Der Vinzi-Verein in neuen Händen
2002 gründete Gertraud Delephont die Vinzenzgemeinschaft in Kalsdorf. Aus gesundheitlichen Gründen legt sie die Obmannschaft in jüngere Hände und holt zuvor noch Fernitz mit ins Boot. Damit entsteht steiermarkweit die erste Vinzenzgemeinschaft in einem Pfarrverband.
Gertraud Delephont geht schon lange auf den Wegen des Heiligen Vinzenz von Paul (1581 – 1660). „Mir ist es einmal sehr, sehr schlecht gegangen“ sagt die Achtzigjährige. „Da habe ich mir vorgenommen, wenn es mir gut geht, werde ich den Armen helfen“. In vielfacher Weise setzt Delephont dieses Vorhaben um. Jahrelang arbeitete sie im Grazer Marienstüberl bei der Essensausgabe ehrenamtlich mit. Bis Pfarrer Wolfgang Pucher auf der Suche nach Gleichgesinnten in Kalsdorf vorstellig wurde. Fast schien es, als müsste der Armenpfarrer unverrichteter Dinge wieder gehen. „Als wenn mich wer geschupft hätte“ erinnert sie sich, „ich ging ihm nach und hab‘ gesagt, ich mach das!“
Gertraud Delephont suchte Verbündete und packte mit diesen gemeinsam materielle und seelische Armut an. „Den wirklich Notleidenden, denen es zum Verrecken schlecht geht, die melden sich nicht, die verstecken sich aus Scham“, weiß sie aus Erfahrung. „Da muss man selber auf die Suche gehen und Hilfe anbieten“. Den Vereinsregeln zufolge liegt der Schwerpunkt in der Betreuung einsamer Menschen sowie materielle Hilfe im Einzelfall. Auf Initiative der Vinzenzgemeinschaft finden im Kalsdorfer Pflegeheim Laetitia Wortgottesdienste und Heilige Messfeiern statt. Die betagten Bewohner werden im Jahreskreislauf besucht und mit kleinen Aufmerksamkeiten beschenkt.
In Österreich gibt es 140 Vinzenzgemeinschaften, mit 61 hat die Steiermark die höchste Dichte dieser sozialen ehrenamtlichen Einrichtung. In der Generalversammlung wurde der Fernitzer Gottfried Mekis einstimmig zum neuen Obmann der Vinzengemeinschaft im Pfarrverband gewählt. „Jeder Motor wird einmal schwächer“ sagt Gertraud Delephont, aber als stellvertretende Obfrau wird sie weiterhin eine treibende Kraft im Dienste der Nächstenliebe sein.
Text und Fotos: Edith Ertl
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