Antikörpertests
Auf der Suche nach Schlüsseln
Antikörpertests sind eine Möglichkeit, als genesen zu gelten. Wie sie funktionieren und wann sie positiv sind.
Ein positiver Antikörpertest wird für Genesene zum Freibrief für Gastro, Einkauf und Kinobesuch. Thomas Petek, Grazer Facharzt für medizinische und chemische Labordiagnostik, erklärt das Prinzip der Tests und warum die Ergebnisse nicht ganz so einfach zu interpretieren sind.
Zwei Methoden
Antikörper, so beschreibt Petek, funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. "Man kann sich das so vorstellen, als ob Schlösser in die Patientenprobe eingebracht werden", sagt Petek. Findet sich ein passender Schlüssel – ergo Antikörper – in der Probe, kommt es zu einer Kette von immunologisch-chemischen Reaktionen, die dann gemessen werden. So kann die Zahl der Antikörper indirekt bestimmt werden.
Neben diesem immunologischen Test gibt es auch noch eine zweite Methode: den Neutralisationstest. "Das ist sozusagen der Gold-Standard", sagt Petek. Denn diese Art der Testung ist präzise, aber auch aufwendig, da mit aktiven Covid-Erregern gearbeitet wird. "Das lässt sich nicht für eine große Anzahl von Patienten umsetzen."
Hohe Qualität
In der Praxis wird deshalb fast immer mit immunologischen Tests gearbeitet. Inzwischen, betont Petek, habe man diese auch so weit verbessert, dass sie vergleichbar gute Ergebnisse liefern wie Neutralisationstests. Solange sie von einem medizinischen Labor durchgeführt werden, seien die Antikörpertests also sehr vertrauenswürdig. Und wann ist man positiv? Das lässt sich bislang nicht allgemein beantworten.
Zwar werden die Antikörperwerte in der internationalen WHO-Einheit "Binding Antibody Units" (BAU) pro Milliliter angegeben, doch der Schwellenwert für ein positives Testergebnis variiert je nach Hersteller des Testkits. Zur Sicherheit werde zudem immer ein Graubereich einberechnet, betont Petek. So können falsch positive Tests vermieden werden. In Zukunft erwartet Petek eine Standardisierung dieser Grenzwerte. "Für andere Krankheiten gibt es das schon, aber mit Covid-19 haben wir noch zu wenig Erfahrung."
Viele Fragezeichen
Überhaupt fehlen Langzeitstudien, betont Petek. Deshalb lässt sich bislang nicht sagen, ob Menschen mit höheren Antikörperwerten besser geschützt sind oder wie lange die Antikörper nach einer überstandenen Erkrankung erhalten bleiben. Deshalb seien die Tests vorerst auch nur drei Monate gültig. Nur eines ist unumstritten: Trotz Antikörper ist es empfehlenswert, Impftermine wahrzunehmen: "Die Impfung bietet einen breiteren Schutz, auch gegen andere Virusvarianten, mit denen man noch keinen Kontakt hatte." Und sie verlängert den Freibrief auf neun Monate.
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