Vor dem Schauspielhaus
Telefonzelle für hasserfüllte Menschen
Seit bald zwei Wochen befindet sich vor dem Schauspielhaus Graz eine literarische Telefonzelle, die der anrufenden Person eine Antwort auf verschiedene Formen und Auslöser des Hasses liefert. Auf diese Weise bietet die "Hotline gegen Hass" die Möglichkeit, Notrufe abzusetzen, wenn einen die Hassgefühle wieder einmal zu überwältigen drohen.
GRAZ. Hass ist mittlerweile zu einem inflationär gebrauchten Wort und einem weit verbreiteten Zustand geworden: "Der Hass hat in den letzten Jahren zugenommen. Das hat wirklich Folgen, weil sich die Leute entfremden und es zu direkten Konflikten kommt. Gleichzeitig resultiert Hass aber auch aus einer Verlorenheit und hat, glaube ich, viel mit Überforderung zu tun", schildert Elena Bakirova, die sich für Idee und Konzept hinter der "Hotline gegen Hass" verantwortlich zeichnet.
Stimmen aus der Spielzeit
Um den Hass trotz seiner Omnipräsenz in unserer Gesellschaft nicht überborden zu lassen, soll die literarische Telefonzelle vor dem Schauspielhaus Abhilfe schaffen. Dahinter steckt die Überlegung, dass bei verschiedenen Ausprägungen von Hass ein symbolischer Notruf abgesetzt werden kann, der die anrufende Person mit einer literarischen Stimme verbindet.
"Es gibt ein Telefonbuch, in dem 52 Arten von Hass gelistet sind - mit jeweils einer Rufnummer. Auf jede Art des Hasses bekommt die anrufende Person eine literarische Reaktion: Man hört einen Text aus den Stücken, die in dieser Spielzeit am Schauspielhaus gespielt werden", erklärt Bakirova und ergänzt: "Jede Antwort ist an sich eigentlich auch ein Hörspiel." Eingesprochen wurden die Textauszüge von Ensemblemitgliedern des Schauspielhaus Graz.
Bedeutung von Kunst
Neben der Funktion, die Anruferinnen und Anrufer mit einer entwaffnenden, komischen oder anregenden Antwort von ihren Hassgefühlen abzubringen, dient die "Hotline gegen Hass" aber auch dazu, die Potenziale von Kunst und Kultur vor den Vorhang zu holen: "Im Lockdown wurde viel diskutiert, dass die Kunst eigentlich nicht systemrelevant ist. Wir sind aber überzeugt davon, dass Kunst etwas Gutes tun kann und vielleicht sogar heilen kann", betont Bakirova abschließend.
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