Ein antizyklisches Leben – ein perfekter Tag mit Christof Spörk
Der Kabarettist und Musiker über einen Traumtag abseits des Mainstreams.
Mitten unter der Woche schon vormittags neben Pensionisten im Kaffeehaus sitzen und gemeinsam mit Hausfrauen einkaufen gehen, während andere im Büro sitzen – für Christof Spörk ein Luxus, den er sich als freischaffender Künstler leisten kann. "Wenn man das Glück hat, von seiner Kunst leben zu können, ist das natürlich eine unglaubliche Freiheit", erzählt er, ein Bein über dem anderen. "Ich bin auch als Student schon nicht dann mit dem Zug gefahren, wenn alle anderen gefahren sind. Ich nenne das immer antizyklisch leben: den Stau von der anderen Seite anschauen."
Sein, wie das Theatercafé
Kein Wunder also, dass Christof Spörk an seinem perfekten Tag in Graz auch gerne im Theatercafé ist, wo Staus kaum mehr sind, als eine ferne Erinnerung. Bis zu seinem Auftritt mit dem aktuellen Programm "Ebenholz" dauert es noch ein paar Stunden, Zeit scheint hier aber keine große Rolle zu spielen, denn Tageslicht ist eher kein Teil des Raumkonzepts und das Interieur erweckt den Anschein, als habe sich seit Jahrzehnten nichts daran verändert. Und ein bisschen riecht es auch so.
Aber das macht nichts – ganz im Gegenteil: das muss sogar so sein! Warum, erklärt Christof Spörk, zwischen zwei Zügen an seiner "Chesterfield": "Ich würde auch einmal gerne werden wie das Theatercafé und als Person so weit kommen, dass ich an mir nichts mehr ändern muss, oder sogar nichts mehr ändern darf. Es ist so etwas wie eine Antwort auf unsere schnelllebige Zeit, in der sich die Mode fast schon im Wochentakt selbst überholt, obwohl sich ja eh nix ändert."
Zeit für die Kinder
Weil der Kabarettist trotz aller Liebe zur Kleinkunstbühne in der Mandellstraße aber nicht ganz auf Sonne und frische Luft verzichten möchte, ist das Theatercafé nur eine Station seines perfekten Graz-Tages. Entscheidend ist es für ihn zuerst einmal, lange zu schlafen und "wenn es geht, nur Dinge zu tun, die gut für mich sind". Das heißt vor allem, viel Zeit für seine vier Kinder zu haben und möglichst wenig mit Buchhaltung und jeglicher Arbeit am Computer zu tun zu haben.
Keine Lärmschutzwände
Spörk ist gerne in der Natur – selbst wenn er mit dem Auto von seinem Haus im Burgenland nach Graz anreist: "Ich mag es nicht, zwischen Lärmschutzwänden eingesperrt zu sein, sondern versuche lieber, nicht dem Strom aller zu folgen – das macht meistens blind."
In Graz angekommen geht der promovierte Politikwissenschaftler dann eine Runde spazieren, isst eine Suppe im "Blaukrah" in der Sparbersbachgasse, oder liest: "Ich bin ein absoluter Zeitungsfreak und als ehemaliger Journalist lege ich viel Wert auf den Schreibstil. Besonders gerne lese ich die 'Zeit'."
"Fliegen"
Bevor es dann endgültig auf die Bühne geht, macht Christof Spörk noch ein paar Liegestütze, um körperlich nicht ganz kalt zu sein. Die Nervosität ist dann kurz vor dem Auftritt auch nach Jahren noch groß. "Wenn der Abend stimmig war, entsteht dann ein gemeinsames Gefühl, dass man sagt: Ja, das war ein schöner Abend. Das nenne ich fliegen."
Zur Person
Geboren am 16. April 1972 in Voitsberg.
U. a. Studium der Politikwissenschaften an der Uni Wien und Jazzgesang an der Kunstuni Graz.
Mit "Global Kryner" beim "Eurovision Song Contest" 2005
2011 Solo-Debüt als Kabarettist
Am 8. Mai mit "Ebenholz" wieder im Theatercafé zu sehen.
Info:www.christofspoerk.at
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