und Studenten. Bezahlt wird die Versicherung von den Unternehmern. Die Wurzeln sind im Versicherungsschutz bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten begründet. Wer sich bei der Arbeit verletzte oder durch sie erkrankt, sollte die bestmögliche Versorgung haben. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Anzahl der Arbeitsunfälle nahezu halbiert und erreichte mit 108.000 Unfällen im Vorjahr ein Rekordtief. Gestiegen sind hingegen die Freizeitunfälle. Dafür aber wollen die Unternehmer nicht zur Kasse gebeten werden. Kommt jetzt das Aus für Einrichtungen der AUVA, die in der Steiermark die Unfallkrankenhäuser Graz und Kalwang und die Rehabilitationsklinik Tobelbad betreibt?

Zahlen künftig die Arbeitnehmer?
„Die Regierung will die Arbeitgeber entlasten. Wenn man das Gesundheitssystem bei gleicher Qualität aufrechterhalten will, dann werden andere das zahlen müssen, einsparen kann man das nicht. Ich sehe das als Umverteilung der Finanzlast von den Arbeitgebern zu den Arbeitnehmern“, macht Hubert Gangl, stellvertretender Vorsitzender im AUVA Landesstellenausschuss, seinem Unmut Luft. „Wenn jemand die AUVA, die sich seit 130 Jahre bewährt hat, zerschlagen will, dann werden wir um den Erhalt kämpfen“, sagt der Semriacher.

Der Rückgang der Arbeitsunfälle ist kein Zufall. Unternehmer und die AUVA investieren viel Geld in die Prävention. Die Präventionsabteilung der AUVA betreut Unternehmen und führt die gesetzliche sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Beratung der Arbeitgeber durch. Im Bereich Unfallverhütungsdienst (UVD) liegt der Schwerpunkt bei Spezialberatungen (Maschinensicherheit, Chemische Gefahren, Elektroschutz) sowie Messungen von gesundheitsrelevanten Arbeitsstoffen. Die AUVA berät Kindergärten, Schulen und Betriebe zu Fragen der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und in der Ausbildung. Der UVD ist keine Behörde, er steht den Betrieben als Servicestelle beratend zur Seite. Prävention beginnt schon im Kindergarten. „Sturz und Fall zählen noch immer zu den TOP 3 der Unfallursachen, nicht nur auf der Baustelle, auch im Kindergarten- und Schulbereich ist das ein Thema“, sagt Hannes Karpjuk vom UVD Graz.

Bänderzerrung, Knieverletzung, Fingerbrüche - meist passiert’s am Wochenende. Die Ambulanz im UKH ist für den Großraum Graz dafür die erste Adresse. Werden Sportverletzte künftig an das LKH verwiesen? „Unser UKH versorgt mehr Unfallpatienten als das LKH“, sagt Gangl, „wo werden die Leute dann hingehen?“.

In der AUVA-Rehabilitationsklinik Tobelbad wurden im Vorjahr 1.974 Patienten stationär aufgenommen. Die Verweildauer ist unterschiedlich und hängt von der Schwere des Verletzungsgrades ab, „wir haben Patienten, die bis zu einem halben Jahr bei uns rehabilitiert werden“, sagt Verwaltungsleiter Werner Kahr. 68.032 Behandlungstage weist die Klinik allein im Vorjahr auf. Florian F. arbeitete am Bau, bis er in den Stromkreis geriet und als brennende Fackel in die Tiefe fiel. Erst kämpften die Ärzte im UKH um sein Leben, nach sechs Monaten in Tobelbad habe er wieder ins Leben zurückgefunden, sagt der 38jährige.

Ob Schnittverletzung, Amputation oder Querschnittlähmung, es sind Schicksalsschläge, die man lieber nicht in der eigenen Familie oder Kollegenkreis haben will. Für eine bestmögliche Wiedereingliederung in den Alltag investiert die AUVA in die 1952 eröffnete Klinik Tobelbad. So wurden z.B. in den letzten drei Jahren alle Patientenzimmer und Untersuchungsräume auf neun Stationen mit einer Deckenkühlung ausgestattet. Zudem werden in Tobelbad seit zwei Jahren berufsbedingte anerkannte Hauterkrankungen rehabilitiert. Tobelbad ist österreichweit Vorreiter in der stationären Rehabilitation für diese Art der Berufserkrankung. Sport ist ein wesentlicher Faktor für die Rückkehr ins Leben. Auch für ehemalige Patienten hat Tobelbad eine offene Tür. So können diese mittwochs die Sportanlagen für Tischtennis, Bogenschießen oder Rollstuhlrugby kostenlos nutzen und werden dabei von Therapeuten betreut.

In den steirischen AUVA-Einrichtungen (UKH Graz und Kalwang, Reha Tobelbad) arbeiten knapp 1.200 Menschen. Über ihre Zukunft, die der Patienten und die künftige Versicherung von Kindergartenkindern, Schülern und Studenten will die Bundesregierung bis Ende Mai entscheiden.

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