Fine Crime Festival
Wo sich "True Crime" und Fiktion in Graz treffen
Kommende Woche verwandelt sich Graz mit dem "Fine Crime Festival" wieder in Österreichs Krimi-Hauptstadt. Warum es Krimi-Autorinnen und -Autoren scheinbar in die steirische Landeshauptstadt zieht und wo sich hier Fiktion und Wirklichkeit treffen, wissen Hannes Portugaller von den GrazGuides und Autor Robert Preis.
GRAZ. Geschichten von wahren Verbrechen, echten Tatorten, wirklichen Mördern und Opfern – "True Crime"-Formate haben sich in den letzten Jahren zum Massenphänomen gemausert. Auch in Graz gibt es eindeutig ein Publikum für das Genre: "Es ist ein interessantes Phänomen, dass Menschen das Makabere lieben", stellt "GrazGuide" Hannes Portugaller fest. Mehrere Touren zu den Themen Tod und Verbrechen in der steirischen Landeshauptstadt haben die Fremdenführer inzwischen im Repertroire – von "111 ways to die in Graz" mit lustigen, makabren und traurigen Geschichten rund um Gevatter Tod in Graz bis hin zu diversen Friedhofsführungen.
Mordsgeschichten aus Graz
Aktuell sind es jedoch die "Mordsgschichten", denen in Graz eine Bühne geboten wird: Im Rahmen des "Fine Crime Festivals", das mit diversen Lesungen, Vorträgen und Ausstellungen zwischen 12. und 17. Juni die heimische Krimi-Szene in Graz versammelt, machen sich die GrazGuides auf Spurensuche nach kriminell guten Stories und Tatorten kreativer Krimiautoren. Gezeigt wird dabei auch, wo sich Wahrheit und Fiktion treffen. "Die Realität ist hier Wurzel vieler Kriminalromane", weiß Portugaller.
Ein besonders prominenter Fall in Sachen True Crime ist in Graz die Geschichte von Jack Unterweger. "Er war eine sehr schillernde Person. Leider war er psychologisch ein Narzisst", beschreibt der GrazGuide den steirischen Serienmörder, der in den 70er- und 90er-Jahren mehrere Morde begangen, in Haft zu schreiben begonnen und dadurch Bekanntheit erlangt hat. "Bei der Führung lesen wir ein Gedicht von ihm vor – wenn klar wird, wer der Autor ist, kommen die Leute schon ins Schaudern."
Andere grausige Verbrechen, die sich in Graz abgespielt haben, sind die "Briefträgermorde": Die zwei verschwundenen Geldbriefträger hielten im April 1974 ganz Graz in Atem – beide waren Opfer eines brutalen Raubmordes geworden. Und auch Europas ältester "Cold Case" hat seinen Schauplatz in Graz: Ein prominenter Tanzlehrer aus Graz bekommt ein Paket zugestellt. Darin sollte der Tod auf ihn warten. "Bis heute konnte der Fall nicht aufgeklärt werden", erzählt Portugaller.
Guter Boden für spannende Geschichten
Dass Graz eine spannende Kulisse für Kriminalgeschichten bietet, findet auch Robert Preis. Der Fine Crime Festival-Veranstalter und Krimi-Autor lässt seinen Protagonisten Armin Trost gespickt mit historischen Bezügen in Graz ermitteln: "Wenn man ein bisschen ins Detail geht, stellt sich heraus, dass Graz eine sehr spannende Gegend ist – historisch und weil rundherum viel passiert." Es sei die "spannende Mischung", die die Landeshauptstadt zum geeigneten Schauplatz für Kriminalgeschichten macht: "Graz ist eine kleine Stadt, aber groß genug um ein bisschen unterzutauchen. Das bietet guten Boden, um hier spannende Geschichten zu kreieren."
"Die Gegend Graz und Umgebung ist so gedrängt von Kriminalromanen, das ist ein Wahnsinn – die Romanschreiber zieht es anscheinend nach Graz", stellt GrazGuide Portugaller fest. Mehr als sonst noch pilgern Freunde der feinen Mordsgeschichten jedenfalls beim anstehenden Fine Crime Festival hierher: Rund 30 Autorinnen und Autoren lesen bei der 9. Ausgabe des Literaturfestivals nicht nur in Graz, sondern auch in Zeltweg, Frohnleiten, Gratwein-Straßengel, Thal, Fernitz-Mellach, Weiz und Gnas. Der Veranstalter verspricht: "Bei einem Krimifestival geht es natürlich um Mord und Todschlag, aber es ist auch immer sehr humorvoll!"
Fine Crime Festival
- 12. bis 17. Juni 2023
- Programm: www.finecrime.com
GrazGuides-Tour "Mordsgeschichten"
12., 13., 14., 15., 16. Juni jeweils um 15.30 Uhr und 17. Juni um 15 Uhr
Infos und Anmeldung: www.grazguides.at
Echte Verbrechen aus Graz-Umgebung Nord:
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