Gefragte Frau
Künstlerin Carola Deutsch über ihre "bunte Welt"
Künstlerin und Tattooartist Carola Deutsch spricht im Interview mit MeinBezirk.at über ihre Liebe zu Farben und zu ihrer Heimat Graz. Außerdem verrät sie, was sie zu ihrer kommenden Ausstellung inspiriert hat und warum sie die Welt bunt sieht.
GRAZ. In ihrem Atelier, mitten in der Grazer Innenstadt empfängt uns Carola Deutsch für ein Interview. Neben dem Geruch von Acryl- und Ölfarbe fällt einem hier vor allem eines sofort auf: Farbe. Nicht nur die Leinwände erstrahlen in bunter Pracht, auch den Wänden, Lampen und Sesseln hat die Künstlerin einen kreativen Anstrich verpasst.
- Welchen Stellenwert haben Farben in Ihrer Arbeit?
Carola Deutsch: Bei meinen Bildern geht es ganz stark um Licht, Schatten und Farben. Schatten erscheint uns oft als schwarz und Licht als weiß – ich finde es spannend zu sehen, welche Farben da tatsächlich dahinter stecken.
- Besonders präsent in Ihrer Arbeit sind Frauenportraits. Wie kommt das?
Ja, das hat sich die letzten Jahre herauskristallisiert. Zurzeit entdecke ich in Frauengesichtern das, was ich ausdrücken möchte. Aber wer weiß, vielleicht sind es in Zukunft auch einmal die Männer.
- Wie viel Platz hat das Tätowieren?
Ich könnte mich nie zwischen Malen und Tätowieren entscheiden. Das ist, denke ich, auch prägnant für meinen Stil, weil ich durch und durch ein Mixed-Media Artist bin – in Form meiner Bilder, beim Tätowieren und auch bei meinen Street Art Projekten. Jeder Bereich fordert und inspiriert mich gleichzeitig. Das ist eine schöne Symbiose.
- Sie haben das neue Motel One in Graz künstlerisch gestaltet – ein sehr prominentes Projekt.
Das Motel One ist natürlich mein großes Herz, das war so ein tolles Projekt. Und es war eine großartige Kooperation, weil mir alle Freiheiten gelassen wurden. Es ehrt mich schon, dass mich meine eigene Stadt so schätzt, dass ich ein ganzes Hotel gestalten durfte – man hört ja sonst oft, dass die Karriere im Ausland anfängt. Ich werde Graz auf jeden Fall erhalten bleiben, Graz ist, wo mein Herz schlägt.
- Ihre nächste Ausstellung eröffnet am 2. März im Café Kaiserfeld. Was kann man sich davon erwarten?
Auf die Ausstellung freue ich mich besonders – die Nostalgie, die an diesem Ort herrscht, hat mich sofort verzaubert. Als wir den Termin vereinbart haben, war Corona-bedingt noch überhaupt nicht absehbar, dass das so eine unbefangene Sache werden kann. Ich glaube, deshalb ist mir die Ausstellung auch so ans Herz gewachsen. Sie war für mich ein Ankerpunkt dafür, dass es wieder schön, lustig und inspirierend werden kann. So ist auch der Titel entstanden: 'All we have is NOW'. Ganze 23 unveröffentlichte Kunstwerke beschäftigen sich mit unterschiedlichen Emotionen. Das besondere ist außerdem, dass es erstmals Ölbilder sind – das war für mich ein neuer Prozess.
- Die Inspiration für Neues geht Ihnen also nicht aus.
Ganz und gar nicht! Ich habe ja die Befürchtung, dass ein Leben nicht ausreichen wird. Alles kann inspirieren und daran möchte ich mich auch orientieren – dass mich die Welt inspiriert und nicht deprimiert. Das heißt aber nicht, dass ein Kunstwerk immer lieb und brav sein muss. Es darf etwa auch zornig sein, das gehört ja alles zum Leben dazu.
- Welche Projekte bringt die Zukunft sonst noch?
Heuer ist wirklich ein aufregendes Jahr. Neben vier Ausstellungen wurde ich im März für Tattooprojekte nach Zürich eingeladen. Der Frühling startet mit einer Kunstreise nach Berlin und im Spätsommer leite ich einen Malkurs in Wien. Im Herbst bin ich als Speakerin beim 'Female Future' Festival zu Gast. Es gibt natürlich auch immer Wünsche für die Zukunft. Ich habe da ein Ritual: Einmal im Jahr schicke ich einen Wunsch ans Universum. Ich bin überzeugt davon, dass die Kraft der Gedanken viel bewirken kann. Wenn man die Welt bunt sieht, sieht man auch die Vielfalt an Möglichkeiten.
Steckbrief: Carola Deutsch
Die Grazer Künstlerin machte ihre Ausbildung an der Ortweinschule für Kunst & Design und absolvierte im Anschluss die Meisterklasse für Malerei. Schon im Alter von 22 Jahren machte sich Carola Deutsch selbstständig und ist seitdem hauptberuflich freischaffende Künstlerin und Tattooartist. Zu ihren kreativen Disziplinen zählen farbenfrohe Kunstwerke auf Leinwänden, körperübergreifende Tätowierungen und großformatige Streetart Projekte. Zudem blickt sie mit der Gründung des Decasa Kreativstudios 2012, gemeinsam mit ihrer Schwester Sabrina Deutsch, auf 10 bunte und erfolgreiche Jahre zurück. Die künstlerische Handschrift der Grazerin findet man bereits in zahlreichen Städten Europas - von Graz bis Hamburg, von Wien bis Portugal, von Barcelona bis Berlin sowie auch in New York.
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