InTaKT-Festival 2021
Ein offenes Gespräch über Sexualität
Was bedeuten Liebe und Sex für mich? Diese Frage beantworten Menschen mit und ohne Beeinträchtigung in dem Film "Crazy little thing called love", mit dem heute das inklusive Festival "InTaKT" eröffnet wurde. Außerdem: eine Fotoausstellung zeigt Wien aus Rollstuhlfahrer-Sicht.
"Meine Unschuld habe ich im Tausch gegen fünf Liter Heizöl verloren", erzählt Hugo Dreter, während er genüsslich an seiner Zigarre zieht. Der alte Herr mit der Brille thront auf seinem roten Seniorenmobil und spricht ganz lässig über die Themen Liebe und Sexualität. Es ist eine bedingungslose Offenheit, die sich von Anfang bis zum Ende wie ein roter Faden durch "Crazy little thing called love" zieht. Und ebendiese Offenheit ist wohl auch der Grund, warum der Dokumentarfilm bei seiner Premiere im TaO! (Theater am Ortweinplatz) minutenlangen Applaus erhielt.
Kuscheln macht glücklich
Gedreht wurde der Streifen anlässlich des diesjährigen InTaKT-Festivals, die Idee dafür stammt von Anja Wohlfahrt, die seit letztem Jahr auch die organisatorische Leitung des inklusiven Kulturfestivals übernommen hat. Die freie Regisseurin sprach im heurigen Sommer mit gut 14 Protagonisten – manche mit, manche ohne Beeinträchtigung – über dasselbe Thema: Liebe und Sex. Wie fühlt sich das an, wenn man in jemanden verknallt ist? Wie war dein erstes Mal? Was bedeutet eigentlich Asexualität und warum macht uns eine Kuscheleinheit auch vier Tage später noch glücklich?
Reden, reden, reden
Wohlfahrt nahm sich lange Zeit, um mit ihren Protagonisten zu sprechen und dementsprechend viel Raum nehmen sie auch in der Reportage ein. Ziemlich minimalistisch – die Fragen werden zur Überleitung einfach eingeblendet – verwebt der Dokumentarfilm stundenweise Gesprächsmaterial (bis zu zwei Stunden pro Person) zu einer Abfolge aus schönen Gedanken, leichten und schweren Anekdoten und allerlei Fachwissen. So verlässt kein Besucher den Saal, ohne einen wichtigen Unterschied gelernt zu haben: Während beim Sex das Glückshormon "Dopamin" ausgeschüttet wird, ist es beim Kuscheln der StoffOxytocin", der Stress und Angst reduziert. Kein Wunder, dass man manchmal einfach kuschelbedürftig ist. Die wichtigste Botschaft des Abends: Sex und Liebe geht uns alle was an, egal ob mit Beeinträchtigung oder ohne. "Liebe bedeutet Leben", schließt Cornelia Weixler.
Ausstellung und mehr
Zeitgleich zum Dokumentarfilmv "Crazy little thing called love" wurde im TaO! auch eine Ausstellung präsentiert: Evelyn Brezina, die an der Glasknochenkrankheit und deshalb im Rollstuhl sitzt, zeigt hier ihre Sicht auf Wien. "Fenster zur Welt" nennt sich ihre Schau, die noch bis Sonntag, 7. November jeweils vor den Vorstellungen im TaO! besichtigt werden kann.
Wer lieber noch ins Theater möchte, dem sei das Stück "Un/Gleich" ans Herz gelegt, das am Samstag, 6. November im Grazer Schauspielhaus uraufgeführt wird. Hier laden professionelle Tänzer mit und ohne Beeinträchtigung das Publikum zum Nachdenken über Zugehörigkeit ein.
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