110 Jahre Kabarett Simpl
Michael Niavaranis Mission, Menschen zum Lachen zu bringen

Lachen als Erleichterung, um die Schwere des Lebens zu meistern: Im Gespräch mit MeinBezirk.at philosophiert Michael Niavarani über die Daseinsberechtigung – vielmehr Notwendigkeit – des Satiretheaters. Gemeinsam mit seinen Simpl-Kollegen Jenny Frankl und Joachim Brandl war er zu Gast in Graz, um das Jubiläumsprogramm zu präsentieren und natürlich um über Humor, seine Hassliebe zu Kernöl und schlechte Witze zu sprechen.

GRAZ. "Lachen ist die beste Medizin" - so könnte die banale Erklärung für das Erfolgsrezept des Genres Kabarett lauten. "Ich denke, der Humor hat eine zutiefst menschliche Funktion. Es ist eine Frechheit, dass wir uns so plagen müssen im Leben. Und offensichtlich hat sich im Laufe der Evolution der Humor entwickelt, damit wir davon Abstand gewinnen. In dem Moment, wo wir lachen, können wir nichts anderes empfinden. Also jede Traurigkeit, jede Depression ist weg", so die tiefgründig-therapeutische Legitimation von Michael Niavarani, dem Doyen der österreichischen Satirekunst. Gemeinsam mit seinen Simpl-Kollegen Jenny Frankl und Joachim Brandl war er zu Gast in der Redaktion von MeinBezirk.at, um 110 Jahre Kabarett Simpl Revue passieren zu lassen. 

Komiker mit Hang zu Kaffee und Kernöl - aber bitte nur am Vanilleeis: Michael Niavarani und Kollegin Jenny Frankl im Gespräch mit MeinBezirk.at-Redakteurin Andrea Sittinger. | Foto: Brand Images
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110 Jahre Lachen auf höchstem Niveau

Im Vorjahr hat das legendäre Simpl in Wien seinen 110. Geburtstag gefeiert. Das Programm dazu "Des Bullis Kern – eine Entblätterung in 20 Enthüllungen" läuft noch bis Mai diesen Jahres und soll auch den Steirern Gusto machen, den Weg über den Semmering zu suchen. Während Bulli Bezug auf das tierische Maskottchen des Satiretheaters nimmt, ist in Sachen Entblätterung und Enthüllungen eine Art "Best of der letzten 110 Jahre zu erwarten", wie Conférencier Joachim Brandl ausführt. "Wir versuchen zu klären, warum das Kabarett seit 110 Jahren überhaupt da ist und noch immer spielt. Wir wollen dem Kern der Satire auf den Zahn fühlen. Das passiert anhand von Nummern, die in der Vergangenheit groß waren und vom Publikum geliebt wurden. Es gibt aber auch neue Sachen und aktuelle Themen."

Das Ensemble des Simpl spielt noch bis Mai 2023 "Des Bullis Kern" - eine Werkschau über die vergangenen 110 Jahre. | Foto: Jan Frankl
  • Das Ensemble des Simpl spielt noch bis Mai 2023 "Des Bullis Kern" - eine Werkschau über die vergangenen 110 Jahre.
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Und warum ist das Kabarett gerade in Krisenzeiten wie jetzt so wichtig? "Weil wir eben die Erleichterung brauchen. Wir müssen uns mit irgendwas über die Traurigkeit unserer Existenz erheben können. Die Kunst ist in Wirklichkeit der Trost", so Niavarani.

"Klimakleber sind grandios"

Krisen nähren das Kabarett. Was sagen demnach Komikerinnen und Komiker zu den mittlerweile vielerorts heiß umstrittenen und polarisierenden Klimakleberinnen und -klebern, ein gefundenes "Fressen"? "Natürlich gibt das für uns irrsinnig viel her und das ist ja auch eine Form der Zuneigung, wenn wir das Thema behandeln", meint Jenny Frankl.

"Und auch wenn wir sie auf der Bühne verarschen, finde ich sie persönlich grandios. Sie haben genau den Mut, der mir fehlt. Eigentlich will ich mich gerne dazukleben, aber ich habe einfach die Eier nicht ... und die Zeit muss man dazu sagen."
Joachim Brandl

Er ist im Gegensatz zu Frankl und Niavarani übrigens "nur" Wahlwiener, stammt ursprünglich aus der Murmetropole und hat seine ersten Auftritte unter anderem im legendären Theatercafé absolviert.

Gemeinsam mit den Simpl-Kollegen Jenny Frankl und Joachim Brandl war Michael Niavarani zu Gast in Graz, um das Jubiläumsprogramm des Simpl zu präsentieren und natürlich um über Humor, seine Hassliebe zu Kernöl und schlechte Witze zu sprechen. | Foto: Brand Images
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Hassliebe zum Kernöl

Was unterscheidet das steirische vom Wiener Publikum? "Die Wiener sind sehr verwöhnt und kritisch. Sie haben ja so viel Programm vor der Nase und können sich alles aussuchen. Und wenn aus der Steiermark wer zu uns kommt, dann ist er ja extra hingefahren und will das auch unbedingt sehen. Die Steirer sind sehr wohlwollend", streuen die Drei Rosen in die Steiermark.

Wobei nicht alles super ist. "Das Kernöl schmeckt mir nur am Vanilleeis", hält Niavarani übrigens das schwarze Gold aus der Steiermark für am Salat überbewertet
Die Pausen während der langen Proben im Simpl versüßt der Theaterdirektor seinem Ensemble lieber mit süßem Kartoffelsalat, Backhendl, Pizza, Gummibärchen, Rumkugeln und was es sonst an Essbarem gibt. Auch der Stoff zu Lachen wird an der Wiener Wollzeile keinesfalls so schnell ausgehen. 

Die drei Komiker im WORDRAP:
An Joachim Brandl schätze ich ....
Michael Niavarani: Dass er seine Conférencen jeden Tag adaptiert und tatsächlich zu jedem politischen Ereignis oder Gesellschaftsereignis eine Pointe findet.
Jenny Frankl: Dass er nicht nur ein toller Kollege, sondern auch ein guter Freund ist.

An Jenny Frankl schätze ich ....
Joachim Brandl:
Dass sie eine gute Freundin ist und dass sie die lustigste Frau ist, die ich kenne.
Niavarani: An Jennifer Frankl schätze ich ihr Gesamtvermögen auf 3,4 Millionen Euro.

Legendär: Conférencier Joachim Brandl, Simpl-Chef Michael Niavarani und Bulli (m.) | Foto: Jan Frankl
  • Legendär: Conférencier Joachim Brandl, Simpl-Chef Michael Niavarani und Bulli (m.)
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An Michael Niavarani schätze ich ....
Joachim Brandl: Dass immer etwas zu essen hinter der Bühne ist. 
Jenny Frankl: Jössas! .... Pause .... dass er so ein toller Mensch ist. Er ist der beste Chef, den man sich wünschen kann. Er ist immer für uns da.

Den Großteil des Tages verbringe ich mit ...
Niavarani: Zweifeln, ob das, was ich mache, auch wirklich gut ist.
Frankl: Mit meinen Kindern.
Brandl: Mit der Familie und mit Zeitunglesen, als Vorbereitung für die Conférencen.

Der beste Schmäh, der mir jemals über die Lippen gekommen ist ...
Brandl: Ich bin tatsächlich sehr stolz auf meinen Kurz-Sager. Da habe ich damals gesagt, als es geheißen hat, dass Sebastian Kurz Geld scheißen kann, habe ich auf der Bühne gesagt: " Das kann ich mir nicht vorstellen, da müssten die Grünen aus seinem Arschloch zuerst wieder rauskrallen."
Frankl: Ich kann nicht nicht sagen, ich habe keinen besten Schmäh, ich habe nur schlechte, aber davon dafür viele.
Niavarani: Es ist tatsächlich schwer zu sagen, weil man das selber ja nicht so empfindet. Ich weiß es nicht. Ich schließe mich den schlechten Witzen der Kollegen an.

Ich liebe Graz, weil ...
Brandl: Es ist meine Heimat ist.
Frankl (mit Blick zu Brandl): Weil es seine Heimat ist.
Niavarani: Ich liebe Graz, weil man von hier wieder sehr schnell in Wien ist.

Mehr Sachen zum Lachen:

Kabarettistin Chrissi Buchmasser hat genug vom Brav-Sein
SteirerStimmen – Folge 121: So gesund kann Lachen sein oder die Leiden des Andi Peichl

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