Erinnerungen an Wolfgang Pucher
Altbürgermeister Alfred Stingl über "einen Freund"

VinziWerke-Gründer Wolfgang Pucher feierte mit dem VinziFest erst am 18. Juni 2023 sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Seine Predigten waren oftmals humorig, aber immer eindringlich. | Foto: Gerd Neuhold
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  • VinziWerke-Gründer Wolfgang Pucher feierte mit dem VinziFest erst am 18. Juni 2023 sein 60-jähriges Priesterjubiläum. Seine Predigten waren oftmals humorig, aber immer eindringlich.
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"Die Großartigkeit eines Menschen ohne an sich selbst zu denken, das war das Außergewöhnliche an Wolfgang Pucher", so beschreibt der Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl seinen "Freund"  – mit MeinBezirk.at wirft er einen emotionalen Blick zurück auf über vier gemeinsame Jahrzehnte.

GRAZ. Der Grazer Pfarrer und "soziales Gewissen der Stadt" Wolfgang Pucher ist wie berichtet am Mittwoch während seines Urlaubs in Kroatien verstorben. Die Lücke, die er – nicht nur innerhalb der VinziWerke, deren Gründer er war, hinterlässt, ist groß. Viele Persönlichkeiten aus den verschiedenen Bereichen der steirischen Gesellschaft haben sich zum Ableben des beliebten aber nicht unumstrittenen "Armen-Pfarrers" zu Wort gemeldet. Im Gespräch mit MeinBezirk.at erinnert sich einer seiner Wegbegleiter und Mitstreiter, der Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl, an Wolfgang Pucher.

  • Wie haben Sie vom Tod Wolfgang Puchers erfahren?

Alfred Stingl: Aus den Medien, genauer aus dem Radio ...ich war fertig und habe mir gedacht: "Das gibts ja nicht! Und noch dazu im Urlaub. Das ist schon der Hammer, wenn der liebe Gott den Pfarrer aus dem Urlaub zu sich holt."

  • Wie lange kannten Sie einander?

Das waren sicher zwischen 40 und 50 Jahren. Ich erinnere mich noch gut an Wolfgang Puchers Anfänge in der Pfarre in Eggenberg, als auch sein Engagement für die Ausgegrenzten, für jene Menschen, die nichts hatten, begonnen hat.
Wir hatten eine gute Partnerschaft - ich erlaube mir zu sagen, dass wir auch Freunde waren. Eine unserer ersten gemeinsamen "Taten" war der Umbau beziehungsweise die Sanierung eines Hauses in Eggenberg, das den Menschen ohne Dach über dem Kopf erster Zufluchtsort wurde. Damals war ich ja Stadtrat und habe aus dieser Funktion heraus versucht, zu helfen. Über die Jahre und Jahrzehnte hindurch gab es aber immer wieder vielfache Berührungspunkte.

Altbürgermeister Alfred Stingl erinnert sich an viele unvergessliche Stunden mit Wolfgang Pucher und "Sorgenkinder", denen gemeinsam versucht wurde, zu helfen.  | Foto: Konstantinov
  • Altbürgermeister Alfred Stingl erinnert sich an viele unvergessliche Stunden mit Wolfgang Pucher und "Sorgenkinder", denen gemeinsam versucht wurde, zu helfen.
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  • Welche noch?

Das waren die unzähligen Weihnachtsfeiern, die eben ausgehend von diesem "gemeinsamen" Haus in Eggenberg alljährlich dort stattfanden und wo wir uns traditionellerweise immer trafen und feierten. Einmal hat Pfarrer Pucher sogar dafür gesorgt, dass dort Tiere - wie in der echten Krippe zu Betlehem – hingebracht worden waren.

  • Wie würden Sie Wolfgang Pucher beschreiben?

Seine Großartigkeit bestand darin, sich um andere Menschen zu kümmern ohne an sich selbst zu denken, das war das Außergewöhnliche! Diese Großartigkeit habe ich schon bei unserem Kennenlernen gespürt, als sein Engagement zum Vorschein gekommen ist. Da habe ich mir gedacht: "Dieser Mensch wird noch Großartiges leisten."
Wolfgang Pucher war immer fröhlich aber auch ernst, wenn es darum ging, eine Sache gut zu Ende zu bringen. 

"Er war auch ein genauer Hinhörer, hat hingehorcht, was die Menschen zu sagen hatten, was sie beschäftigt hat. Dinge, die manche Andere vielleicht nicht begreifen können, die hat er ausgebügelt."
Alfred Stingl über Wolfgang Pucher

  • Haben Sie auch seine Gottesdienste besucht?

Ja, dann und wann. Und auch da hat sich seine "moderne Lässigkeit" gezeigt. Seine Gottesdienste waren meist sehr gut besucht, er hat ganz einfache, aber verständnisvolle, oft auch humorige Predigten gehalten. Das war eine seiner wirklichen Größen - einfach aber eindringlich.

VinziWerke-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher wie man ihn gern in Erinnerung behält: Beim gemütlichen Beisammensein mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern | Foto: VinziWerke
  • VinziWerke-Gründer Pfarrer Wolfgang Pucher wie man ihn gern in Erinnerung behält: Beim gemütlichen Beisammensein mit den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
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  • Gibt es ganz persönliche gemeinsame Erinnerungen oder Erlebnisse?

Da gibt es einige. Besonders nahe ist mir aber die gemeinsame Unterstützung eines, sagen wir "Menschenkinds" gegangen. Wir haben zusammen vor fünf bis sechs Jahren versucht, diesen Menschen wieder zurück ins Leben zu holen. Das ist leider nicht gelungen, obwohl wir viele Versuche unternommen, viele Angebote gemacht haben. Es ist leider nichts daraus geworden, außer, dass wir gelernt haben: Man kann nicht immer allen helfen. Wolfgang Pucher hat nicht auf den Charakter geschaut, sondern nur: Wir können wir dieses "Menschenkind" wieder aufbringen.

  • Was bleibt von Wolfgang Pucher?

Sein Tun hat weit über den Bezirk Eggenberg hinausgestrahlt. Da wird hoffentlich viel und lange noch etwas Bestand haben ...die unzähligen Möglichkeiten und Unterstützungen für Menschen in Not, die Wolfgang Pucher angestoßen hat. Was fehlen wird, ist sein persönlicher Einsatz dabei.

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