Maruschka die Frostbraut

Väterchen Frost ist eine dem Weihnachtsmann ähnelnde, ursprünglich russische Märchenfigur. | Foto: Imago
  • Väterchen Frost ist eine dem Weihnachtsmann ähnelnde, ursprünglich russische Märchenfigur.
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  • hochgeladen von Nina Schemmerl

Im fernen Russland sind die Winter bitterkalt. Wer hier im Wald ausgesetzt wird, hat geringe Überlebenschancen. Wie es gelingt, Väterchen Frosts Herz zu erwärmen, erzählt der Märchenklaus.

Es lebte einmal im tiefen Walde ein braver Mann mit seinem bildhübschen Töchterchen, welches er Maruschka nannte. Nachdem die Mutter allzu früh gestorben war, heiratete der Alte noch einmal. Aber die Stiefmutter konnte das Mädchen nicht leiden. Sie fand immer etwas an ihrer Stieftochter auszusetzen und bürdete ihr alle Arbeit auf. Abends ging das Mädchen mit feuchten Augen und leerem Magen zu Bette. Vergeblich versuchte die Kleine, der Stiefmutter zu gefallen. Ihrem Vater tat sie sehr leid, denn er liebte sie ja seit ihrer Geburt, aber er war seiner neuen Frau gegenüber zu schwach, um ihrer Boshaftigkeit Einhalt zu gebieten.
Nachdem Maruschka zu einer blühenden Jungfrau herangewachsen war, dachte die Alte Tag und Nacht darüber nach, wie sie das Mädchen für immer loswerden könnte. Eines Wintertages rief sie nach ihrem Manne: „He Alter! Morgen Früh spannst du die Pferde vor den Schlitten und führst deine Tochter zu ihrem Bräutigam. Aber gib ganz genau auf den Weg acht, damit du dich nicht verirrst. Fahre die gerade Straße hinunter und dann rechts in den tiefen Wald, bis du zu der großen Fichte auf dem Frosthügel kommst. Dort überlasse Maruschka ihrem Schicksal!“ Der Alte jammerte, aber seine Frau schrie: „Was gibt es zu lamentieren? Väterchen Frost wird schon für sie sorgen!“
Ob die Fahrt kurz oder lang dauerte, weiß heute niemand mehr; schließlich erreichte der Alte mit Maruschka die Fichte auf dem Frosthügel. Er hieß seine Tochter vom Schlitten zu steigen, segnete sie und sprach unter Tränen: „Setz dich hierher Töchterchen und erwarte deinen Bräutigam. Empfange ihn freundlich, und Gott sei mit dir!“ Daraufhin küsste er sie zärtlich auf die Stirn, wendete den Schlitten und fuhr traurig nach Hause.
Maruschka wartete, zitternd vor Kälte. Plötzlich hörte sie Väterchen Frost kommen. Er sprang von Tanne zu Fichte, von Fichte zu Tanne, sodass es durch den Wald pfiff und die alten Bäume knarrten. Er setzte sich oben auf die Frosthügelfichte, betrachtete Maruschka und fragte: „Frierst du Mädchen oder ist dir warm?“ Um ihn nicht zu verärgern, antwortete Maruschka: „Danke der Nachfrage, Väterchen Frost! Schön warm ist mir.“ Doch Väterchen Frost kann man nichts vormachen. Schnell hüllte er das Mädchen in wärmende Pelze und flog mit ihm durch die sternenklare Winternacht. In seinem Märchenschloss hoch im Norden hielten sie Hochzeit. Ab da musste Maruschka nie wieder frieren, hungern oder weinen. Alles war nun gut, denn wer glücklich und zufrieden ist, vergisst langsam alles Leid, das einem einst angetan wurde.

Infobox:

Die böse Stiefmutter wurde in europäischen Märchen gern als dunkler Gegenpol zur strahlenden Heldin eingesetzt, deren Vater als eher schwacher Charakter dargestellt ist. Vordergründig schien es um Eifersucht zu gehen, tatsächlich handelte es sich jedoch um Besitzansprüche, die mit der Erbfolge über die mütterliche Linie einhergingen. Was wir heute Patchworkfamilie nennen, war in früheren Jahrhunderten nicht zuletzt wegen der hohen Sterblichkeit von Frauen bei der Geburt weit verbreitet.

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