Wenn Alkohol ein Leben zerstört

Nur ein Glaserl ...: Für einen Suchtkranken kann das schon zu viel sein. Der Weg zurück ist ein steiniger. | Foto: bilderbox.at
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  • Nur ein Glaserl ...: Für einen Suchtkranken kann das schon zu viel sein. Der Weg zurück ist ein steiniger.
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„Ich bin seit einem Jahr und acht Monaten trocken“, gesteht Jenny (Name der Red. bekannt). Sie nimmt einen tiefen Zug ihrer Zigarette, denn diese Sucht ist ihr geblieben. Bei der 49-Jährigen kam die Alkoholkrankheit schleichend, zuerst wurde am Vormittag Prosecco getrunken, dann kam abends noch das eine oder andere Gläschen Weißwein dazu, am Höhepunkt ihrer Sucht waren dann drei Flaschen Rotwein ihr Minimum. „Ja, ich hatte Blackouts“, schildert sie. „Wo ich überall Flaschen gefunden habe: in Reisetaschen, im Schuhkastl ...“ Jenny hat ausschließlich zuhause getrunken. „Niemand hat es gemerkt.“ Ihre Sucht war ein Geheimnis – doch sie sollte ein Ende haben. Gesundheitliche Probleme (30 Kilogramm Wassereinlagerungen) brachten sie letztendlich ins Krankenhaus, wo man auch bereits eine Leberzirrhose diagnostizierte. Das war für die zweifache Mutter der entscheidende Faktor, endlich einen Schlussstrich zu ziehen.

Selbsterkenntnis
"Ich habe mich so vor mir selbst geekelt", weiß Jenny noch wie gestern. "Ich habe mein Problem jedoch erst erkannt, als ich nichts mehr essen konnte." Nach einiger Zeit hatte sie einen extremen Nährstoffmangel, ihre Haare sahen aus wie ein Besen. Heute sieht man ihr nichts mehr an.
Am 6. Juni 2011 hat die Grazerin das letzte Mal getrunken. Seitdem nie wieder. "Nein zu sagen, war anfangs noch mit Angst verbunden", erinnert sich die charismatische Frau. Heute meistert sie wieder selbstbewusst ihren Alltag. "Ich muss zwar bei jedem Lebensmittel darauf achten, ob Alkohol enthalten ist, ansonsten ist es allerdings kein Thema mehr. "Der Alkohol ist da, es gibt ihn ... – aber nicht mehr für mich." Gegen den Begriff "Alkoholikerin" wehrt sich die Grazerin allerdings. "Ich würde genauso wenig sagen, dass ich Raucherin bin, wenn ich aufgehört hätte."

Rückkehr ins Leben
Jenny plant inzwischen sogar, wieder zu arbeiten. Sie fühlt sich stark genug. Die 49-Jährige kann sich sogar vorstellen, Vorträge vor Betroffenen zu halten, damit sie ihre Bewältigungsstrategie weitergeben kann.
Eines brennt Jenny auf der Seele: "Heute traue ich mich über mein Problem zu sprechen und das rate ich jedem, der dieser Sucht verfallen ist." Wenn schon nicht im Umkreis darüber gesprochen werden kann, dann wenigstens anonym, aber unbedingt ehrlich sein. Sie geht noch immer regelmäßig zur Beratung und vertraut ihrer Therapeutin alles an.

Beratungsstellen:

bas, steirische Gesellschaft für Suchtfragen, Dreihackengasse 1 (0316/821 199)
Landesnervenklinik Sigmund Freud (LSF): Für jene, die eine Behandlung anstreben, empfiehlt sich die Ambulanz (0316/2191-2222).
Anonyme Alkoholiker: Infomationen auf www.anonyme-alkoholiker.at

Alkoholismus ist Volkskrankheit

Rund 125.000 Steirer sind Alkoholmissbraucher. "Das heißt, dass Männer täglich drei bis sechs Biere oder 0,5 bis 1,5 Liter Wein am Tag brauchen, Frauen 0,5 bis 1 Liter Wein oder zwei bis vier Biere", schildert Ulf Zeder, Drogenkoordinator der Stadt Graz. "Darüber hinaus handelt es sich meist schon um Alkoholabhängigkeit." Das sind mehr als 50.000 Personen: Zwei Drittel Männer, ein Drittel Frauen – Tendenz steigend.
Alkoholismus sei eine 'Volkserkrankung' und dürfe nicht mehr tabuisiert werden.

Starke Schädigung durch Alkohol

Alkohol ist ein Zellgift. Langzeitiger Alkoholmissbrauch führt zu körperlichen Schäden wie Erkrankungen der Leber, der Bauchspeicheldrüse, der Muskulatur, des Magen-Darmtraktes und des Stoffwechsels. Auch geistiger Abbau und Impotenz sind vorprogrammiert.
Aber auch der soziale Faktor ist nicht zu vernachlässigen: Depressionen, familiäre Krisen, eventueller Arbeitsplatzverlust und vieles mehr spielen eine Rolle und ziehen die Abhängigen noch tiefer in die Suchtspirale.

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