Weniger als 50% Wahlbeteiligung und Verhalten der Wähler
Gratkorn GRW Nachbetrachtung
Geringste Wahlbeteiligung in GU-Nord und die Ausnahmewahl 2015 nach dem Finanz-Skandal: das Ergebnis der GRW-Wahl verdient eine Betrachtung der Veränderung auch zur GRW 2010.
Die üblichste Betrachtung des Wahlergebnis sind die Prozente gegenüber der letzten Wahl und hier hat bekanntlich die SPÖ mit 48,39 (zuvor 33,56%) stark dazu gewonnen und in Mandaten sogar die absolute Mehrheit errungen. In Prozenten hat die ÖVP auch dazugewonnen. Die Grünen haben Prozente und ein Mandat verloren. Die FPÖ wurde mehr als halbiert und hat nur mehr 3 statt 7 Mandate. Die Bürgerliste hat genug erreicht um mit einem Mandat in den Gemeinderat einzuziehen.
Doch die Wahlbeteiligung war so gering (nur 3005 statt 3850 Wähler), dass bei einer Betrachtung nach Stimmen, die SPÖ als einzige Partei 162 Stimmen dazugewonnen hat und das weniger als die Bürgerliste erreicht hat (167) und jede der drei anderen jeweils Wähler verloren hat: ÖVP: -166, Grüne: -336, FPÖ: -672.
Aber wie sieht das ganze gegenüber 2010 aus?
2010 war die Wahlbeteiligung mit 3821 ähnlich wie 2015. Mit Covid19-Krise ist der Rückgang der Wahlbeteiligung in Gratkorn nicht erklärbar, vor allem da der Rückgang in anderen Gemeinden nicht so stark war. Liegt es daran, dass der Finanzskandal noch immer nicht aufgearbeitet ist? Oder verdrießt anderes den Gratkorner die Gemeindepolitik?
2010 hatten über 1100 Menschen mehr die SPÖ gewählt als 2020. Auch damals hatte sie Bürgermeister, Vizebürgermeister und Gemeindekassier gestellt und mit absoluter Mehrheit reagiert. 2015 hatte sie den Gemeindekassier verloren und nun wiedergewonnen.
Die ÖVP hatte zwar 2015 noch 98 Stimmen dazugewonnen aber 2020 gegenüber 2010 68 verloren. Paradoxerweise hatte die ÖVP 2010 den zweiten Vizebürgermeister gestellt und 2015 bei ihrem stärksten Ergebnis verloren und nun wieder bekommen.
Die FPÖ hatte 2015 den Vizebürgermeister durch enormen Zuwächse gewonnen und ist 2020 nur mehr vierter, obwohl sie mehr Stimmen und Mandate hat als 2010. Gegenüber 2010 ist sie also eigentlich sogar an Stimmen stärker geworden und hat ein Mandat mehr.
Die Grünen 2010 erstmals im Gemeinderat hatten 2015 durch Aufdeckung des Finanzskandal enormen Zuspruch und 5 Mandate und den Gemeindekassier errungen und diesen kaum ein Jahr nach der Wahl an eine Abspaltung, die sich Bürgerliste nennt, verloren. Mit nur 2 Mandaten und somit Minderheit in der eigenen Fraktion, waren sie von vielen Informationen und Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. 2020 haben sie mit mehr Stimmgewinnen als alle anderen Parteien gegenüber 2010 diesmal 4 Mandate gewonnen und sind auch im Gemeindevorstand vertreten.
Die Bürgerliste, die durch die Abspaltung von den Grünen mit 3 Mandaten und der Funktion des Gemeindekassiers vertreten waren, hat sich bei ihrem ersten Antreten ein Mandat geholt.
Die SPÖ war 2010 in allen Sprengeln die stärkste Partei, aber 2015 wurde sie in 2 Sprengel von der FPÖ und einem von den Grünen überholt. 2020 hat sie die FPÖ wieder überholt, aber die Grünen blieben in diesem Sprengel vorne. Dieser Sprengel grenzt an Graz und seine Bewohner sind von Hochwasser des Dultbachs und auch einem eventuellen Murkraftwerk betroffen.
Aufgabe des neuen Gemeinderats in Gratkorn wird es daher wohl sein, die vielen Nichtwähler zurück zu gewinnen. Dabei kann hilfreich sein genau hin zu schauen, wer gegenüber 2010 Wähler verloren hat und wer mit welchen Themen Stimmen gewinnen konnte.
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