Bereit für ein Tier?

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„Mama, biiiiiiiitteeeee, ich will eine Katze!“ Diese oder ähnliche Wünsche nach einem Haustier kommen bei Kindern so sicher wie das Amen im Gebet. Laut vielen Forschungsergebnissen ist das im Alter von etwa drei Jahren ein Zeichen der gesunden Entwicklung. Und: Es kann der Entwicklung Ihres Kindes auch guttun.
Aber Vorsicht: Ihr Kind will vor allem ein Tier als Freund und zum Kuscheln. Kleine Kinder sind nicht in der Lage, ein Tier selbstständig zu versorgen. Ein Haustier als Trainingsobjekt für Verantwortungsbewusstsein ist daher ein No-Go. Die Verantwortung für das Tier bleibt immer bei den Eltern. Die Anschaffung ist daher gut abzuwägen.
Abzuklären sind etwa folgende Fragen: Sind alle im Haushalt einverstanden? Gibt es genug Zeit und Platz für eine artgerechte Haltung? Ist dies nicht möglich, leidet das Tier und kann ein aggressives Verhalten entwickeln. Wo liegen Gefahren für das Kind und Erwachsene – etwa aufgrund von Allergien oder Keimen? Und: Haustiere sind nie vollkommen zahm, sie sind und bleiben – Gott sei Dank – Tiere und damit auch ein kleines bisschen wild.
Zu bedenken ist auch: Ein Haustier kann nie ein Ersatz für Eltern sein. Das geht regelmäßig ins Auge – für das Tier und die Eltern-Kind-Beziehung. Ein Haustier kann wunderbar bereichernd sein, aber dafür braucht es die nötige Achtsamkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme.

So gelingt es
1. Sie als Eltern treffen die Entscheidung, welches Haustier, wann wohin kommt.
2. Nehmen Sie sich Zeit für die Entscheidung. Klären Sie, ob es genügend Platz und Zeit für eine artgerechte Haltung gibt.
3. Entscheiden Sie sich für ein Tier, entscheiden Sie sich auch, die Verantwortung dafür zu tragen.
4. Begleiten Sie Ihr Kind beim Umgang mit dem Tier. Achten Sie auf ein konstruktives Diskussionsklima: Was es heißt, für ein Haustier zu sorgen? Zwingen Sie aber keine Versorgung auf.
5. Achten Sie strikt darauf, dass ein Haustier kein Spielzeug, sondern ein Lebewesen ist.
6. Greifen Sie auch entschlossen ein, wenn ein Haustier zur Gefahr für das Kind werden kann, etwa durch Milben etc.
7. Für Kleinkinder sind Katze und Hund empfehlenswert. Sie haben eine Lebenserwartung von über zehn Jahren und können Kinder lang begleiten. Eine Katze braucht einen Kratzbaum oder idealerweise freien Auslauf. Ein Hund braucht mindestens zwei Stunden Auslauf pro Tag. Keine gute Wahl für Kleinkinder sind Hamster: Sie sind nachtaktiv und brauchen tagsüber Ruhe. Meerschweinchen haben eine geringe Lebenserwartung. Zimmervögel machen frühestens ab der Jugendzeit Sinn.
8. Beziehungen zu Tieren können wunderbare Emotionen kreieren. Achten Sie aber darauf, dass diese dabei helfen, Beziehungen zu Freunden und in der Familie zu pflegen und vertiefen.

DER EXPERTE
Dr. Philip Streit ist Psychologe, Psychotherapeut und Lebens- und Sozialberater.
Seit 20 Jahren leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz. Dies ist das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Jede Woche beantwortet er
in der „WOCHE“ eine Frage rund um die Themen Erziehung und Beziehung.

Ihre Anregungen und Fragen können Sie per E-Mail an die Redaktion schicken:
elisabeth.poetler@woche.at

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