101 Jahre Lebenserfahrung: "Ich fühle mich nicht so alt, eher wie 90"
Die Grazerin Helga Zingl im WOCHE-Interview über ihre 101 Jahre lange Lebenserfahrung.
Österreich ist 100 Jahre alt, am 12. November 1918 wurde die Republik ausgerufen. Zu diesem Zeitpunkt war Helga Zingl bereits ein Jahr alt. Die WOCHE hat mit der 101-Jährigen ein Gespräch über das Alter, das Jungbleiben und das Leben geführt.
WOCHE: Sie sind in den ersten Jahren der Republik aufgewachsen, hat man das Ausmaß dieser Veränderung realisieren können?
Helga Zingl: Nein, eigentlich nicht. Wir haben in der Schule zwar alles über die "neue" Republik gelernt, aber generell haben wir zu dieser Zeit sehr wenig über Politik gesprochen.
Ist die Zahl 100 etwas Besonderes für Sie?
Überhaupt nicht, ich hatte auch nie das große Ziel, unbedingt so alt werden zu müssen. Außerdem fühle ich mich gar nicht wie 100, eher so wie 90 (lacht).
Wie schaffen Sie es, auch in Ihrem Alter noch so fit zu bleiben?
Viel frische Luft! Ich gehe auch jetzt noch jeden Tag hinaus. Außerdem lese ich sehr viel und bin am aktuellen Geschehen interessiert. Über die heutige Politik ärgere ich mich zwar, aber ich lese trotzdem jeden Tag die Zeitung. Das war es schon, ein großes Geheimnis wie man 100 Jahre alt wird, gibt es nicht.
"Früher war alles besser" – ein Satz, den man nur allzu oft hört. Sind Sie auch dieser Meinung?
Nein gar nicht, man muss bedenken, welch schwierige Zeiten wir damals durchleben mussten, alleine mit dem Krieg und allem was dazugehört. Von so etwas ist jetzt keine Rede mehr.
Was ist für Sie Luxus?
Eine schwierige Frage. Ich glaube, dass übermäßiger Luxus in Form von Schmuck oder Geld nicht zufriedenstellend ist. Wir haben schon früh Bescheidenheit lernen müssen. Ich halte es mit Goethe: "Es irrt der Mensch solang' er strebt."
Haben Sie noch Ziele oder Pläne?
Die Zukunft ist in meinem Alter einfach relativ. Ich versuche, ohne große Gedanken zu leben und lenke mich mit Büchern ab. Wenn man einmal 101 Jahre alt ist, lebt man von Tag zu Tag und macht das Beste daraus.
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