Gefragte Frau
Kabarettistin Chrissi Buchmasser hat genug vom Brav-Sein
Ihr Debüt gab die Newcomer-Kabarettistin Chrissi Buchmasser beim Grazer Kleinkunstvogel 2021, wo sie prompt den begehrten Publikumspreis gewann. Nun startet sie mit ihrem ersten Soloprogramm "Braves Kind" im Theatercafé Graz, die Premiere findet am 13. Oktober statt.
GRAZ. Sie war ein braves Kind, immer artig, immer freundlich. Jetzt ist sie selbst Mutter eines knapp einjährigen Kindes. Als "Super-Mum", die alles schaukelt, sieht sich Chrissi Buchmasser zwar nicht, aber dennoch ist sie gleichzeitig Kabarettistin und steht ab 13. Oktober mit ihrem Soloprogramm "Braves Kind" auf der Bühne. Im Interview mit MeinBezirk.at erzählt Buchmasser über ihren Weg zum Kabarett, liefert Einblicke in ihr Soloprogramm und erklärt, warum das Thema Gleichberechtigung für sie inzwischen wichtig ist.
Wie sind Sie zum Kabarett gekommen?
Chrissi Buchmasser: Grundsätzlich hat mich das Thema schon lange interessiert, ich habe auch im Fernsehen immer verschiedene Kabarett-Sendungen geschaut. Allerdings wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ich auch selbst auftreten könnte, weil ich mich eigentlich nicht als "Bühnenperson" gesehen habe. Es hat mir zwar immer Spaß gemacht, lustige Texte zu schreiben, aber sie selber vorzutragen, war zunächst außerhalb meiner Welt.
In einem Moment geistiger Umnachtung habe ich mich dann aber beim Grazer Kleinkunstvogel angemeldet, wo ich meinen ersten Auftritt hatte und prompt den Publikumspreis gewonnen habe. Ab diesem Zeitpunkt habe ich "Blut geleckt". Zudem habe ich durch den Preis die Möglichkeit erhalten, im Theatercafé mit meinem Soloprogramm aufzutreten. Dann war für mich klar: Wenn ich die Möglichkeit habe, dann mache ich es "gscheit".
Welche Bedeutung hat für Sie der Grazer Kleinkunstvogel?
In Graz gibt es wenige Open Stages für das Kabarett, wo man sich einfach mal ausprobieren könnte. Daher ist der Kleinkunstvogel wichtig, weil sich dafür jede und jeder anmelden kann. Außerdem erhält man im Falle eines Sieges die Möglichkeit, das eigene Soloprogramm aufzuführen, was eine großartige Gelegenheit darstellt.
Ihr Soloprogramm trägt den Titel "Braves Kind". Wie kommt es dazu?
Zu der Zeit, als der Titel entstanden ist, bin ich gerade Mutter geworden. Daher habe ich gewusst, dass sich das Programm in irgendeiner Form um das Thema "Mutter-Sein" drehen würde. Andererseits geht es aber auch um meine eigene Kindheit, in der mein Papa immer gesungen hat: "Christine ist ein braves Kind".
Das ist auch das Thema des Programms: Es geht um ein einst braves Kind, das jetzt selbst Mutter ist und zu hinterfragen beginnt, in welchen Alltagsbereichen vielleicht noch immer keine Gleichberechtigung herrscht. Im Programm versuche ich daher, vermeintlich kleine Situation zu einem Gesamtbild zu komprimieren, sodass man erkennt: Moment, vielleicht sollten wir doch genauer darauf schauen.
Können Sie dafür ein Beispiel nennen?
Ein ziemlich aktuelles Thema ist der Frauenfußball: Als ich ein Kind war, gab es so gut wie keine Mädchenmannschaften. Ich hätte gerne Fußball gespielt, aber es ging nicht. Heute gibt es die Möglichkeit, aber der Sport heißt immer noch "Frauenfußball" und nicht einfach "Fußball". Zudem gibt es einen gravierenden Gehaltsunterschied und viele Vereine haben noch immer keine Frauenmannschaft.
Das sind Ungleichheiten, die oft unbemerkt mitlaufen, die man vielleicht akzeptiert. Aber wenn man verschiedene Bereiche im Leben betrachtet, summiert sich das zu einem Gesamtbild. Und das verdeutlicht, dass es eigentlich noch nicht ok ist.
Gibt es auch im Bereich des Elternseins solche Situationen?
Eigentlich hat mir meine Mutterschaft den Anstoß geliefert, mich mehr mit dem Thema Gleichberechtigung zu beschäftigen. Sobald man Mutter wird, kommt man fast nicht daran vorbei, in den Gedanken zum Thema politisch zu werden.
Das gilt zum Beispiel für die Karenz, in der nach wie vor große Geschlechterunterschiede bestehen, das betrifft aber genauso die fehlenden Kindergartenplätze in Graz. Denn auch hier sind es wieder die Mütter, die notfalls den Job aufgeben müssen. Es scheint also normal zu sein, dass Frauen beruflich zurückstecken, sobald Kinder da sind. Das kann allerdings weitreichende Folgen bis hin zur Altersarmut haben.
Aber es geht nicht nur darum, dass Frauen möglicherweise keine Karriere machen können. Auch Männer stehen unter dem Druck, die Familie ernähren zu müssen. Mein Mann wäre zum Beispiel sehr gerne in Karenz gegangen, aber für ihn wäre es beruflich schwerer vereinbar gewesen.
Wie steht es in der Kabarett-Branche um die Gleichberechtigung?
Es werden immer mehr Frauen, die Kabarett machen. Vor allem werden aber immer mehr Frauen sichtbar. Das ist auf jeden Fall eine positive Entwicklung. Trotzdem ist die mediale Repräsentation insofern ausbaufähig, als die Verteilung oft nicht stimmt: So treten in diversen Fernsehsendungen beispielsweise zwei oder vier Männer auf, häufig allerdings nur eine Frau.
Allerdings gibt es immer mehr Kabarettistinnen, die vor allem auch sehr gut sind und von denen ich gerne mehr sehen möchte.
Steckbrief: Chrissi Buchmasser
Die Neo-Kabarettistin Chrissi Buchmasser ist 1989 in Feldbach geboren, in Straden aufgewachsen und wohnt inzwischen seit vielen Jahren in Graz. Nachdem sie 2021 ihr Kabarett-Debüt beim Grazer Kleinkunstvogel gab und den Publikumspreis gewann, war sie im März 2022 in der Sendung "Pratersterne" zu sehen. Nun feiert ihr erstes Soloprogramm "Braves Kind" von 13. bis 15. Oktober Premiere im Theatercafé Graz. In Wien ist die Steirerin am 25. Oktober 2022 im Kabarett Niedermair zu sehen.
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